Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite


auch bey denen Wiedergebohrnen
müsse das Gefühl von der Gnade
Gottes und folglich den Seelen-
Frieden wircken und erhalten?

Erläuterung.

Die Sünde wohnet auch in denen Seelen
der Wieder gebohrnen (quaest. 70.) Also muß sol-
che entweder ihre Wirckung an denenselben auslas-
sen/ oder auch durch das Blut des Sohnes Got-
tes/ als das eintzige geistliche Reinigungs-Mittel
(1 Joh. I. 7.) immerdar hinweggenommen werden.
Das Erstere kan nicht seyn; in dem keine Ver-
dammung über die/ so in Christo JEsu sind. Rom.
VIII.
1. und also muß das Letztere folgen. Jn den
Seelen der Wieder gebohrnen ist also eine immer-
währende Empfindung von der Kraft des Mittler-
Amts JEsu Christi: das ist/ sie stehen allezeit im
seligmachenden Glauben/ folglich in der Verfas-
sung/ da sie der göttl. Gnaden-Bewirckungen fä-
hig: ihr Geist ist immer hungrig und durstig nach
der Gerechtigkeit/ immer voll Gefühl menschlicher
Schwachheiten/ aber auch immer voll Verlangen/
davon erlöset zu werden/ ihr Leben ist eine bestän-
dige Buß-Ubung/ ein immerwährender Kampf
wider die Sünde/ ein unverrückter Lauff nach dem
vorgesteckten Ziel. Auf solche Art bleibt der Ge-
nuß des Verdienstes und der Leyden JEsu Chri-
sti ihnen allezeit gegenwärtig. Dieß ist der Grund

ihrer


auch bey denen Wiedergebohrnen
muͤſſe das Gefuͤhl von der Gnade
Gottes und folglich den Seelen-
Frieden wircken und erhalten?

Erlaͤuterung.

Die Suͤnde wohnet auch in denen Seelen
der Wieder gebohrnen (quæſt. 70.) Alſo muß ſol-
che entweder ihre Wirckung an denenſelben auslaſ-
ſen/ oder auch durch das Blut des Sohnes Got-
tes/ als das eintzige geiſtliche Reinigungs-Mittel
(1 Joh. I. 7.) immerdar hinweggenommen werden.
Das Erſtere kan nicht ſeyn; in dem keine Ver-
dammung uͤber die/ ſo in Chriſto JEſu ſind. Rom.
VIII.
1. und alſo muß das Letztere folgen. Jn den
Seelen der Wieder gebohrnen iſt alſo eine immer-
waͤhrende Empfindung von der Kraft des Mittler-
Amts JEſu Chriſti: das iſt/ ſie ſtehen allezeit im
ſeligmachenden Glauben/ folglich in der Verfaſ-
ſung/ da ſie der goͤttl. Gnaden-Bewirckungen faͤ-
hig: ihr Geiſt iſt immer hungrig und durſtig nach
der Gerechtigkeit/ immer voll Gefuͤhl menſchlicher
Schwachheiten/ aber auch immer voll Verlangen/
davon erloͤſet zu werden/ ihr Leben iſt eine beſtaͤn-
dige Buß-Ubung/ ein immerwaͤhrender Kampf
wider die Suͤnde/ ein unverruͤckter Lauff nach dem
vorgeſteckten Ziel. Auf ſolche Art bleibt der Ge-
nuß des Verdienſtes und der Leyden JEſu Chri-
ſti ihnen allezeit gegenwaͤrtig. Dieß iſt der Grund

ihrer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <head>
            <pb facs="#f0225" n="173"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#b">auch bey denen Wiedergebohrnen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e das Gefu&#x0364;hl von der Gnade<lb/>
Gottes und folglich den Seelen-<lb/>
Frieden wircken und erhalten?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Die Su&#x0364;nde wohnet auch in denen Seelen<lb/>
der Wieder gebohrnen (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 70.) Al&#x017F;o muß &#x017F;ol-<lb/>
che entweder ihre Wirckung an denen&#x017F;elben ausla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ oder auch durch das Blut des Sohnes Got-<lb/>
tes/ als das eintzige gei&#x017F;tliche Reinigungs-Mittel<lb/>
(1 <hi rendition="#aq">Joh. I.</hi> 7.) immerdar hinweggenommen werden.<lb/>
Das Er&#x017F;tere kan nicht &#x017F;eyn; in dem keine Ver-<lb/>
dammung u&#x0364;ber die/ &#x017F;o in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">Rom.<lb/>
VIII.</hi> 1. und al&#x017F;o muß das Letztere folgen. Jn den<lb/>
Seelen der Wieder gebohrnen i&#x017F;t al&#x017F;o eine immer-<lb/>
wa&#x0364;hrende Empfindung von der Kraft des Mittler-<lb/>
Amts JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti: das i&#x017F;t/ &#x017F;ie &#x017F;tehen allezeit im<lb/>
&#x017F;eligmachenden Glauben/ folglich in der Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung/ da &#x017F;ie der go&#x0364;ttl. Gnaden-Bewirckungen fa&#x0364;-<lb/>
hig: ihr Gei&#x017F;t i&#x017F;t immer hungrig und dur&#x017F;tig nach<lb/>
der Gerechtigkeit/ immer voll Gefu&#x0364;hl men&#x017F;chlicher<lb/>
Schwachheiten/ aber auch immer voll Verlangen/<lb/>
davon erlo&#x0364;&#x017F;et zu werden/ ihr Leben i&#x017F;t eine be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige Buß-Ubung/ ein immerwa&#x0364;hrender Kampf<lb/>
wider die Su&#x0364;nde/ ein unverru&#x0364;ckter Lauff nach dem<lb/>
vorge&#x017F;teckten Ziel. Auf &#x017F;olche Art bleibt der Ge-<lb/>
nuß des Verdien&#x017F;tes und der Leyden JE&#x017F;u Chri-<lb/>
&#x017F;ti ihnen allezeit gegenwa&#x0364;rtig. Dieß i&#x017F;t der Grund<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0225] auch bey denen Wiedergebohrnen muͤſſe das Gefuͤhl von der Gnade Gottes und folglich den Seelen- Frieden wircken und erhalten? Erlaͤuterung. Die Suͤnde wohnet auch in denen Seelen der Wieder gebohrnen (quæſt. 70.) Alſo muß ſol- che entweder ihre Wirckung an denenſelben auslaſ- ſen/ oder auch durch das Blut des Sohnes Got- tes/ als das eintzige geiſtliche Reinigungs-Mittel (1 Joh. I. 7.) immerdar hinweggenommen werden. Das Erſtere kan nicht ſeyn; in dem keine Ver- dammung uͤber die/ ſo in Chriſto JEſu ſind. Rom. VIII. 1. und alſo muß das Letztere folgen. Jn den Seelen der Wieder gebohrnen iſt alſo eine immer- waͤhrende Empfindung von der Kraft des Mittler- Amts JEſu Chriſti: das iſt/ ſie ſtehen allezeit im ſeligmachenden Glauben/ folglich in der Verfaſ- ſung/ da ſie der goͤttl. Gnaden-Bewirckungen faͤ- hig: ihr Geiſt iſt immer hungrig und durſtig nach der Gerechtigkeit/ immer voll Gefuͤhl menſchlicher Schwachheiten/ aber auch immer voll Verlangen/ davon erloͤſet zu werden/ ihr Leben iſt eine beſtaͤn- dige Buß-Ubung/ ein immerwaͤhrender Kampf wider die Suͤnde/ ein unverruͤckter Lauff nach dem vorgeſteckten Ziel. Auf ſolche Art bleibt der Ge- nuß des Verdienſtes und der Leyden JEſu Chri- ſti ihnen allezeit gegenwaͤrtig. Dieß iſt der Grund ihrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/225
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/225>, abgerufen am 09.11.2024.