Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Uberzeugung von ihren selbsterwehlten Mey-
nungen zu haben rühmen: die sich gäntzlich
überreden, daß sie es allein sind, durch wel-
che der Welt ein neues Licht könne aufgehen:
und sich einbilden mehr als andere Menschen
erleuchtet zu seyn. Sie geben vor einen
Schatz der Weißheit in ihnen selbst zu best-
tzen, ob sie gleich keine Merckmahle als ihren
eigenen Wahn davon angeben können. Sie
sind auch dabey jezuweilen reich an Einfällen,
wie ein unzubereiteter Acker an Unkraut, und
das scharffe Gefühl von ihren Vollenkom-
menheiten, welches gleichsam eine Gemühts-
Kranckheit, daran solcher Art Leute grösten-
theils nieder liegen, (2) macht, daß sie solche

als
(2) Gemeiniglich sind diejenige/ welche sich wider
die rechtgläubige Kirche aufgelehnet und in
Glaubens-Sachen allerley neue Meynungen
ausgebrütet/ von Hochmuht und Ehrgeitz ge-
trieben worden. Von denen alten Ketzern
als Simone Mago, Menandro, Cerintho, Nesto-
rio, Valentino, Montano, Novato, Sabbatio,
Tatiano, Paulo Samosateno
und andern ist sol-
ches zur Gnüge bekandt. Euseb. H. E. L. II.
c. XIII. L. III. c. XXIII. & XXV. Socr. H. E. L.
VII. c. XXIX. & XXXII. Budd. Diss. de Valent.
haeresi § IV. Hornb. summa controv. p. 405 &
406.
Dieser Trieb ist bey vielen so starck gewesen/
daß

Vorrede.
Uberzeugung von ihren ſelbſterwehlten Mey-
nungen zu haben ruͤhmen: die ſich gaͤntzlich
uͤberreden, daß ſie es allein ſind, durch wel-
che der Welt ein neues Licht koͤnne aufgehen:
und ſich einbilden mehr als andere Menſchen
erleuchtet zu ſeyn. Sie geben vor einen
Schatz der Weißheit in ihnen ſelbſt zu beſt-
tzen, ob ſie gleich keine Merckmahle als ihren
eigenen Wahn davon angeben koͤnnen. Sie
ſind auch dabey jezuweilen reich an Einfaͤllen,
wie ein unzubereiteter Acker an Unkraut, und
das ſcharffe Gefuͤhl von ihren Vollenkom-
menheiten, welches gleichſam eine Gemuͤhts-
Kranckheit, daran ſolcher Art Leute groͤſten-
theils nieder liegen, (2) macht, daß ſie ſolche

als
(2) Gemeiniglich ſind diejenige/ welche ſich wider
die rechtglaͤubige Kirche aufgelehnet und in
Glaubens-Sachen allerley neue Meynungen
ausgebruͤtet/ von Hochmuht und Ehrgeitz ge-
trieben worden. Von denen alten Ketzern
als Simone Mago, Menandro, Cerintho, Neſto-
rio, Valentino, Montano, Novato, Sabbatio,
Tatiano, Paulo Samoſateno
und andern iſt ſol-
ches zur Gnuͤge bekandt. Euſeb. H. E. L. II.
c. XIII. L. III. c. XXIII. & XXV. Socr. H. E. L.
VII. c. XXIX. & XXXII. Budd. Diſſ. de Valent.
hæreſi § IV. Hornb. ſumma controv. p. 405 &
406.
Dieſer Trieb iſt bey vielen ſo ſtarck geweſen/
daß
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Uberzeugung von ihren &#x017F;elb&#x017F;terwehlten Mey-<lb/>
nungen zu haben ru&#x0364;hmen: die &#x017F;ich ga&#x0364;ntzlich<lb/>
u&#x0364;berreden, daß &#x017F;ie es allein &#x017F;ind, durch wel-<lb/>
che der Welt ein neues Licht ko&#x0364;nne aufgehen:<lb/>
und &#x017F;ich einbilden mehr als andere Men&#x017F;chen<lb/>
erleuchtet zu &#x017F;eyn. Sie geben vor einen<lb/>
Schatz der Weißheit in ihnen &#x017F;elb&#x017F;t zu be&#x017F;t-<lb/>
tzen, ob &#x017F;ie gleich keine Merckmahle als ihren<lb/>
eigenen Wahn davon angeben ko&#x0364;nnen. Sie<lb/>
&#x017F;ind auch dabey jezuweilen reich an Einfa&#x0364;llen,<lb/>
wie ein unzubereiteter Acker an Unkraut, und<lb/>
das &#x017F;charffe Gefu&#x0364;hl von ihren Vollenkom-<lb/>
menheiten, welches gleich&#x017F;am eine Gemu&#x0364;hts-<lb/>
Kranckheit, daran &#x017F;olcher Art Leute gro&#x0364;&#x017F;ten-<lb/>
theils nieder liegen, <note xml:id="a03" next="#a04" place="foot" n="(2)">Gemeiniglich &#x017F;ind diejenige/ welche &#x017F;ich wider<lb/>
die rechtgla&#x0364;ubige Kirche aufgelehnet und in<lb/>
Glaubens-Sachen allerley neue Meynungen<lb/>
ausgebru&#x0364;tet/ von Hochmuht und Ehrgeitz ge-<lb/>
trieben worden. Von denen alten Ketzern<lb/>
als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Simone Mago, Menandro, Cerintho, Ne&#x017F;to-<lb/>
rio, Valentino, Montano, Novato, Sabbatio,<lb/>
Tatiano, Paulo Samo&#x017F;ateno</hi></hi> und andern i&#x017F;t &#x017F;ol-<lb/>
ches zur Gnu&#x0364;ge bekandt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eu&#x017F;eb. H. E. L. II.<lb/>
c. XIII. L. III. c. XXIII. &amp; XXV. Socr. H. E. L.<lb/>
VII. c. XXIX. &amp; XXXII. Budd. Di&#x017F;&#x017F;. de Valent.<lb/>
hære&#x017F;i § IV. Hornb. &#x017F;umma controv. p. 405 &amp;<lb/>
406.</hi></hi> Die&#x017F;er Trieb i&#x017F;t bey vielen &#x017F;o &#x017F;tarck gewe&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw></note> macht, daß &#x017F;ie &#x017F;olche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[13/0025] Vorrede. Uberzeugung von ihren ſelbſterwehlten Mey- nungen zu haben ruͤhmen: die ſich gaͤntzlich uͤberreden, daß ſie es allein ſind, durch wel- che der Welt ein neues Licht koͤnne aufgehen: und ſich einbilden mehr als andere Menſchen erleuchtet zu ſeyn. Sie geben vor einen Schatz der Weißheit in ihnen ſelbſt zu beſt- tzen, ob ſie gleich keine Merckmahle als ihren eigenen Wahn davon angeben koͤnnen. Sie ſind auch dabey jezuweilen reich an Einfaͤllen, wie ein unzubereiteter Acker an Unkraut, und das ſcharffe Gefuͤhl von ihren Vollenkom- menheiten, welches gleichſam eine Gemuͤhts- Kranckheit, daran ſolcher Art Leute groͤſten- theils nieder liegen, (2) macht, daß ſie ſolche als (2) Gemeiniglich ſind diejenige/ welche ſich wider die rechtglaͤubige Kirche aufgelehnet und in Glaubens-Sachen allerley neue Meynungen ausgebruͤtet/ von Hochmuht und Ehrgeitz ge- trieben worden. Von denen alten Ketzern als Simone Mago, Menandro, Cerintho, Neſto- rio, Valentino, Montano, Novato, Sabbatio, Tatiano, Paulo Samoſateno und andern iſt ſol- ches zur Gnuͤge bekandt. Euſeb. H. E. L. II. c. XIII. L. III. c. XXIII. & XXV. Socr. H. E. L. VII. c. XXIX. & XXXII. Budd. Diſſ. de Valent. hæreſi § IV. Hornb. ſumma controv. p. 405 & 406. Dieſer Trieb iſt bey vielen ſo ſtarck geweſen/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/25
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/25>, abgerufen am 21.11.2024.