Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.dem Begriff einer vollenkommenen Seligkeit nicht reimen können/ er hat sich dabey eingebildet/ daß in ihm weder Zorn noch Güte/ weil dieses Unvol- lenkommenheiten. Zweiffelsfrey/ weil er es bey Menschen also gefunden: gerade als wenn die menschliche Unvollenkommenheiten mit dem/ was in GOtt vorgeht/ eine Aehnlichkeit hätten. Sein Lehrsatz von GOTT ist dieser: [fremdsprachliches Material - 4 Zeilen fehlen] . quod beatum atque immortale est, neque ipsum, otia habet, neque alii praebet: quo fit, ut neque ira, neque gratia tangatur, nam hujusmodi omnia infirmitatis sunt. Laert. in vita Epic. L. X. Seg. 139. p. m. 661. ex ed. M. Meibomii. Der Marcus Meibomius urtheilet in seiner Anmerckung über diesen Ort gar vernünfftig: Hoc Epicurus ut homo vanus opinatur. Denn in der That ist es nichts mehr als eine Meynung/ die sich derselbe willkührlich gemacht: und solte man bald denen Beyfall geben/ welche Cicero anführt: Video non- nullis videri, Epicurum, ne in offensionem Athe- niensium caderet, verbis reliquisse Deos, re sustulisse. de Nat. Deor. L. I. Aus solchen Reden/ der gleichen Epicurus von GOtt gibt/ zeugen sich nur schlechte Begriffe/ die/ wo sie nicht alle Empfindung von der Gottheit auslöschen/ doch gewiß sehr wenige davon übrig lassen. Dieß hat eben das göttliche Wesen voraus/ daß/ ungeacht GOtt in denen Ge- schöpffen nach derselben unterschiedenen Fähigkei- ten A 5
dem Begriff einer vollenkommenen Seligkeit nicht reimen koͤnnen/ er hat ſich dabey eingebildet/ daß in ihm weder Zorn noch Guͤte/ weil dieſes Unvol- lenkommenheiten. Zweiffelsfrey/ weil er es bey Menſchen alſo gefunden: gerade als wenn die menſchliche Unvollenkommenheiten mit dem/ was in GOtt vorgeht/ eine Aehnlichkeit haͤtten. Sein Lehrſatz von GOTT iſt dieſer: [fremdsprachliches Material – 4 Zeilen fehlen] . quod beatum atque immortale eſt, neque ipſum, otia habet, neque alii præbet: quo fit, ut neque ira, neque gratia tangatur, nam hujusmodi omnia infirmitatis ſunt. Laert. in vita Epic. L. X. Seg. 139. p. m. 661. ex ed. M. Meibomii. Der Marcus Meibomius urtheilet in ſeiner Anmerckung uͤber dieſen Ort gar vernuͤnfftig: Hoc Epicurus ut homo vanus opinatur. Denn in der That iſt es nichts mehr als eine Meynung/ die ſich derſelbe willkuͤhrlich gemacht: und ſolte man bald denen Beyfall geben/ welche Cicero anfuͤhrt: Video non- nullis videri, Epicurum, ne in offenſionem Athe- nienſium caderet, verbis reliquiſſe Deos, re ſuſtuliſſe. de Nat. Deor. L. I. Aus ſolchen Reden/ der gleichen Epicurus von GOtt gibt/ zeugen ſich nur ſchlechte Begriffe/ die/ wo ſie nicht alle Empfindung von der Gottheit ausloͤſchen/ doch gewiß ſehr wenige davon uͤbrig laſſen. Dieß hat eben das goͤttliche Weſen voraus/ daß/ ungeacht GOtt in denen Ge- ſchoͤpffen nach derſelben unterſchiedenen Faͤhigkei- ten A 5
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Menſchen alſo gefunden: gerade als wenn die
menſchliche Unvollenkommenheiten mit dem/ was
in GOtt vorgeht/ eine Aehnlichkeit haͤtten. Sein
Lehrſatz von GOTT iſt dieſer: ____
. quod beatum atque
immortale eſt, neque ipſum, otia habet, neque alii
præbet: quo fit, ut neque ira, neque gratia tangatur,
nam hujusmodi omnia infirmitatis ſunt. Laert. in vita
Epic. L. X. Seg. 139. p. m. 661. ex ed. M. Meibomii. Der
Marcus Meibomius urtheilet in ſeiner Anmerckung
uͤber dieſen Ort gar vernuͤnfftig: Hoc Epicurus ut
homo vanus opinatur. Denn in der That iſt es
nichts mehr als eine Meynung/ die ſich derſelbe
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Beyfall geben/ welche Cicero anfuͤhrt: Video non-
nullis videri, Epicurum, ne in offenſionem Athe-
nienſium caderet, verbis reliquiſſe Deos, re ſuſtuliſſe.
de Nat. Deor. L. I. Aus ſolchen Reden/ der gleichen
Epicurus von GOtt gibt/ zeugen ſich nur ſchlechte
Begriffe/ die/ wo ſie nicht alle Empfindung von
der Gottheit ausloͤſchen/ doch gewiß ſehr wenige
davon uͤbrig laſſen. Dieß hat eben das goͤttliche
Weſen voraus/ daß/ ungeacht GOtt in denen Ge-
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