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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Nebel/ in welchem sie gar nicht weit von sich sehen
kunten/ und das zwar zu ihrem grossen Unglück;
Dann ehe sie sichs versahen/ lag ein Türckischer Rau-
ber mit seiner grossen Galleevon Tripolis ihnen schon
zur Seiten/ und rieff ihnen zu/ daß sie sich ergeben sol-
ten. Der Frantzösische Schiffer zeigete alsbald sein
Patent, und erwiese dardurch/ daß er mit seinem
Schiff und Guth in Franckreich gehörete/ womit die
Respubliq Tripolis damahl in guter Verständnüß
lebete. Als man ihn aber fragte/ ob er einige Passa-
gierer
führete/ so nicht Frantzösisch/ möchte er solche
alsobald außhändigen/ oder man würde ihn auf eine
sonderbare Weise darzu zu zwingen wissen. Ob nun
gleich Condado dem Schiffer ein gutes Recompens
zusagte/ wolte es doch nichts helffen/ sondern der
Treu-lose Frantzoß gab ihn samt allen seinen Leuten
an/ und also kamen 12. bewöhrte Türcken auf das
Schiff/ und holeten sie in ihre Gallee/ daselbst wur-
den sie alsobald in Fesseln geschlagen; Und ob sich
gleich Condado zu einem gnugsamen Lösegeld erbot-
te/ wolte ihm doch solches nicht helffen/ dann die Räu-
ber wandten ein/ daß wol ehe einige Gefangene sich
zu einer ansehnlichen Rancion erbotten/ die man in
Ansehung derselben wol gehalten/ aber endlich sey
doch nichts erfolget/ und hätte man nur Schaden
darbey gehabt. Also musten diese arme Gefangene/
die den Treu-losen Frantzösis. Schiffer jetzo in ihrem
Hertzen vermaledeyeten/ in ihrem Unglück sich gedul-
den/ und auf eine bessere Zeit hoffen. Man hielte sie
gar schlecht/ und weil die See-Räuber erst neulich
außgelauffen waren/ hatten sie noch keine andere Ge-
fangenen/ mit denen sie die Zeit und Bekümmernüß
etwan durch ein oder andern Discurs hätten lindern
mögen. Als die Nacht schon angebrochen/ ward

ihnen

Deß Academiſchen
Nebel/ in welchem ſie gar nicht weit von ſich ſehen
kunten/ und das zwar zu ihrem groſſen Ungluͤck;
Dann ehe ſie ſichs verſahen/ lag ein Tuͤrckiſcher Rau-
ber mit ſeiner groſſen Galleevon Tripolis ihnen ſchon
zur Seiten/ und rieff ihnen zu/ daß ſie ſich ergeben ſol-
ten. Der Frantzoͤſiſche Schiffer zeigete alsbald ſein
Patent, und erwieſe dardurch/ daß er mit ſeinem
Schiff und Guth in Franckreich gehoͤrete/ womit die
Respubliq Tripolis damahl in guter Verſtaͤndnuͤß
lebete. Als man ihn aber fragte/ ob er einige Paſſa-
gierer
fuͤhrete/ ſo nicht Frantzoͤſiſch/ moͤchte er ſolche
alſobald außhaͤndigen/ oder man wuͤrde ihn auf eine
ſonderbare Weiſe darzu zu zwingen wiſſen. Ob nun
gleich Condado dem Schiffer ein gutes Recompens
zuſagte/ wolte es doch nichts helffen/ ſondern der
Treu-loſe Frantzoß gab ihn ſamt allen ſeinen Leuten
an/ und alſo kamen 12. bewoͤhrte Tuͤrcken auf das
Schiff/ und holeten ſie in ihre Gallee/ daſelbſt wur-
den ſie alſobald in Feſſeln geſchlagen; Und ob ſich
gleich Condado zu einem gnugſamen Loͤſegeld erbot-
te/ wolte ihm doch ſolches nicht helffen/ dann die Raͤu-
ber wandten ein/ daß wol ehe einige Gefangene ſich
zu einer anſehnlichen Rancion erbotten/ die man in
Anſehung derſelben wol gehalten/ aber endlich ſey
doch nichts erfolget/ und haͤtte man nur Schaden
darbey gehabt. Alſo muſten dieſe arme Gefangene/
die den Treu-loſen Frantzoͤſiſ. Schiffer jetzo in ihrem
Hertzen vermaledeyeten/ in ihrem Ungluͤck ſich gedul-
den/ und auf eine beſſere Zeit hoffen. Man hielte ſie
gar ſchlecht/ und weil die See-Raͤuber erſt neulich
außgelauffen waren/ hatten ſie noch keine andere Ge-
fangenen/ mit denen ſie die Zeit und Bekuͤmmernuͤß
etwan durch ein oder andern Diſcurs haͤtten lindern
moͤgen. Als die Nacht ſchon angebrochen/ ward

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[986/1006] Deß Academiſchen Nebel/ in welchem ſie gar nicht weit von ſich ſehen kunten/ und das zwar zu ihrem groſſen Ungluͤck; Dann ehe ſie ſichs verſahen/ lag ein Tuͤrckiſcher Rau- ber mit ſeiner groſſen Galleevon Tripolis ihnen ſchon zur Seiten/ und rieff ihnen zu/ daß ſie ſich ergeben ſol- ten. Der Frantzoͤſiſche Schiffer zeigete alsbald ſein Patent, und erwieſe dardurch/ daß er mit ſeinem Schiff und Guth in Franckreich gehoͤrete/ womit die Respubliq Tripolis damahl in guter Verſtaͤndnuͤß lebete. Als man ihn aber fragte/ ob er einige Paſſa- gierer fuͤhrete/ ſo nicht Frantzoͤſiſch/ moͤchte er ſolche alſobald außhaͤndigen/ oder man wuͤrde ihn auf eine ſonderbare Weiſe darzu zu zwingen wiſſen. Ob nun gleich Condado dem Schiffer ein gutes Recompens zuſagte/ wolte es doch nichts helffen/ ſondern der Treu-loſe Frantzoß gab ihn ſamt allen ſeinen Leuten an/ und alſo kamen 12. bewoͤhrte Tuͤrcken auf das Schiff/ und holeten ſie in ihre Gallee/ daſelbſt wur- den ſie alſobald in Feſſeln geſchlagen; Und ob ſich gleich Condado zu einem gnugſamen Loͤſegeld erbot- te/ wolte ihm doch ſolches nicht helffen/ dann die Raͤu- ber wandten ein/ daß wol ehe einige Gefangene ſich zu einer anſehnlichen Rancion erbotten/ die man in Anſehung derſelben wol gehalten/ aber endlich ſey doch nichts erfolget/ und haͤtte man nur Schaden darbey gehabt. Alſo muſten dieſe arme Gefangene/ die den Treu-loſen Frantzoͤſiſ. Schiffer jetzo in ihrem Hertzen vermaledeyeten/ in ihrem Ungluͤck ſich gedul- den/ und auf eine beſſere Zeit hoffen. Man hielte ſie gar ſchlecht/ und weil die See-Raͤuber erſt neulich außgelauffen waren/ hatten ſie noch keine andere Ge- fangenen/ mit denen ſie die Zeit und Bekuͤmmernuͤß etwan durch ein oder andern Diſcurs haͤtten lindern moͤgen. Als die Nacht ſchon angebrochen/ ward ihnen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1006>, abgerufen am 22.11.2024.