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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
ihnen eine grosse Kanne mit Wasser und etwas ver-
schimmelten Zwybacks gebracht. Troll sprach zu
dem Uberbringer/ der ein Renegade auß Jtalien war:
Guter Freund/ wir sind einer guten Mahlzeit gewoh-
net/ und wann wir unsere gute Tractamenten nicht
bald wieder bekommen/ so werden wir nach der Reyhe
uns zu todte hungern/ als dann wollen wir sehen/ wer
den grösten Schaden darbey wird leyden. Der Re-
negad
aber lachete/ und sprach: O du armer Tropff/
du hast noch keinen Hunger gefühlet/ laß diesen rau-
hen Gast sich erst bey dir einstellen/ was gilts/ du solt
mir bald anders pfeiffen? Hiermit wandte er sich
um/ und Troll sahe den Condado an/ zu welchem er
sagte: Wären wir Unglücklichen doch vor dieses
mahl annoch in Basel/ daselbst hatten wir an gutem
Wein und andern redlichen Tractamenten so grossen
Uberfluß/ als Mangel wir jetzo daran empfinden.
Hiermit kehrete er sich zu Cerebacchio, nahm die höl-
tzerne Kanne mit Wasser/ und sprach: Wie nun/
Cerebacchi, da sauff/ wilt du sauffen/ bilde dir ein/ es
sey guter Rheinischer Wein/ ich glaube/ es gehet unser
Elend keinem insonderheit mehr zu Hertzen/ als dir/
weil dein Magen am meisten darbey zu leyden hat.
Cerebacchius machte ihm seltzame Mine, sagte aber
nichts/ sondern war sehr betrübt über ihr Unglück.

Der Räuber lieff inzwischen fort/ und als sie
etwa 4. Tage gefahren/ wurden sie eines Schiffs ge-
wahr/ welches seinen Lauff gerade nach Osten richte-
te. Hier gedachte er wieder eine gute Beute zu er-
schnappen/ ließ demnach die Ruder tapffer einschla-
gen/ und machte Seegel auf das gesehene Christen-
Schiff. Er verfolgete es 2. gantzer Tage/ weil aber
das Schiff über auß wol beseegelt/ war es ihm ohn-
möglich dasselbe so bald/ als er wolte/ einzuholen.

Gleich-

Romans II. Buch.
ihnen eine groſſe Kanne mit Waſſer und etwas ver-
ſchimmelten Zwybacks gebracht. Troll ſprach zu
dem Uberbringer/ der ein Renegade auß Jtalien war:
Guter Freund/ wir ſind einer guten Mahlzeit gewoh-
net/ und wann wir unſere gute Tractamenten nicht
bald wieder bekom̃en/ ſo werden wir nach der Reyhe
uns zu todte hungern/ als dann wollen wir ſehen/ wer
den groͤſten Schaden darbey wird leyden. Der Re-
negad
aber lachete/ und ſprach: O du armer Tropff/
du haſt noch keinen Hunger gefuͤhlet/ laß dieſen rau-
hen Gaſt ſich erſt bey dir einſtellen/ was gilts/ du ſolt
mir bald anders pfeiffen? Hiermit wandte er ſich
um/ und Troll ſahe den Condado an/ zu welchem er
ſagte: Waͤren wir Ungluͤcklichen doch vor dieſes
mahl annoch in Baſel/ daſelbſt hatten wir an gutem
Wein und andern redlichen Tractamenten ſo groſſen
Uberfluß/ als Mangel wir jetzo daran empfinden.
Hiermit kehrete er ſich zu Cerebacchio, nahm die hoͤl-
tzerne Kanne mit Waſſer/ und ſprach: Wie nun/
Cerebacchi, da ſauff/ wilt du ſauffen/ bilde dir ein/ es
ſey guter Rheiniſcher Wein/ ich glaube/ es gehet unſer
Elend keinem inſonderheit mehr zu Hertzen/ als dir/
weil dein Magen am meiſten darbey zu leyden hat.
Cerebacchius machte ihm ſeltzame Mine, ſagte aber
nichts/ ſondern war ſehr betruͤbt uͤber ihr Ungluͤck.

Der Raͤuber lieff inzwiſchen fort/ und als ſie
etwa 4. Tage gefahren/ wurden ſie eines Schiffs ge-
wahr/ welches ſeinen Lauff gerade nach Oſten richte-
te. Hier gedachte er wieder eine gute Beute zu er-
ſchnappen/ ließ demnach die Ruder tapffer einſchla-
gen/ und machte Seegel auf das geſehene Chriſten-
Schiff. Er verfolgete es 2. gantzer Tage/ weil aber
das Schiff uͤber auß wol beſeegelt/ war es ihm ohn-
moͤglich daſſelbe ſo bald/ als er wolte/ einzuholen.

Gleich-
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[987/1009] Romans II. Buch. ihnen eine groſſe Kanne mit Waſſer und etwas ver- ſchimmelten Zwybacks gebracht. Troll ſprach zu dem Uberbringer/ der ein Renegade auß Jtalien war: Guter Freund/ wir ſind einer guten Mahlzeit gewoh- net/ und wann wir unſere gute Tractamenten nicht bald wieder bekom̃en/ ſo werden wir nach der Reyhe uns zu todte hungern/ als dann wollen wir ſehen/ wer den groͤſten Schaden darbey wird leyden. Der Re- negad aber lachete/ und ſprach: O du armer Tropff/ du haſt noch keinen Hunger gefuͤhlet/ laß dieſen rau- hen Gaſt ſich erſt bey dir einſtellen/ was gilts/ du ſolt mir bald anders pfeiffen? Hiermit wandte er ſich um/ und Troll ſahe den Condado an/ zu welchem er ſagte: Waͤren wir Ungluͤcklichen doch vor dieſes mahl annoch in Baſel/ daſelbſt hatten wir an gutem Wein und andern redlichen Tractamenten ſo groſſen Uberfluß/ als Mangel wir jetzo daran empfinden. Hiermit kehrete er ſich zu Cerebacchio, nahm die hoͤl- tzerne Kanne mit Waſſer/ und ſprach: Wie nun/ Cerebacchi, da ſauff/ wilt du ſauffen/ bilde dir ein/ es ſey guter Rheiniſcher Wein/ ich glaube/ es gehet unſer Elend keinem inſonderheit mehr zu Hertzen/ als dir/ weil dein Magen am meiſten darbey zu leyden hat. Cerebacchius machte ihm ſeltzame Mine, ſagte aber nichts/ ſondern war ſehr betruͤbt uͤber ihr Ungluͤck. Der Raͤuber lieff inzwiſchen fort/ und als ſie etwa 4. Tage gefahren/ wurden ſie eines Schiffs ge- wahr/ welches ſeinen Lauff gerade nach Oſten richte- te. Hier gedachte er wieder eine gute Beute zu er- ſchnappen/ ließ demnach die Ruder tapffer einſchla- gen/ und machte Seegel auf das geſehene Chriſten- Schiff. Er verfolgete es 2. gantzer Tage/ weil aber das Schiff uͤber auß wol beſeegelt/ war es ihm ohn- moͤglich daſſelbe ſo bald/ als er wolte/ einzuholen. Gleich-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1009>, abgerufen am 22.11.2024.