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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nen Cameraden Venereo und Troll gehen wollen.
Cerebacchius aber gab sich vor einen Studenten auß
Teutschland auß/ wie auch die Warheit war. Als
Venereus nun absonderlich befraget ward/ stimmete
er mit Condado überein/ und wie der Jud den Troll
fürkriegte/ sprach er zu ihm: Wir wissen schon/ was
ihr vor Leute seyd/ darum bekenne du nur/ so solt du
alsobald deine vorige Freyheit geschenckt bekommen.
Troll lachete jetzo und sprach: Mauschel/ bist du
nicht ein Narr/ du sagest/ du kennest uns schon/ war-
um soll ich dir es dann allererst sagen? Als der Cor-
sar den Troll also reden hörete/ ließ er ihm etliche
Prügel-Streiche geben/ welches den Troll sehr ver-
droß/ daß er zum Juden tratt/ und ihm eine wolge-
messene Ohrfeige gab/ mit diesem beyfügen: Du
schändlicher Schacherer/ soll ich deinethalben Strei-
che empfangen/ viel lieber wolte ich dir das Leben
nehmen? Hierauf ward Troll zur Straff von 100.
Fuß-Streichen condemnirt/ der Jud aber bathe/
man möchte sie ihm noch nicht geben lassen/ er wolle
vorher sehen/ ob alle Sclaven hurtig auf den Beinen
wären. Also ward diese Straffe jetzo aufgehoben/
und muste ein Jeder ein Stück Eysen von 85. Pfund
auf die Schulter nehmen/ und darmit über den
Marckt lauffen/ so geschwind er kunte/ solches kam
manchen gar sauer an/ und waren ihr viel/ welche
solche Last nicht einmahl tragen/ geschweige damit
schnell fortlauffen kunten. Condado ward wegen
seiner zarten Glieder/ welche dem Juden gute Hoff-
nung zu einem grossen Löse-Geld gaben/ der Last ent-
schlagen/ er muste aber lauffen. Venereus trug die
Bürde zwar/ aber er kunte kaum damit fortkommen/
und als Cerebacchius solche auf die Schultern be-
kam/ rieff ihm Troll zu: Was gilts/ Camerad/ wann

es

Deß Academiſchen
nen Cameraden Venereo und Troll gehen wollen.
Cerebacchius aber gab ſich vor einen Studenten auß
Teutſchland auß/ wie auch die Warheit war. Als
Venereus nun abſonderlich befraget ward/ ſtimmete
er mit Condado uͤberein/ und wie der Jud den Troll
fuͤrkriegte/ ſprach er zu ihm: Wir wiſſen ſchon/ was
ihr vor Leute ſeyd/ darum bekenne du nur/ ſo ſolt du
alſobald deine vorige Freyheit geſchenckt bekommen.
Troll lachete jetzo und ſprach: Mauſchel/ biſt du
nicht ein Narꝛ/ du ſageſt/ du kenneſt uns ſchon/ war-
um ſoll ich dir es dann allererſt ſagen? Als der Cor-
ſar den Troll alſo reden hoͤrete/ ließ er ihm etliche
Pruͤgel-Streiche geben/ welches den Troll ſehr ver-
droß/ daß er zum Juden tratt/ und ihm eine wolge-
meſſene Ohrfeige gab/ mit dieſem beyfuͤgen: Du
ſchaͤndlicher Schacherer/ ſoll ich deinethalben Strei-
che empfangen/ viel lieber wolte ich dir das Leben
nehmen? Hierauf ward Troll zur Straff von 100.
Fuß-Streichen condemnirt/ der Jud aber bathe/
man moͤchte ſie ihm noch nicht geben laſſen/ er wolle
vorher ſehen/ ob alle Sclaven hurtig auf den Beinen
waͤren. Alſo ward dieſe Straffe jetzo aufgehoben/
und muſte ein Jeder ein Stuͤck Eyſen von 85. Pfund
auf die Schulter nehmen/ und darmit uͤber den
Marckt lauffen/ ſo geſchwind er kunte/ ſolches kam
manchen gar ſauer an/ und waren ihr viel/ welche
ſolche Laſt nicht einmahl tragen/ geſchweige damit
ſchnell fortlauffen kunten. Condado ward wegen
ſeiner zarten Glieder/ welche dem Juden gute Hoff-
nung zu einem groſſen Loͤſe-Geld gaben/ der Laſt ent-
ſchlagen/ er muſte aber lauffen. Venereus trug die
Buͤrde zwar/ aber er kunte kaum damit fortkommen/
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kam/ rieff ihm Troll zu: Was gilts/ Camerad/ wann

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[1020/1042] Deß Academiſchen nen Cameraden Venereo und Troll gehen wollen. Cerebacchius aber gab ſich vor einen Studenten auß Teutſchland auß/ wie auch die Warheit war. Als Venereus nun abſonderlich befraget ward/ ſtimmete er mit Condado uͤberein/ und wie der Jud den Troll fuͤrkriegte/ ſprach er zu ihm: Wir wiſſen ſchon/ was ihr vor Leute ſeyd/ darum bekenne du nur/ ſo ſolt du alſobald deine vorige Freyheit geſchenckt bekommen. Troll lachete jetzo und ſprach: Mauſchel/ biſt du nicht ein Narꝛ/ du ſageſt/ du kenneſt uns ſchon/ war- um ſoll ich dir es dann allererſt ſagen? Als der Cor- ſar den Troll alſo reden hoͤrete/ ließ er ihm etliche Pruͤgel-Streiche geben/ welches den Troll ſehr ver- droß/ daß er zum Juden tratt/ und ihm eine wolge- meſſene Ohrfeige gab/ mit dieſem beyfuͤgen: Du ſchaͤndlicher Schacherer/ ſoll ich deinethalben Strei- che empfangen/ viel lieber wolte ich dir das Leben nehmen? Hierauf ward Troll zur Straff von 100. Fuß-Streichen condemnirt/ der Jud aber bathe/ man moͤchte ſie ihm noch nicht geben laſſen/ er wolle vorher ſehen/ ob alle Sclaven hurtig auf den Beinen waͤren. Alſo ward dieſe Straffe jetzo aufgehoben/ und muſte ein Jeder ein Stuͤck Eyſen von 85. Pfund auf die Schulter nehmen/ und darmit uͤber den Marckt lauffen/ ſo geſchwind er kunte/ ſolches kam manchen gar ſauer an/ und waren ihr viel/ welche ſolche Laſt nicht einmahl tragen/ geſchweige damit ſchnell fortlauffen kunten. Condado ward wegen ſeiner zarten Glieder/ welche dem Juden gute Hoff- nung zu einem groſſen Loͤſe-Geld gaben/ der Laſt ent- ſchlagen/ er muſte aber lauffen. Venereus trug die Buͤrde zwar/ aber er kunte kaum damit fortkommen/ und als Cerebacchius ſolche auf die Schultern be- kam/ rieff ihm Troll zu: Was gilts/ Camerad/ wann es

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1020. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1042>, abgerufen am 22.11.2024.