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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
den/ jedoch ist etwas auß dem Exempel deß gros-
sen Königs Nebucad Nezar zu ersehen/ weil er liesse
auß den Kindern Jsrael von Königl. Stamm und
Herren Kinder wählen die Knaben/ die nicht gebrech-
lich waren/ sondern schöne/ vernünfftige/ weise/ die da
geschickt wären zu Diensten deß Königs/ und zu ler-
nen Chaldoeische Schrifften und Sprachen. Solchen
verschaffte der König/ daß man ihnen geben solte von
seiner Speise/ und von dem Wein/ den er selbst trun-
cke/ daß sie also 3. Jahr auferzogen wurden/ und dar-
nach für dem König dienen solten/ schreibet Daniel
in seiner Weissagung am 1. Capitel.

Hierinnen erscheinet/ Nebucad Nezar habe seine
Studenten mächtiglich wider den Frevel deß Pöbels
und anderer befreyet/ und nicht nur mit gebührlicher
Nothdürfftigkeit an Kost und Kleidung versehen/
sondern in allem gute Ordnung gethan.

Was die Römische Käyser/ Christliche Könige/
erleuchtete Fürsten und Herrschafften gestifftet/ liget
am hellen Tage. Der Käyser Justinianus hat ihm ein
schlechtes Lob erworben/ indem er auß Eingeben sei-
nes vielmehr Hofschrantzes/ als Hofmeisters/ die
Jährlichen Unterhaltungen/ welche die Vorfahren
in jeden Städten und Flecken den Lehrern der freyen
Künste zugeeignet/ aufgehoben/ und zu sich gen Con-
stantinopel gezogen/ daher die Schulen leer stunden/
und eine grausame Barbarey und häßliche Bauerey
erwuchse.

Ferner ist zu wissen/ daß löbliche Regenten Frey-
heit gegeben/ erstlich den Orten/ da Menschen seyn/
die studiren/ darnach denen Personen/ die studiren.
Solches bezeuget die Stadt Athen/ welche/ da sie
auch die hohe Gewalt über das Griechenland verloh-
ren/ und unter die Bottmässigkeit der Römer gefal-

len/

Romans I. Buch.
den/ jedoch iſt etwas auß dem Exempel deß groſ-
ſen Koͤnigs Nebucad Nezar zu erſehen/ weil er lieſſe
auß den Kindern Jſrael von Koͤnigl. Stamm und
Herren Kinder waͤhlen die Knaben/ die nicht gebrech-
lich waren/ ſondern ſchoͤne/ vernuͤnfftige/ weiſe/ die da
geſchickt waͤren zu Dienſten deß Koͤnigs/ und zu ler-
nen Chaldœiſche Schrifften und Sprachen. Solchen
verſchaffte der Koͤnig/ daß man ihnen geben ſolte von
ſeiner Speiſe/ und von dem Wein/ den er ſelbſt trun-
cke/ daß ſie alſo 3. Jahr auferzogen wurden/ und dar-
nach fuͤr dem Koͤnig dienen ſolten/ ſchreibet Daniel
in ſeiner Weiſſagung am 1. Capitel.

Hierinnen erſcheinet/ Nebucad Nezar habe ſeine
Studenten maͤchtiglich wider den Frevel deß Poͤbels
und anderer befreyet/ und nicht nur mit gebuͤhrlicher
Nothduͤrfftigkeit an Koſt und Kleidung verſehen/
ſondern in allem gute Ordnung gethan.

Was die Roͤmiſche Kaͤyſer/ Chriſtliche Koͤnige/
erleuchtete Fuͤrſten und Herꝛſchafften geſtifftet/ liget
am hellen Tage. Der Kaͤyſer Juſtinianus hat ihm ein
ſchlechtes Lob erworben/ indem er auß Eingeben ſei-
nes vielmehr Hofſchrantzes/ als Hofmeiſters/ die
Jaͤhrlichen Unterhaltungen/ welche die Vorfahren
in jeden Staͤdten und Flecken den Lehrern der freyen
Kuͤnſte zugeeignet/ aufgehoben/ und zu ſich gen Con-
ſtantinopel gezogen/ daher die Schulen leer ſtunden/
und eine grauſame Barbarey und haͤßliche Bauerey
erwuchſe.

Ferner iſt zu wiſſen/ daß loͤbliche Regenten Frey-
heit gegeben/ erſtlich den Orten/ da Menſchen ſeyn/
die ſtudiren/ darnach denen Perſonen/ die ſtudiren.
Solches bezeuget die Stadt Athen/ welche/ da ſie
auch die hohe Gewalt uͤber das Griechenland verloh-
ren/ und unter die Bottmaͤſſigkeit der Roͤmer gefal-

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[95/0107] Romans I. Buch. den/ jedoch iſt etwas auß dem Exempel deß groſ- ſen Koͤnigs Nebucad Nezar zu erſehen/ weil er lieſſe auß den Kindern Jſrael von Koͤnigl. Stamm und Herren Kinder waͤhlen die Knaben/ die nicht gebrech- lich waren/ ſondern ſchoͤne/ vernuͤnfftige/ weiſe/ die da geſchickt waͤren zu Dienſten deß Koͤnigs/ und zu ler- nen Chaldœiſche Schrifften und Sprachen. Solchen verſchaffte der Koͤnig/ daß man ihnen geben ſolte von ſeiner Speiſe/ und von dem Wein/ den er ſelbſt trun- cke/ daß ſie alſo 3. Jahr auferzogen wurden/ und dar- nach fuͤr dem Koͤnig dienen ſolten/ ſchreibet Daniel in ſeiner Weiſſagung am 1. Capitel. Hierinnen erſcheinet/ Nebucad Nezar habe ſeine Studenten maͤchtiglich wider den Frevel deß Poͤbels und anderer befreyet/ und nicht nur mit gebuͤhrlicher Nothduͤrfftigkeit an Koſt und Kleidung verſehen/ ſondern in allem gute Ordnung gethan. Was die Roͤmiſche Kaͤyſer/ Chriſtliche Koͤnige/ erleuchtete Fuͤrſten und Herꝛſchafften geſtifftet/ liget am hellen Tage. Der Kaͤyſer Juſtinianus hat ihm ein ſchlechtes Lob erworben/ indem er auß Eingeben ſei- nes vielmehr Hofſchrantzes/ als Hofmeiſters/ die Jaͤhrlichen Unterhaltungen/ welche die Vorfahren in jeden Staͤdten und Flecken den Lehrern der freyen Kuͤnſte zugeeignet/ aufgehoben/ und zu ſich gen Con- ſtantinopel gezogen/ daher die Schulen leer ſtunden/ und eine grauſame Barbarey und haͤßliche Bauerey erwuchſe. Ferner iſt zu wiſſen/ daß loͤbliche Regenten Frey- heit gegeben/ erſtlich den Orten/ da Menſchen ſeyn/ die ſtudiren/ darnach denen Perſonen/ die ſtudiren. Solches bezeuget die Stadt Athen/ welche/ da ſie auch die hohe Gewalt uͤber das Griechenland verloh- ren/ und unter die Bottmaͤſſigkeit der Roͤmer gefal- len/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/107>, abgerufen am 21.05.2024.