Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen von der Tafel hinweg geschafft/ und hiernächst allerley natür-liche Früchte und Obst aufgetragen. Alsdann hat man allererst angefangen über der Tafel zu reden/ und zu sprachen/ aber meh- rentheils/ von der herrlichen Macht und Gewalt deß Soldans/ von den Syrischen Geschichten/ und selbigem gantzen Reich. Hernach fiel auch etwas vor/ von dem vorgenommenen Zug wi- der die Türcken/ wie die umligende Länder für dessen Einbruch am besten zu schirmen/ und ihm im Feld mit offentlicher Schlacht-Ordnung vortheilhafftig zu begegnen? Solchem Ge- spräch hat der Soldan mit Fleiß zugehöret/ und eines Jeden Meynung darauß vermercket/ insonderheit aber genaue Ach- tung darauf gegeben/ welche mit seinem heimlichen Vorsatz übereinstimmten/ oder nicht. Solches eines Jedweden Gutdün- cken desto gewisser zu erfahren/ hat er den Fürsten auß Lybia an- gestifftet/ rund um die Taseln her zu gehen/ und unvermerckt aufzumercken. Dieser verfügete sich hernach wieder zu ihm/ und zeigete an/ was sie von bevorstehendem Krieg handelten/ nemlich/ Se-Maj. müsten den Groß-Türcken nothwendig an- greiffen/ und bestreiten/ in Betrachtung/ daß die Türcken noch niemahls sich hätten in dero Landen feindlich lassen antreffen/ solche Kühnheit müste gestrafft seyn/ oder diese Fluth würde tieffer einreissen. Worauf der Soldan kurtz geantwortet: Die Zeit bringet Rosen! Alle gute Dinge wollen Weil und Gele- genheit haben. Wir müssen aber von den Aufwärtern auch einige Mel- Noch andere 100. Knaben trugen dem Soldan Obst und Städteu/
Deß Academiſchen von der Tafel hinweg geſchafft/ und hiernaͤchſt allerley natuͤr-liche Fruͤchte und Obſt aufgetragen. Alsdann hat man allererſt angefangen uͤber der Tafel zu reden/ und zu ſprachen/ aber meh- rentheils/ von der herꝛlichen Macht und Gewalt deß Soldans/ von den Syriſchen Geſchichten/ und ſelbigem gantzen Reich. Hernach fiel auch etwas vor/ von dem vorgenommenen Zug wi- der die Tuͤrcken/ wie die umligende Laͤnder fuͤr deſſen Einbruch am beſten zu ſchirmen/ und ihm im Feld mit offentlicher Schlacht-Ordnung vortheilhafftig zu begegnen? Solchem Ge- ſpraͤch hat der Soldan mit Fleiß zugehoͤret/ und eines Jeden Meynung darauß vermercket/ inſonderheit aber genaue Ach- tung darauf gegeben/ welche mit ſeinem heimlichen Vorſatz uͤbereinſtim̃ten/ oder nicht. Solches eines Jedweden Gutduͤn- cken deſto gewiſſer zu erfahren/ hat er den Fuͤrſten auß Lybia an- geſtifftet/ rund um die Taſeln her zu gehen/ und unvermerckt aufzumercken. Dieſer verfuͤgete ſich hernach wieder zu ihm/ und zeigete an/ was ſie von bevorſtehendem Krieg handelten/ nemlich/ Se-Maj. muͤſten den Groß-Tuͤrcken nothwendig an- greiffen/ und beſtreiten/ in Betrachtung/ daß die Tuͤrcken noch niemahls ſich haͤtten in dero Landen feindlich laſſen antreffen/ ſolche Kuͤhnheit muͤſte geſtrafft ſeyn/ oder dieſe Fluth wuͤrde tieffer einreiſſen. Worauf der Soldan kurtz geantwortet: Die Zeit bringet Roſen! Alle gute Dinge wollen Weil und Gele- genheit haben. Wir muͤſſen aber von den Aufwaͤrtern auch einige Mel- Noch andere 100. Knaben trugen dem Soldan Obſt und Staͤdteu/
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Deß Academiſchen
von der Tafel hinweg geſchafft/ und hiernaͤchſt allerley natuͤr-
liche Fruͤchte und Obſt aufgetragen. Alsdann hat man allererſt
angefangen uͤber der Tafel zu reden/ und zu ſprachen/ aber meh-
rentheils/ von der herꝛlichen Macht und Gewalt deß Soldans/
von den Syriſchen Geſchichten/ und ſelbigem gantzen Reich.
Hernach fiel auch etwas vor/ von dem vorgenommenen Zug wi-
der die Tuͤrcken/ wie die umligende Laͤnder fuͤr deſſen Einbruch
am beſten zu ſchirmen/ und ihm im Feld mit offentlicher
Schlacht-Ordnung vortheilhafftig zu begegnen? Solchem Ge-
ſpraͤch hat der Soldan mit Fleiß zugehoͤret/ und eines Jeden
Meynung darauß vermercket/ inſonderheit aber genaue Ach-
tung darauf gegeben/ welche mit ſeinem heimlichen Vorſatz
uͤbereinſtim̃ten/ oder nicht. Solches eines Jedweden Gutduͤn-
cken deſto gewiſſer zu erfahren/ hat er den Fuͤrſten auß Lybia an-
geſtifftet/ rund um die Taſeln her zu gehen/ und unvermerckt
aufzumercken. Dieſer verfuͤgete ſich hernach wieder zu ihm/
und zeigete an/ was ſie von bevorſtehendem Krieg handelten/
nemlich/ Se-Maj. muͤſten den Groß-Tuͤrcken nothwendig an-
greiffen/ und beſtreiten/ in Betrachtung/ daß die Tuͤrcken noch
niemahls ſich haͤtten in dero Landen feindlich laſſen antreffen/
ſolche Kuͤhnheit muͤſte geſtrafft ſeyn/ oder dieſe Fluth wuͤrde
tieffer einreiſſen. Worauf der Soldan kurtz geantwortet: Die
Zeit bringet Roſen! Alle gute Dinge wollen Weil und Gele-
genheit haben.
Wir muͤſſen aber von den Aufwaͤrtern auch einige Mel-
dung thun: Zwiſchen beyden Tafeln/ da man obberuͤhrte
Kuͤhl-Keſſel fand/ ſtunden in ſchoͤner Ordnung 300. Knaben/
alleſamt in Schnee-weiſſen Damaſtenen Kleidern/ mit Golo
durchſteppet/ ihre Hoſen waren mit gezogenem Gold verbre-
met/ und Tuͤrckiſchem Sammet unterzogen. Jn ihren Haͤn-
den hielten ſie groſſe guͤldene Schaalen/ Pocal/ und Becher/
eines hohen Werths. Etliche der andern Aufwarter diene-
ten auf mit andern guͤldenen Gefaͤſſen/ daran Hand. Griffe
waren. Unter beſagten Knaben ſahe man hundert/ deren
Jeder ein groſſes guͤldenes Becken von Gold oder Silber vor
ſich in den Haͤnden hatte/ darinn man uͤber der Tafel pflegete
Waſſer zu reichen/ und uͤber der Schulter ein herꝛliches Hand-
Tuch haͤngen/ ſo allenthalben mit Gold und ſeydenen Fran-
ſen beſetzet.
Noch andere 100. Knaben trugen dem Soldan Obſt und
Fruͤchte auf/ waren fuͤrnehmer Herren/ in ſeinen Landen und
Staͤdteu/
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