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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
seine Stimme und Rede behalten hat. Davon
Ovidius also schreibet:

Sed tamen haeret amor, crescitq; pudore repulsae,
Et tenuant vigiles corpus miserabile curae,
Adducitq; cutem macies & in aera succus,
Corporis omnis abit: vox tantum atq; ossa supersunt:
Vox manet, ossa ferunt lapidis traxisse figuram.

Zu Cyzicum, welches weyland eine berühmte
Stadt und Jnsel in dem Propontide, waren ehemah-
len 7. Thürne/ welche die Stimmen aufsiengen/ und
wie ein Echo in grosser Anzahl wieder zurück schicke-
ten/ und solches auß deß Orts Natur/ und von unge-
fähr. Zu Olympia geschahe solches auß der Kunst in
einem Gewölbe/ welches man deßwegen Heptapho-
non,
oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stimme
so viel mahl nachredete. Zu Megara ist ein Stein/
von welchem man saget/ daß Apollo seine Leyer dar-
an gesetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me-
gara
bauete/ helffen wolte/ und dieser Stein ist das
Zeugnüß/ dann so Jemand mit einem andern Stein
daran klopffet/ so gibt er einen Klang/ wie die Säiten
auf seiner Leyer gethan haben/ welches mir/ saget
Pausanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderselzam
ist fürkommen/ wiewol ich den Colossum, welcher zu
Thebae in Egypten über den Nilum, nicht weit von
dem Ort/ den man Syringes, oder Röhren/ nennet/
mit grösserer Verwunderung betrachtet habe. Da
ist ein Bild eines sitzenden Menschen/ welches die
Einwohner Pharmenopham nennen/ und sagen/ daß
diese Person daselbst wohnhafft gewesen. Andere
sagen/ es sey Sesostris Bild. Dieses Bild hat Cam-
byses,
als ein Feind der Egyptischen Götter/ verstöret/
und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/

das
N 3

Romans I. Buch.
ſeine Stimme und Rede behalten hat. Davon
Ovidius alſo ſchreibet:

Sed tamen hæret amor, creſcitq́; pudore repulſæ,
Et tenuant vigiles corpus miſerabile curæ,
Adducitq́; cutem macies & in aëra ſuccus,
Corporis omnis abit: vox tantum atq́; oſſa ſuperſunt:
Vox manet, oſſa ferunt lapidis traxiſſe figuram.

Zu Cyzicum, welches weyland eine beruͤhmte
Stadt und Jnſel in dem Propontide, waren ehemah-
len 7. Thuͤrne/ welche die Stimmen aufſiengen/ und
wie ein Echo in groſſer Anzahl wieder zuruͤck ſchicke-
ten/ und ſolches auß deß Orts Natur/ und von unge-
faͤhr. Zu Olympia geſchahe ſolches auß der Kunſt in
einem Gewoͤlbe/ welches man deßwegen Heptapho-
non,
oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stim̃e
ſo viel mahl nachredete. Zu Megara iſt ein Stein/
von welchem man ſaget/ daß Apollo ſeine Leyer dar-
an geſetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me-
gara
bauete/ helffen wolte/ und dieſer Stein iſt das
Zeugnuͤß/ dann ſo Jemand mit einem andern Stein
daran klopffet/ ſo gibt er einen Klang/ wie die Saͤiten
auf ſeiner Leyer gethan haben/ welches mir/ ſaget
Pauſanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderſelzam
iſt fuͤrkommen/ wiewol ich den Coloſſum, welcher zu
Thebæ in Egypten uͤber den Nilum, nicht weit von
dem Ort/ den man Syringes, oder Roͤhren/ nennet/
mit groͤſſerer Verwunderung betrachtet habe. Da
iſt ein Bild eines ſitzenden Menſchen/ welches die
Einwohner Pharmenopham nennen/ und ſagen/ daß
dieſe Perſon daſelbſt wohnhafft geweſen. Andere
ſagen/ es ſey Seſoſtris Bild. Dieſes Bild hat Cam-
byſes,
als ein Feind der Egyptiſchen Goͤtter/ verſtoͤret/
und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/

das
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[197/0209] Romans I. Buch. ſeine Stimme und Rede behalten hat. Davon Ovidius alſo ſchreibet: Sed tamen hæret amor, creſcitq́; pudore repulſæ, Et tenuant vigiles corpus miſerabile curæ, Adducitq́; cutem macies & in aëra ſuccus, Corporis omnis abit: vox tantum atq́; oſſa ſuperſunt: Vox manet, oſſa ferunt lapidis traxiſſe figuram. Zu Cyzicum, welches weyland eine beruͤhmte Stadt und Jnſel in dem Propontide, waren ehemah- len 7. Thuͤrne/ welche die Stimmen aufſiengen/ und wie ein Echo in groſſer Anzahl wieder zuruͤck ſchicke- ten/ und ſolches auß deß Orts Natur/ und von unge- faͤhr. Zu Olympia geſchahe ſolches auß der Kunſt in einem Gewoͤlbe/ welches man deßwegen Heptapho- non, oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stim̃e ſo viel mahl nachredete. Zu Megara iſt ein Stein/ von welchem man ſaget/ daß Apollo ſeine Leyer dar- an geſetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me- gara bauete/ helffen wolte/ und dieſer Stein iſt das Zeugnuͤß/ dann ſo Jemand mit einem andern Stein daran klopffet/ ſo gibt er einen Klang/ wie die Saͤiten auf ſeiner Leyer gethan haben/ welches mir/ ſaget Pauſanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderſelzam iſt fuͤrkommen/ wiewol ich den Coloſſum, welcher zu Thebæ in Egypten uͤber den Nilum, nicht weit von dem Ort/ den man Syringes, oder Roͤhren/ nennet/ mit groͤſſerer Verwunderung betrachtet habe. Da iſt ein Bild eines ſitzenden Menſchen/ welches die Einwohner Pharmenopham nennen/ und ſagen/ daß dieſe Perſon daſelbſt wohnhafft geweſen. Andere ſagen/ es ſey Seſoſtris Bild. Dieſes Bild hat Cam- byſes, als ein Feind der Egyptiſchen Goͤtter/ verſtoͤret/ und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/ das N 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/209>, abgerufen am 23.11.2024.