Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen manche Universitäten schämen sich nicht/ die Wol-fahrt gantzer Völcker und grosser Fürsten/ auch das Heyl so vieler tausend Seelen den tölpischen Eseln unter die Füsse zu stürtzen. Dort dörffen Küh-Hörner und Säubläser nicht kommen/ und ist doch Schimpff und Spiel; Allhier dörffen Bacchanten auftretten/ und ist gefährlicher Ernst. Dann die hohen Graden werden darum verdienet/ daß die Kirchen haben wa- ckere Prediger/ die Ketzer zu widerlegen/ und die Un- gläubigen zu bekehren. Daher trauen die Fürsten und Bischöffe den Academien/ seyn sie betrogen/ sie seyn mit unschätzlichen Sünden der Universitäten be- trogen. Wann ein ungelehrter Theologus die Christliche ben/
Deß Academiſchen manche Univerſitaͤten ſchaͤmen ſich nicht/ die Wol-fahrt gantzer Voͤlcker und groſſer Fuͤrſten/ auch das Heyl ſo vieler tauſend Seelen den toͤlpiſchen Eſeln unter die Fuͤſſe zu ſtuͤrtzen. Dort doͤrffen Kuͤh-Hoͤrner und Saͤublaͤſer nicht kommen/ und iſt doch Schimpff und Spiel; Allhier doͤrffen Bacchanten auftretten/ und iſt gefaͤhrlicher Ernſt. Dann die hohen Graden werden darum verdienet/ daß die Kirchen haben wa- ckere Prediger/ die Ketzer zu widerlegen/ und die Un- glaͤubigen zu bekehren. Daher trauen die Fuͤrſten und Biſchoͤffe den Academien/ ſeyn ſie betrogen/ ſie ſeyn mit unſchaͤtzlichen Suͤnden der Univerſitaͤten be- trogen. Wann ein ungelehrter Theologus die Chriſtliche ben/
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Deß Academiſchen
manche Univerſitaͤten ſchaͤmen ſich nicht/ die Wol-
fahrt gantzer Voͤlcker und groſſer Fuͤrſten/ auch das
Heyl ſo vieler tauſend Seelen den toͤlpiſchen Eſeln
unter die Fuͤſſe zu ſtuͤrtzen. Dort doͤrffen Kuͤh-Hoͤrner
und Saͤublaͤſer nicht kommen/ und iſt doch Schimpff
und Spiel; Allhier doͤrffen Bacchanten auftretten/
und iſt gefaͤhrlicher Ernſt. Dann die hohen Graden
werden darum verdienet/ daß die Kirchen haben wa-
ckere Prediger/ die Ketzer zu widerlegen/ und die Un-
glaͤubigen zu bekehren. Daher trauen die Fuͤrſten und
Biſchoͤffe den Academien/ ſeyn ſie betrogen/ ſie ſeyn
mit unſchaͤtzlichen Suͤnden der Univerſitaͤten be-
trogen.
Wann ein ungelehrter Theologus die Chriſtliche
Religion durch ſeine Unwiſſenheit verſchnoͤdet den
Heyden/ oder den Gegentheil auß Furcht ſeiner Un-
geſchicklichkeit fleucht; Wann ein ungelehrter Doctor
Juris bey einem Fuͤrſten und Herren Rathsbeſtallung
annimmt/ und durch ſeine Ungeſchicklichkeit die Herꝛ-
ſchafft und das Land in Gefahr und Noth bringet;
Wann ein untuͤchtiger Advocat ſeinem Clienten die
gerechteſte und klareſte Sache verleuret; Wann ein
ungelehrter Artzt den Beth-rieſigen vor Balſam
Gifft anſchmieret/ und ſolchen erwuͤrget/ haben nicht
ſolche zu buͤſſen in der Hoͤllen/ welche um Gelds wil-
len auß Eſeln Doctoren machen/ ihren Naͤchſten der
Seeligkeit/ deß Lebens/ der Guͤter berauben/ den
Boͤſen warme Brieffe und Siegel geben mit voller
Macht zu ſtehen und zu wuͤrgen? Zu geſchweigen/ daß
ſolche Promoventen an den Geſetzen Eyd-bruͤchig
worden/ den ſtinckenden Maulthieren die ſchoͤnſte
Kleinodien anhaͤngen/ und eine ruchloſe Faulheit an
der ſtudirenden Jugend verurſachen/ weil Aſinius,
Porcus das machen/ das leſen/ das dichten/ das ſchrei-
ben/
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