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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
seinen Degen auß der Hand/ und drohet dem Com-
mendant
en/ mit seinen Schmäh-Worten einzuhal-
ten/ oder er wisse seine Reputation zu mainteniren/
solte er auch sein Leben darüber lassen.

Hierüber erschrack die gantze Versammlung/
und der Commendant selber wuste nicht/ wie er mit
dem Menschen daran/ dann einer solchen Desperation
Resolution
war er bey keinem Studioso vermuthen.
Er fragete ihn demnach mit etwas freundlichern
Worten/ was für ein Landsmann er sey? Jch bin ein
ehrlicher Schwede/ antwortete er mit seiner lisplen-
den Zungen/ und ihr/ mein Herr Commendant, habt
ihr ehemahlen von dem Schwedischen General-Ma-
jor N. N.
gehöret? Ja/ sprach dieser/ der war ein
rechtschaffener Cavallier, und ich bin Lieutenant unter
ihm gewesen. Wolan/ verfolgete der Student/ so sol-
let ihr wissen/ daß hier sein Sohn stehet/ der seinen
Feind eben so wenig fürchtet/ als sein Vatter. Als der
Commendant dieses hörete/ etinnerte er sich einiger
Lineamenten deß Vatters/ die er an dem Sohn fand/
weil auch derselbe ein fürnehmer reicher Schwedi-
scher Baron, stund er von seiner Stelle auf/ tratt zu
dem jungen Baron, reichete ihm die Hand/ und ver-
trug sich mit ihm/ da sie dann hernachmahls gar offt
mit einander speiseten/ und war der Baron deß Com-
mendant
en fast täglicher Gast/ biß er endlich wegzog.
Dieser remarquablen Action, sprach Klingenfeld/ ha-
be ich zwar in Person nicht beygewohnet/ sie ist mir
aber also von einem Studenten/ der von Anfang biß
zum Ende darbey gewesen/ mit allen jetzt-besagten
Umständen/ erzehlet worden.

Von diesem Schwedischen Baron, der sich schon
auf mehr Teutschen Academien aufgehalten hätte/
aber nirgends seinen Stand offenbahren wolte/ son-

dern

Deß Academiſchen
ſeinen Degen auß der Hand/ und drohet dem Com-
mendant
en/ mit ſeinen Schmaͤh-Worten einzuhal-
ten/ oder er wiſſe ſeine Reputation zu mainteniren/
ſolte er auch ſein Leben daruͤber laſſen.

Hieruͤber erſchrack die gantze Verſammlung/
und der Commendant ſelber wuſte nicht/ wie er mit
dem Menſchen daran/ dann einer ſolchen Deſperation
Reſolution
war er bey keinem Studioſo vermuthen.
Er fragete ihn demnach mit etwas freundlichern
Worten/ was fuͤr ein Landsmann er ſey? Jch bin ein
ehrlicher Schwede/ antwortete er mit ſeiner liſplen-
den Zungen/ und ihr/ mein Herꝛ Commendant, habt
ihr ehemahlen von dem Schwediſchen General-Ma-
jor N. N.
gehoͤret? Ja/ ſprach dieſer/ der war ein
rechtſchaffener Cavallier, und ich bin Lieutenant unter
ihm geweſen. Wolan/ verfolgete der Student/ ſo ſol-
let ihr wiſſen/ daß hier ſein Sohn ſtehet/ der ſeinen
Feind eben ſo wenig fuͤrchtet/ als ſein Vatter. Als der
Commendant dieſes hoͤrete/ etinnerte er ſich einiger
Lineamenten deß Vatters/ die er an dem Sohn fand/
weil auch derſelbe ein fuͤrnehmer reicher Schwedi-
ſcher Baron, ſtund er von ſeiner Stelle auf/ tratt zu
dem jungen Baron, reichete ihm die Hand/ und ver-
trug ſich mit ihm/ da ſie dann hernachmahls gar offt
mit einander ſpeiſeten/ und war der Baron deß Com-
mendant
en faſt taͤglicher Gaſt/ biß er endlich wegzog.
Dieſer remarquablen Action, ſprach Klingenfeld/ ha-
be ich zwar in Perſon nicht beygewohnet/ ſie iſt mir
aber alſo von einem Studenten/ der von Anfang biß
zum Ende darbey geweſen/ mit allen jetzt-beſagten
Umſtaͤnden/ erzehlet worden.

Von dieſem Schwediſchen Baron, der ſich ſchon
auf mehr Teutſchen Academien aufgehalten haͤtte/
aber nirgends ſeinen Stand offenbahren wolte/ ſon-

dern
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[364/0378] Deß Academiſchen ſeinen Degen auß der Hand/ und drohet dem Com- mendanten/ mit ſeinen Schmaͤh-Worten einzuhal- ten/ oder er wiſſe ſeine Reputation zu mainteniren/ ſolte er auch ſein Leben daruͤber laſſen. Hieruͤber erſchrack die gantze Verſammlung/ und der Commendant ſelber wuſte nicht/ wie er mit dem Menſchen daran/ dann einer ſolchen Deſperation Reſolution war er bey keinem Studioſo vermuthen. Er fragete ihn demnach mit etwas freundlichern Worten/ was fuͤr ein Landsmann er ſey? Jch bin ein ehrlicher Schwede/ antwortete er mit ſeiner liſplen- den Zungen/ und ihr/ mein Herꝛ Commendant, habt ihr ehemahlen von dem Schwediſchen General-Ma- jor N. N. gehoͤret? Ja/ ſprach dieſer/ der war ein rechtſchaffener Cavallier, und ich bin Lieutenant unter ihm geweſen. Wolan/ verfolgete der Student/ ſo ſol- let ihr wiſſen/ daß hier ſein Sohn ſtehet/ der ſeinen Feind eben ſo wenig fuͤrchtet/ als ſein Vatter. Als der Commendant dieſes hoͤrete/ etinnerte er ſich einiger Lineamenten deß Vatters/ die er an dem Sohn fand/ weil auch derſelbe ein fuͤrnehmer reicher Schwedi- ſcher Baron, ſtund er von ſeiner Stelle auf/ tratt zu dem jungen Baron, reichete ihm die Hand/ und ver- trug ſich mit ihm/ da ſie dann hernachmahls gar offt mit einander ſpeiſeten/ und war der Baron deß Com- mendanten faſt taͤglicher Gaſt/ biß er endlich wegzog. Dieſer remarquablen Action, ſprach Klingenfeld/ ha- be ich zwar in Perſon nicht beygewohnet/ ſie iſt mir aber alſo von einem Studenten/ der von Anfang biß zum Ende darbey geweſen/ mit allen jetzt-beſagten Umſtaͤnden/ erzehlet worden. Von dieſem Schwediſchen Baron, der ſich ſchon auf mehr Teutſchen Academien aufgehalten haͤtte/ aber nirgends ſeinen Stand offenbahren wolte/ ſon- dern

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/378>, abgerufen am 22.11.2024.