Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
den aber endlich mit einander auf/ und nachdem sie
noch etliche Stunden umher gewandelt/ führete sie
der Podesta in seinen Pallast/ ließ am Mittag herrlich
anrichten/ und tractirete sie nach seinem besten Ver-
mögen. Damahl forschete deß Podesta Vetter/ ein
wackerer Edelmann/ Namens Contarini, der zunächst
an der einen Seiten an dem Printzen saß/ was ihn
doch bewogen hätte/ sich auf Academien zu begeben?
Die grosse Lust zum Studiren/ war die Antwort/ und
finde ich nichts in der Welt/ das einen Printzen mehr
zieren kan/ als die Studia, oder freyen Künste. Conta-
rini
hielte im Gegentheil darfür/ es stünde einem für-
nehmen Mann besser an/ wann er sich auf die Exerci-
tia
und Estats-Sachen/ als auf die Studia, legete/
aber der Podesta behauptete gantz ein anders: Jch
habe auch einen Sohn/ sprach er/ der ist schon lange
Zeit in die Schul gegangen/ und nun meyne ich/ ihn
bald auf die hohe Schul zu senden. Die Kinder sind
glücklich/ die Zeit gnug haben/ in die Schul zu geben/
Schulen sind ein gesegnetes Mittel für Land und
Kirche. Die Metilaener verbotten alle Schulen bey
dem Volck/ welches sie überwunden/ und dieses hiel-
ten sie für eine schwere Straffe/ weil die Länder durch
die Schulen blühen. Julianus benahm auch den Chri-
sten alle Schulen/ damit das Christenthum nicht solte
fortgepflantzet werden/ und das Volck von den Heyd-
nischen Göttern nicht abfiele/ dann er war ein eyferi-
ger Götzen-Diener.

Der Printz sprach jetzo: Es gibt überal viel Schu-
len/ doch behertzigen die Leute nicht gnug/ ihre Kinder
Weißheit hören zu lassen. Plutarchus sahe einen wa-
ckern Jüngling/ Namens Xenophon, ihm entgegen
kommen/ er hielte ihn mit seinem Stock auf/ und fra-
gete: Wo man diese oder jene Waaren verkauffe?

Xeno-

Deß Academiſchen
den aber endlich mit einander auf/ und nachdem ſie
noch etliche Stunden umher gewandelt/ fuͤhrete ſie
der Podeſtà in ſeinen Pallaſt/ ließ am Mittag herꝛlich
anrichten/ und tractirete ſie nach ſeinem beſten Ver-
moͤgen. Damahl forſchete deß Podeſtà Vetter/ ein
wackerer Edelmann/ Namens Contarini, der zunaͤchſt
an der einen Seiten an dem Printzen ſaß/ was ihn
doch bewogen haͤtte/ ſich auf Academien zu begeben?
Die groſſe Luſt zum Studiren/ war die Antwort/ und
finde ich nichts in der Welt/ das einen Printzen mehr
zieren kan/ als die Studia, oder freyen Kuͤnſte. Conta-
rini
hielte im Gegentheil darfuͤr/ es ſtuͤnde einem fuͤr-
nehmen Mann beſſer an/ wann er ſich auf die Exerci-
tia
und Eſtats-Sachen/ als auf die Studia, legete/
aber der Podeſtà behauptete gantz ein anders: Jch
habe auch einen Sohn/ ſprach er/ der iſt ſchon lange
Zeit in die Schul gegangen/ und nun meyne ich/ ihn
bald auf die hohe Schul zu ſenden. Die Kinder ſind
gluͤcklich/ die Zeit gnug haben/ in die Schul zu geben/
Schulen ſind ein geſegnetes Mittel fuͤr Land und
Kirche. Die Metilæner verbotten alle Schulen bey
dem Volck/ welches ſie uͤberwunden/ und dieſes hiel-
ten ſie fuͤr eine ſchwere Straffe/ weil die Laͤnder durch
die Schulen bluͤhen. Julianus benahm auch den Chri-
ſten alle Schulen/ damit das Chriſtenthum nicht ſolte
fortgepflantzet werden/ und das Volck von den Heyd-
niſchen Goͤttern nicht abfiele/ dann er war ein eyferi-
ger Goͤtzen-Diener.

Der Printz ſprach jetzo: Es gibt uͤberal viel Schu-
len/ doch behertzigen die Leute nicht gnug/ ihre Kinder
Weißheit hoͤren zu laſſen. Plutarchus ſahe einen wa-
ckern Juͤngling/ Namens Xenophon, ihm entgegen
kommen/ er hielte ihn mit ſeinem Stock auf/ und fra-
gete: Wo man dieſe oder jene Waaren verkauffe?

Xeno-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0400" n="386"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
den aber endlich mit einander auf/ und nachdem &#x017F;ie<lb/>
noch etliche Stunden umher gewandelt/ fu&#x0364;hrete &#x017F;ie<lb/>
der <hi rendition="#aq">Pode&#x017F;</hi> in &#x017F;einen Palla&#x017F;t/ ließ am Mittag her&#xA75B;lich<lb/>
anrichten/ und <hi rendition="#aq">tracti</hi>rete &#x017F;ie nach &#x017F;einem be&#x017F;ten Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen. Damahl for&#x017F;chete deß <hi rendition="#aq">Pode&#x017F;</hi> Vetter/ ein<lb/>
wackerer Edelmann/ Namens <hi rendition="#aq">Contarini,</hi> der zuna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
an der einen Seiten an dem Printzen &#x017F;aß/ was ihn<lb/>
doch bewogen ha&#x0364;tte/ &#x017F;ich auf <hi rendition="#aq">Academi</hi>en zu begeben?<lb/>
Die gro&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t zum <hi rendition="#aq">Studi</hi>ren/ war die Antwort/ und<lb/>
finde ich nichts in der Welt/ das einen Printzen mehr<lb/>
zieren kan/ als die <hi rendition="#aq">Studia,</hi> oder freyen Ku&#x0364;n&#x017F;te. <hi rendition="#aq">Conta-<lb/>
rini</hi> hielte im Gegentheil darfu&#x0364;r/ es &#x017F;tu&#x0364;nde einem fu&#x0364;r-<lb/>
nehmen Mann be&#x017F;&#x017F;er an/ wann er &#x017F;ich auf die <hi rendition="#aq">Exerci-<lb/>
tia</hi> und E&#x017F;tats-Sachen/ als auf die <hi rendition="#aq">Studia,</hi> legete/<lb/>
aber der <hi rendition="#aq">Pode&#x017F;</hi> behauptete gantz ein anders: Jch<lb/>
habe auch einen Sohn/ &#x017F;prach er/ der i&#x017F;t &#x017F;chon lange<lb/>
Zeit in die Schul gegangen/ und nun meyne ich/ ihn<lb/>
bald auf die hohe Schul zu &#x017F;enden. Die Kinder &#x017F;ind<lb/>
glu&#x0364;cklich/ die Zeit gnug haben/ in die Schul zu geben/<lb/>
Schulen &#x017F;ind ein ge&#x017F;egnetes Mittel fu&#x0364;r Land und<lb/>
Kirche. Die <hi rendition="#aq">Metilæn</hi>er verbotten alle Schulen bey<lb/>
dem Volck/ welches &#x017F;ie u&#x0364;berwunden/ und die&#x017F;es hiel-<lb/>
ten &#x017F;ie fu&#x0364;r eine &#x017F;chwere Straffe/ weil die La&#x0364;nder durch<lb/>
die Schulen blu&#x0364;hen. <hi rendition="#aq">Julianus</hi> benahm auch den Chri-<lb/>
&#x017F;ten alle Schulen/ damit das Chri&#x017F;tenthum nicht &#x017F;olte<lb/>
fortgepflantzet werden/ und das Volck von den Heyd-<lb/>
ni&#x017F;chen Go&#x0364;ttern nicht abfiele/ dann er war ein eyferi-<lb/>
ger Go&#x0364;tzen-Diener.</p><lb/>
          <p>Der Printz &#x017F;prach jetzo: Es gibt u&#x0364;beral viel Schu-<lb/>
len/ doch behertzigen die Leute nicht gnug/ ihre Kinder<lb/>
Weißheit ho&#x0364;ren zu la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Plutarchus</hi> &#x017F;ahe einen wa-<lb/>
ckern Ju&#x0364;ngling/ Namens <hi rendition="#aq">Xenophon,</hi> ihm entgegen<lb/>
kommen/ er hielte ihn mit &#x017F;einem Stock auf/ und fra-<lb/>
gete: Wo man die&#x017F;e oder jene Waaren verkauffe?<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Xeno-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0400] Deß Academiſchen den aber endlich mit einander auf/ und nachdem ſie noch etliche Stunden umher gewandelt/ fuͤhrete ſie der Podeſtà in ſeinen Pallaſt/ ließ am Mittag herꝛlich anrichten/ und tractirete ſie nach ſeinem beſten Ver- moͤgen. Damahl forſchete deß Podeſtà Vetter/ ein wackerer Edelmann/ Namens Contarini, der zunaͤchſt an der einen Seiten an dem Printzen ſaß/ was ihn doch bewogen haͤtte/ ſich auf Academien zu begeben? Die groſſe Luſt zum Studiren/ war die Antwort/ und finde ich nichts in der Welt/ das einen Printzen mehr zieren kan/ als die Studia, oder freyen Kuͤnſte. Conta- rini hielte im Gegentheil darfuͤr/ es ſtuͤnde einem fuͤr- nehmen Mann beſſer an/ wann er ſich auf die Exerci- tia und Eſtats-Sachen/ als auf die Studia, legete/ aber der Podeſtà behauptete gantz ein anders: Jch habe auch einen Sohn/ ſprach er/ der iſt ſchon lange Zeit in die Schul gegangen/ und nun meyne ich/ ihn bald auf die hohe Schul zu ſenden. Die Kinder ſind gluͤcklich/ die Zeit gnug haben/ in die Schul zu geben/ Schulen ſind ein geſegnetes Mittel fuͤr Land und Kirche. Die Metilæner verbotten alle Schulen bey dem Volck/ welches ſie uͤberwunden/ und dieſes hiel- ten ſie fuͤr eine ſchwere Straffe/ weil die Laͤnder durch die Schulen bluͤhen. Julianus benahm auch den Chri- ſten alle Schulen/ damit das Chriſtenthum nicht ſolte fortgepflantzet werden/ und das Volck von den Heyd- niſchen Goͤttern nicht abfiele/ dann er war ein eyferi- ger Goͤtzen-Diener. Der Printz ſprach jetzo: Es gibt uͤberal viel Schu- len/ doch behertzigen die Leute nicht gnug/ ihre Kinder Weißheit hoͤren zu laſſen. Plutarchus ſahe einen wa- ckern Juͤngling/ Namens Xenophon, ihm entgegen kommen/ er hielte ihn mit ſeinem Stock auf/ und fra- gete: Wo man dieſe oder jene Waaren verkauffe? Xeno-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/400
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/400>, abgerufen am 22.11.2024.