Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. diren kommen sind/ gehen uns weit bevor. Ortelius fieng erst im30. Jahr seines Alters an/ Latein zu lernen/ und ward ein solcher grosser Sternseher. Viel Leute wollen nicht lernen/ weil sie nicht frühe gnug angefangen haben. Aber diese müssen beschämet werden/ durch das schöne Exempel der Frau Euridices: Diese fieng in ihren alten Tagen an/ lesen und schreiben zu lernen/ da- mit sie solches ihre Kinder gleichfalls lehren könte. Thäten dieses viel Eltern auch in der Religion, ihre Kinder solten besser leben. Der Printz: Därauf zielet das Wort Socrates. Er lernete Der Podesta: Das schickt sich gleichfalls auf die Religion, Der Printz: Gute Meister sind grossen Dancks und Eh- Der Podesta: Alle diese Dinge schicken sich mit besserm Recht B b 5
Romans I. Buch. diren kommen ſind/ gehen uns weit bevor. Ortelius fieng erſt im30. Jahr ſeines Alters an/ Latein zu lernen/ und ward ein ſolcher groſſer Sternſeher. Viel Leute wollen nicht lernen/ weil ſie nicht fruͤhe gnug angefangen haben. Aber dieſe muͤſſen beſchaͤmet werden/ durch das ſchoͤne Exempel der Frau Euridices: Dieſe fieng in ihren alten Tagen an/ leſen und ſchreiben zu lernen/ da- mit ſie ſolches ihre Kinder gleichfalls lehren koͤnte. Thaͤten dieſes viel Eltern auch in der Religion, ihre Kinder ſolten beſſer leben. Der Printz: Daͤrauf zielet das Wort Socrates. Er lernete Der Podeſtà: Das ſchickt ſich gleichfalls auf die Religion, Der Printz: Gute Meiſter ſind groſſen Dancks und Eh- Der Podeſtà: Alle dieſe Dinge ſchicken ſich mit beſſerm Recht B b 5
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Romans I. Buch.
diren kommen ſind/ gehen uns weit bevor. Ortelius fieng erſt im
30. Jahr ſeines Alters an/ Latein zu lernen/ und ward ein ſolcher
groſſer Sternſeher. Viel Leute wollen nicht lernen/ weil ſie nicht
fruͤhe gnug angefangen haben. Aber dieſe muͤſſen beſchaͤmet
werden/ durch das ſchoͤne Exempel der Frau Euridices: Dieſe
fieng in ihren alten Tagen an/ leſen und ſchreiben zu lernen/ da-
mit ſie ſolches ihre Kinder gleichfalls lehren koͤnte. Thaͤten dieſes
viel Eltern auch in der Religion, ihre Kinder ſolten beſſer leben.
Der Printz: Daͤrauf zielet das Wort Socrates. Er lernete
in ſeinen alten Jahren auf der Cyther ſpielen; Als man ſich nun
daruͤber verwunderte/ ſo ſagte er: Es iſt beſſer etwas ſpaͤt/ als
nimmer lernen. So lang man lebet/ ſo iſt man bequem/ etwas
zu lernen/ wann man nur fleiſſig iſt.
Der Podeſtà: Das ſchickt ſich gleichfalls auf die Religion,
aber es iſt mit dem Fleiß allein nicht außgerichtet. Wer Weiß-
heit vonnoͤthen hat/ ſagt Jacobus/ der muß darum bitten/ und
alsdann ſoll ſie ihm gegeben werden. Das Beten iſt ein geſegne-
tes Mittel. Didyinus Alexandrinus war blind/ und zu dem Stu-
diren unbequem/ doch ſtudirte er eben wol/ und ward durch viel
Beten ein gelehrter Mann. Salomon erlangete auch groſſe
Weißheit durchs Gebet. Avicenna, der Mahometaner/ hatte
dieſe Gewonheit/ wann ihm etwas Dunckels vorkam/ ſo gieng er
in den Tempel/ und bathe GOtt um Verſtand. Wie viel mehr
ſolten wir GOtt um die Goͤttliche Weißheit dancken/ und un-
ſern Lehrmeiſter JEſum darfuͤr preiſen.
Der Printz: Gute Meiſter ſind groſſen Dancks und Eh-
ren wuͤrdig. Quirinus bauete fuͤr ſeinen Meiſter ein Marmor-
nes Grab/ welches die Studenten offtmahls beſahen/ um dar-
durch zu dergleichen Danckbarkeit aufgemuntert zu werden.
Crito ließ ſeinen Meiſter Socratem niemahls Mangel leyden.
Dionyſius ſagte zu dem Platoni: Es ſoll dir Jemand den Kopff
abſchlagen. Xenocrates, ſein Juͤnger/ der darbey ſtunde/ ant-
wortete: Den Meinigen vorher. Er war bereit/ ſeinen Meiſter
mit ſeinem Tod zu beſchirmen. Ariſtoteles richtete ſeinem Lehr-
meiſter Platoni ein Bild/ und einen Altar auf/ und ließ dieſe
Worte darauf ſetzen: Dieſem Mann muͤſſen alle Gute nach-
folgen. Was iſt es Wunder/ Alexander, als er ſeinen Lehrmeiſter
Ariſtotelem ſehr verehrete/ gab darvon die Urſach: Von mei-
mem Vatter/ ſagte er/ habe ich das Leben/ von meinem Lehrmei-
ſter aber das Wol-Leben.
Der Podeſtà: Alle dieſe Dinge ſchicken ſich mit beſſerm
Recht
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