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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
sen/ auf welchen man nur mittelst einer einzigen ein-
gehauenen Treppen gelangen kan/ die sehr hoch/ und
wann der Ort mit 10. Mann besetzet/ auch für so viel
Leute mit Proviant und Wasser versehen ist/ so ist es
auch der allergrössesten Armee unmöglich/ sich dessen
mit Gewalt zu bemeistern/ dann vor dem Feuerwerck
ist man in den engen Felsen-Ritzen und tieffen Ge-
wölbern gnugsam gesichert/ und die darinnen ligen/
dörffen sich mit keinem Gewöhr bemühen/ weil sie
sicher gnug sind/ wann sie die kleinen Pforten/ deren
5. hinter oder über einander an der Treppen/ wol ver-
riegeln und verwahren/ welche sehr starck mit Eysen
versehen sind/ und können über 2. Mann zugleich
nicht daran kommen. Auf dieser Vestung suchete
Agostino in seiner Noth seinen Aufenthalt.

Damahl/ als dieser verfolgete Hertzog von Tur-
sis
flüchtig hinweg gieng/ führete er seine beyde Kinder
auch mit sich/ welche waren Condado, ein Printz von
13. Jahren/ und eine Prinzessin/ welche ihre Mutter
Taranta hatte nennen lassen/ nach ihrer Groß-Mut-
ter. Diese Kinder musten mit dem Vatter in das
Elend/ und weil darauf deß Agostino ligende Län-
dereyen und Güter in Basilicata durch den Vice-Roy
auf deß Catholischen Königs Ordre eingezogen wur-
den/ muste sich der Hertzog auf andere Mittel besin-
nen/ seinen zeitlichen Unterhalt zu gewinnen. Er be-
kam demnach einen ziemlichen Anhang von Christ-
lichen Corsaren/ mit denen er die See durchkreutzete/
und manche Türckische Saique/ auch viel Barbari-
sche Brigontinen eroberte/ wordurch er nicht allein
grosse Beute bekam/ und ihm einen formidablen
namen machte/ sondern es lieffen die Banditen Hanf-
fen-Weiß zu ihm/ also/ daß sich ein Jeder in der Ge-
gend von Calabrien und Apulien vor dem Printzen

de Tur-

Deß Academiſchen
ſen/ auf welchen man nur mittelſt einer einzigen ein-
gehauenen Treppen gelangen kan/ die ſehr hoch/ und
wann der Ort mit 10. Mann beſetzet/ auch fuͤr ſo viel
Leute mit Proviant und Waſſer verſehen iſt/ ſo iſt es
auch der allergroͤſſeſten Armee unmoͤglich/ ſich deſſen
mit Gewalt zu bemeiſtern/ dann vor dem Feuerwerck
iſt man in den engen Felſen-Ritzen und tieffen Ge-
woͤlbern gnugſam geſichert/ und die darinnen ligen/
doͤrffen ſich mit keinem Gewoͤhr bemuͤhen/ weil ſie
ſicher gnug ſind/ wann ſie die kleinen Pforten/ deren
5. hinter oder uͤber einander an der Treppen/ wol ver-
riegeln und verwahren/ welche ſehr ſtarck mit Eyſen
verſehen ſind/ und koͤnnen uͤber 2. Mann zugleich
nicht daran kommen. Auf dieſer Veſtung ſuchete
Agoſtino in ſeiner Noth ſeinen Aufenthalt.

Damahl/ als dieſer verfolgete Hertzog von Tur-
ſis
fluͤchtig hinweg gieng/ fuͤhrete er ſeine beyde Kinder
auch mit ſich/ welche waren Condado, ein Printz von
13. Jahren/ und eine Prinzeſſin/ welche ihre Mutter
Taranta hatte nennen laſſen/ nach ihrer Groß-Mut-
ter. Dieſe Kinder muſten mit dem Vatter in das
Elend/ und weil darauf deß Agoſtino ligende Laͤn-
dereyen und Guͤter in Baſilicata durch den Vice-Roy
auf deß Catholiſchen Koͤnigs Ordre eingezogen wur-
den/ muſte ſich der Hertzog auf andere Mittel beſin-
nen/ ſeinen zeitlichen Unterhalt zu gewinnen. Er be-
kam demnach einen ziemlichen Anhang von Chriſt-
lichen Corſaren/ mit denen er die See durchkreutzete/
und manche Tuͤrckiſche Saique/ auch viel Barbari-
ſche Brigontinen eroberte/ wordurch er nicht allein
groſſe Beute bekam/ und ihm einen formidablen
namen machte/ ſondern es lieffen die Banditen Hanf-
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gend von Calabrien und Apulien vor dem Printzen

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[402/0416] Deß Academiſchen ſen/ auf welchen man nur mittelſt einer einzigen ein- gehauenen Treppen gelangen kan/ die ſehr hoch/ und wann der Ort mit 10. Mann beſetzet/ auch fuͤr ſo viel Leute mit Proviant und Waſſer verſehen iſt/ ſo iſt es auch der allergroͤſſeſten Armee unmoͤglich/ ſich deſſen mit Gewalt zu bemeiſtern/ dann vor dem Feuerwerck iſt man in den engen Felſen-Ritzen und tieffen Ge- woͤlbern gnugſam geſichert/ und die darinnen ligen/ doͤrffen ſich mit keinem Gewoͤhr bemuͤhen/ weil ſie ſicher gnug ſind/ wann ſie die kleinen Pforten/ deren 5. hinter oder uͤber einander an der Treppen/ wol ver- riegeln und verwahren/ welche ſehr ſtarck mit Eyſen verſehen ſind/ und koͤnnen uͤber 2. Mann zugleich nicht daran kommen. Auf dieſer Veſtung ſuchete Agoſtino in ſeiner Noth ſeinen Aufenthalt. Damahl/ als dieſer verfolgete Hertzog von Tur- ſis fluͤchtig hinweg gieng/ fuͤhrete er ſeine beyde Kinder auch mit ſich/ welche waren Condado, ein Printz von 13. Jahren/ und eine Prinzeſſin/ welche ihre Mutter Taranta hatte nennen laſſen/ nach ihrer Groß-Mut- ter. Dieſe Kinder muſten mit dem Vatter in das Elend/ und weil darauf deß Agoſtino ligende Laͤn- dereyen und Guͤter in Baſilicata durch den Vice-Roy auf deß Catholiſchen Koͤnigs Ordre eingezogen wur- den/ muſte ſich der Hertzog auf andere Mittel beſin- nen/ ſeinen zeitlichen Unterhalt zu gewinnen. Er be- kam demnach einen ziemlichen Anhang von Chriſt- lichen Corſaren/ mit denen er die See durchkreutzete/ und manche Tuͤrckiſche Saique/ auch viel Barbari- ſche Brigontinen eroberte/ wordurch er nicht allein groſſe Beute bekam/ und ihm einen formidablen namen machte/ ſondern es lieffen die Banditen Hanf- fen-Weiß zu ihm/ alſo/ daß ſich ein Jeder in der Ge- gend von Calabrien und Apulien vor dem Printzen de Tur-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/416>, abgerufen am 22.11.2024.