Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen nahm/ daß er bey Jedermann einen grossen Ruhmerlangete. Jnsonderheit hielte ihn der Gouverneur desselben Orts stäts an sich/ nöthigte ihn offt samt sei- nem Hofmeister an seine Tafel/ daran sie unter an- dern ein Gräfliches Fräulein von grosser Schönheit und ungemeinem Verständ antraffen/ welche sich Melicerta nennete/ und in deß Gouverneurs Behau- sung ihren Aufenthalt hatte. Gleich wie nun die zarte Jugend deß Pardo sich bald zu einer Liebes- Neigung gegen diese holdseelige Melicerta verleiten ließ/ also erwiese er ihr vor andern grosse Aufwar- tung/ worüber das Fräulein hinwieder gegen ihn mit einer keuschen Liebes-Flamme entzündet ward/ daß sie nach ihrer kindlichen Unschuld einander kleine Ringe verehreten/ und sich darbey verbanden/ Lebens- lang einander mit einer keuschen Liebe beygethan zu bleiben/ ohnerachtet das Fräulein kaum 11. und Par- do nur 14. Jahr alt war. Endlich begunte es so wol dem Spanischen Vice-Roy zu Neapolis, als auch den Catholischen König selber zu gereuen/ daß sie dem Agostino so hart zugesetzet hatten/ weil er die gantze See um Calabrien und Sieilien mit seiner Flotte/ die zuletzt in 8. Schiffen bestunde/ all zu sehr verun- sicherte/ sandte man einen Edelmann mit Königl. Perdon zu ihm/ und ließ ihn wiederum nach Tursis beruffen. Es wolte aber der Hertzog gar nicht trauen/ de- sis sich
Deß Academiſchen nahm/ daß er bey Jedermann einen groſſen Ruhmerlangete. Jnſonderheit hielte ihn der Gouverneur deſſelben Orts ſtaͤts an ſich/ noͤthigte ihn offt ſamt ſei- nem Hofmeiſter an ſeine Tafel/ daran ſie unter an- dern ein Graͤfliches Fraͤulein von groſſer Schoͤnheit und ungemeinem Verſtaͤnd antraffen/ welche ſich Melicerta nennete/ und in deß Gouverneurs Behau- ſung ihren Aufenthalt hatte. Gleich wie nun die zarte Jugend deß Pardo ſich bald zu einer Liebes- Neigung gegen dieſe holdſeelige Melicerta verleiten ließ/ alſo erwieſe er ihr vor andern groſſe Aufwar- tung/ woruͤber das Fraͤulein hinwieder gegen ihn mit einer keuſchen Liebes-Flamme entzuͤndet ward/ daß ſie nach ihrer kindlichen Unſchuld einander kleine Ringe verehreten/ und ſich darbey verbanden/ Lebens- lang einander mit einer keuſchen Liebe beygethan zu bleiben/ ohnerachtet das Fraͤulein kaum 11. und Par- do nur 14. Jahr alt war. Endlich begunte es ſo wol dem Spaniſchen Vice-Roy zu Neapolis, als auch den Catholiſchen Koͤnig ſelber zu gereuen/ daß ſie dem Agoſtino ſo hart zugeſetzet hatten/ weil er die gantze See um Calabrien und Sieilien mit ſeiner Flotte/ die zuletzt in 8. Schiffen beſtunde/ all zu ſehr verun- ſicherte/ ſandte man einen Edelmann mit Koͤnigl. Perdon zu ihm/ und ließ ihn wiederum nach Turſis beruffen. Es wolte aber der Hertzog gar nicht trauen/ de- ſis ſich
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Deß Academiſchen
nahm/ daß er bey Jedermann einen groſſen Ruhm
erlangete. Jnſonderheit hielte ihn der Gouverneur
deſſelben Orts ſtaͤts an ſich/ noͤthigte ihn offt ſamt ſei-
nem Hofmeiſter an ſeine Tafel/ daran ſie unter an-
dern ein Graͤfliches Fraͤulein von groſſer Schoͤnheit
und ungemeinem Verſtaͤnd antraffen/ welche ſich
Melicerta nennete/ und in deß Gouverneurs Behau-
ſung ihren Aufenthalt hatte. Gleich wie nun die
zarte Jugend deß Pardo ſich bald zu einer Liebes-
Neigung gegen dieſe holdſeelige Melicerta verleiten
ließ/ alſo erwieſe er ihr vor andern groſſe Aufwar-
tung/ woruͤber das Fraͤulein hinwieder gegen ihn mit
einer keuſchen Liebes-Flamme entzuͤndet ward/ daß
ſie nach ihrer kindlichen Unſchuld einander kleine
Ringe verehreten/ und ſich darbey verbanden/ Lebens-
lang einander mit einer keuſchen Liebe beygethan zu
bleiben/ ohnerachtet das Fraͤulein kaum 11. und Par-
do nur 14. Jahr alt war. Endlich begunte es ſo wol
dem Spaniſchen Vice-Roy zu Neapolis, als auch den
Catholiſchen Koͤnig ſelber zu gereuen/ daß ſie dem
Agoſtino ſo hart zugeſetzet hatten/ weil er die gantze
See um Calabrien und Sieilien mit ſeiner Flotte/
die zuletzt in 8. Schiffen beſtunde/ all zu ſehr verun-
ſicherte/ ſandte man einen Edelmann mit Koͤnigl.
Perdon zu ihm/ und ließ ihn wiederum nach Turſis
beruffen.
Es wolte aber der Hertzog gar nicht trauen/ de-
rowegen ließ er ſeinen Printzen/ nachdem er ſich drey
Jahr zu Conſenza aufgehalten/ zu ſich beruffen/ und
nahm ihn mit auf die See/ den Tremola aber ſandte
er mit einem groſſen Geſchenck wieder zu ſeinem
Vatter/ dem Grafen von Policaſtro, damit ſelbiger
durch dieſen ſeinen Sohn nicht in Gefahr gerathen
moͤchte. Vier Jahr hernach/ als der Hertzog de Tur-
ſis ſich
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