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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
kommen/ und offt von ihren eigenen Gelehrten dar-
über verlachet werden. Von den Sinesern erzehlet
Trigautius etliche Exempel/ P. Bartolus aber/ von den
Conchinesern (oder Cauchinesern/ wie etliche es auß
sprechen/) und Tunchinesern. Jn Cocincina unter-
wieß um das Jahr der allerheilsamsten Geburt 1621.
neben andern/ der Jesuit, P. Buzomius, die Heyden
deß Orts im Christlichen Glauben/ und bemühete
sich/ als ein treuer Arbeiter in dem Weinberge deß
HErrn/ eyferig den Namen Christi/ in der Landschafft
Pulocambis außzubreiten. Welches dann nicht wenig
befördert worden/ durch den Zutritt etlicher ansehn-
licher/ gelehrter/ und ihrer vermeyneten Heiligkeit
halben hochberühmter Heyden/ deren etliche auch der
Götzen Priester waren/ und also vielen andern ein
Exempel der Nachfolge zum Christenthum wurden.
Unter dieser glückseeligen Zahl befand sich einer/ wel-
chen man Saisuen/ das ist/ den guten Priester/
nannte/ der hatte schon 20. Jahr in lediger Keusch-
heit und williger Armuth gelebet/ in allerhand Trüb-
sahl/ in Hunger und Durst/ in Schmach und Beley-
digung/ eine freudige Gedult leuchten lassen. Welche
Tugenden ihm zwar/ als einem Unglaubigen/ zur
Seeligkeit nichts nutzten/ und nur ein Schatten viel-
mehr/ weder der rechte Glantz Geistlicher Leibes- und
Gemüths-Zucht waren; Aber doch gleichwol ein sol-
cher Schatten/ welchen man billich an einem Heyden
verwunderte. Er faste aber die Predigt deß Evangelii
so geschwind/ daß man wol spührete/ ihn hätte nichts
anders beweget/ den Götzen zu dienen/ als/ daß er/
von dem wahren GOTT bißhero nichts gewust.
Dann/ so bald er Buzomium hörete/ erstaunete er für
Freuden über die Herrlichkeit solcher Göttlichen/
Gnaden-reichen/ und seelig-machenden Lehre/ neigete

nicht

Deß Academiſchen
kommen/ und offt von ihren eigenen Gelehrten dar-
uͤber verlachet werden. Von den Sineſern erzehlet
Trigautius etliche Exempel/ P. Bartolus aber/ von den
Conchineſern (oder Cauchineſern/ wie etliche es auß
ſprechen/) und Tunchineſern. Jn Cocincina unter-
wieß um das Jahr der allerheilſamſten Geburt 1621.
neben andern/ der Jeſuit, P. Buzomius, die Heyden
deß Orts im Chriſtlichen Glauben/ und bemuͤhete
ſich/ als ein treuer Arbeiter in dem Weinberge deß
HErꝛn/ eyferig den Namen Chriſti/ in der Landſchafft
Pulocambis außzubreiten. Welches dann nicht wenig
befoͤrdert worden/ durch den Zutritt etlicher anſehn-
licher/ gelehrter/ und ihrer vermeyneten Heiligkeit
halben hochberuͤhmter Heyden/ deren etliche auch der
Goͤtzen Prieſter waren/ und alſo vielen andern ein
Exempel der Nachfolge zum Chriſtenthum wurden.
Unter dieſer gluͤckſeeligen Zahl befand ſich einer/ wel-
chen man Saiſuen/ das iſt/ den guten Prieſter/
nannte/ der hatte ſchon 20. Jahr in lediger Keuſch-
heit und williger Armuth gelebet/ in allerhand Truͤb-
ſahl/ in Hunger und Durſt/ in Schmach und Beley-
digung/ eine freudige Gedult leuchten laſſen. Welche
Tugenden ihm zwar/ als einem Unglaubigen/ zur
Seeligkeit nichts nutzten/ und nur ein Schatten viel-
mehr/ weder der rechte Glantz Geiſtlicher Leibes- und
Gemuͤths-Zucht waren; Aber doch gleichwol ein ſol-
cher Schatten/ welchen man billich an einem Heyden
verwunderte. Er faſte aber die Predigt deß Evangelii
ſo geſchwind/ daß man wol ſpuͤhrete/ ihn haͤtte nichts
anders beweget/ den Goͤtzen zu dienen/ als/ daß er/
von dem wahren GOTT bißhero nichts gewuſt.
Dann/ ſo bald er Buzomium hoͤrete/ erſtaunete er fuͤr
Freuden uͤber die Herꝛlichkeit ſolcher Goͤttlichen/
Gnaden-reichen/ und ſeelig-machenden Lehre/ neigete

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[414/0428] Deß Academiſchen kommen/ und offt von ihren eigenen Gelehrten dar- uͤber verlachet werden. Von den Sineſern erzehlet Trigautius etliche Exempel/ P. Bartolus aber/ von den Conchineſern (oder Cauchineſern/ wie etliche es auß ſprechen/) und Tunchineſern. Jn Cocincina unter- wieß um das Jahr der allerheilſamſten Geburt 1621. neben andern/ der Jeſuit, P. Buzomius, die Heyden deß Orts im Chriſtlichen Glauben/ und bemuͤhete ſich/ als ein treuer Arbeiter in dem Weinberge deß HErꝛn/ eyferig den Namen Chriſti/ in der Landſchafft Pulocambis außzubreiten. Welches dann nicht wenig befoͤrdert worden/ durch den Zutritt etlicher anſehn- licher/ gelehrter/ und ihrer vermeyneten Heiligkeit halben hochberuͤhmter Heyden/ deren etliche auch der Goͤtzen Prieſter waren/ und alſo vielen andern ein Exempel der Nachfolge zum Chriſtenthum wurden. Unter dieſer gluͤckſeeligen Zahl befand ſich einer/ wel- chen man Saiſuen/ das iſt/ den guten Prieſter/ nannte/ der hatte ſchon 20. Jahr in lediger Keuſch- heit und williger Armuth gelebet/ in allerhand Truͤb- ſahl/ in Hunger und Durſt/ in Schmach und Beley- digung/ eine freudige Gedult leuchten laſſen. Welche Tugenden ihm zwar/ als einem Unglaubigen/ zur Seeligkeit nichts nutzten/ und nur ein Schatten viel- mehr/ weder der rechte Glantz Geiſtlicher Leibes- und Gemuͤths-Zucht waren; Aber doch gleichwol ein ſol- cher Schatten/ welchen man billich an einem Heyden verwunderte. Er faſte aber die Predigt deß Evangelii ſo geſchwind/ daß man wol ſpuͤhrete/ ihn haͤtte nichts anders beweget/ den Goͤtzen zu dienen/ als/ daß er/ von dem wahren GOTT bißhero nichts gewuſt. Dann/ ſo bald er Buzomium hoͤrete/ erſtaunete er fuͤr Freuden uͤber die Herꝛlichkeit ſolcher Goͤttlichen/ Gnaden-reichen/ und ſeelig-machenden Lehre/ neigete nicht

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/428>, abgerufen am 22.11.2024.