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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
solchen Abzug nimmt gemeiniglich die aufgeblasene
Einbildung/ und eytele Ruhmräthigkeit/ wann ihr ei-
ne wol-gegründete Resolution im Feld begegnet.

Dem Buzomio wünschete hingegen Jedermann
Glück zur Victorie, und gab ihm eine grosse Menge/
zu würcklicher Bezeugung ihrer Gunst/ das Geleit
nach Hauß. Ja/ es begaben sich auch ihrer viele in sei-
ne Unterweisung/ und tratten zu der Religion, die er
bekannte und lehrete. Unter diesen war einer von deß
Tubins fürnehmsten Diseipeln/ ein trefflicher Kopff/
dessen Geschicklichkeit die andere nicht besser zu ver-
gleichen wusten/ als mit der Scharffsinnigkeit seines
vorigen Lehrmeisters. Fürwahr/ eine edle Beute! wo-
mit Buzomius höher bereichert worden/ als wann er
alle Schätze deß Orients hätte erobert. Dann/ eine
Seele gewinnen/ ist mehr/ als viel tausend Millionen
Goldes erbeuten/ wie viel mehr dann/ wann ihrer so
viel Seelen auf einmahl einem guten Streiter JE-
su Christi von oben zur Beute gegeben werden?

Als Klingenfeld seine Rede hiermit beschlossen
hatte/ wolte Cavina zeigen/ daß er gleicher Gestalt von
ldioten und aufgeblasenen Disputanten/ die doch
nichts im Rest hätten/ nicht das Geringste hielte. Wer
der Hoffarth/ sprach er demnach/ ihre Herberge suchet/
der forsche nur nach dem Quartier der Unwissenheit/
da kan er sie bey einander antreffen. Selten wird man
einen Narren von stoltzen Einfällen leer finden/ und
diese Plage drucket manchen eigen-sinnigen Gelehr-
ten/ der von den Blehungen seines Wissens so grosse
Noth leydet/ daß er für lauter Weißheit bersten
möchte/ andere nur Idioten/ und Fratres Ignorantiae.
unerfahrne albere Tropffen achtet/ von denen er viel-
leicht noch wol eines und anders lernen könte/ wann
es sein Dünckel-Witz nicht verhinderte. Solche hof-

färtige
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Romans I. Buch.
ſolchen Abzug nimmt gemeiniglich die aufgeblaſene
Einbildung/ und eytele Ruhmraͤthigkeit/ wann ihr ei-
ne wol-gegruͤndete Reſolution im Feld begegnet.

Dem Buzomio wuͤnſchete hingegen Jedermann
Gluͤck zur Victorie, und gab ihm eine groſſe Menge/
zu wuͤrcklicher Bezeugung ihrer Gunſt/ das Geleit
nach Hauß. Ja/ es begaben ſich auch ihrer viele in ſei-
ne Unterweiſung/ und tratten zu der Religion, die er
bekannte und lehrete. Unter dieſen war einer von deß
Tubins fuͤrnehmſten Diſeipeln/ ein trefflicher Kopff/
deſſen Geſchicklichkeit die andere nicht beſſer zu ver-
gleichen wuſten/ als mit der Scharffſinnigkeit ſeines
vorigen Lehrmeiſters. Fuͤrwahr/ eine edle Beute! wo-
mit Buzomius hoͤher bereichert worden/ als wann er
alle Schaͤtze deß Orients haͤtte erobert. Dann/ eine
Seele gewinnen/ iſt mehr/ als viel tauſend Millionen
Goldes erbeuten/ wie viel mehr dann/ wann ihrer ſo
viel Seelen auf einmahl einem guten Streiter JE-
ſu Chriſti von oben zur Beute gegeben werden?

Als Klingenfeld ſeine Rede hiermit beſchloſſen
hatte/ wolte Cavina zeigen/ daß er gleicher Geſtalt von
ldioten und aufgeblaſenen Diſputanten/ die doch
nichts im Reſt haͤtten/ nicht das Geringſte hielte. Wer
der Hoffarth/ ſprach er demnach/ ihre Herberge ſuchet/
der forſche nur nach dem Quartier der Unwiſſenheit/
da kan er ſie bey einander antreffen. Selten wird man
einen Narren von ſtoltzen Einfaͤllen leer finden/ und
dieſe Plage drucket manchen eigen-ſinnigen Gelehr-
ten/ der von den Blehungen ſeines Wiſſens ſo groſſe
Noth leydet/ daß er fuͤr lauter Weißheit berſten
moͤchte/ andere nur Idioten/ und Fratres Ignorantiæ.
unerfahrne albere Tropffen achtet/ von denen er viel-
leicht noch wol eines und anders lernen koͤnte/ wann
es ſein Duͤnckel-Witz nicht verhinderte. Solche hof-

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[419/0433] Romans I. Buch. ſolchen Abzug nimmt gemeiniglich die aufgeblaſene Einbildung/ und eytele Ruhmraͤthigkeit/ wann ihr ei- ne wol-gegruͤndete Reſolution im Feld begegnet. Dem Buzomio wuͤnſchete hingegen Jedermann Gluͤck zur Victorie, und gab ihm eine groſſe Menge/ zu wuͤrcklicher Bezeugung ihrer Gunſt/ das Geleit nach Hauß. Ja/ es begaben ſich auch ihrer viele in ſei- ne Unterweiſung/ und tratten zu der Religion, die er bekannte und lehrete. Unter dieſen war einer von deß Tubins fuͤrnehmſten Diſeipeln/ ein trefflicher Kopff/ deſſen Geſchicklichkeit die andere nicht beſſer zu ver- gleichen wuſten/ als mit der Scharffſinnigkeit ſeines vorigen Lehrmeiſters. Fuͤrwahr/ eine edle Beute! wo- mit Buzomius hoͤher bereichert worden/ als wann er alle Schaͤtze deß Orients haͤtte erobert. Dann/ eine Seele gewinnen/ iſt mehr/ als viel tauſend Millionen Goldes erbeuten/ wie viel mehr dann/ wann ihrer ſo viel Seelen auf einmahl einem guten Streiter JE- ſu Chriſti von oben zur Beute gegeben werden? Als Klingenfeld ſeine Rede hiermit beſchloſſen hatte/ wolte Cavina zeigen/ daß er gleicher Geſtalt von ldioten und aufgeblaſenen Diſputanten/ die doch nichts im Reſt haͤtten/ nicht das Geringſte hielte. Wer der Hoffarth/ ſprach er demnach/ ihre Herberge ſuchet/ der forſche nur nach dem Quartier der Unwiſſenheit/ da kan er ſie bey einander antreffen. Selten wird man einen Narren von ſtoltzen Einfaͤllen leer finden/ und dieſe Plage drucket manchen eigen-ſinnigen Gelehr- ten/ der von den Blehungen ſeines Wiſſens ſo groſſe Noth leydet/ daß er fuͤr lauter Weißheit berſten moͤchte/ andere nur Idioten/ und Fratres Ignorantiæ. unerfahrne albere Tropffen achtet/ von denen er viel- leicht noch wol eines und anders lernen koͤnte/ wann es ſein Duͤnckel-Witz nicht verhinderte. Solche hof- faͤrtige D d 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/433>, abgerufen am 22.11.2024.