Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. Bonze/ bestürtzete darüber etlicher Massen/ und be-harrete in seinem Stillschweigen. Weßwegen P. Rho- des die Person deß Außforderers spielen muste/ und mit seinen Argumenten den Götzen-Dienst auf die Hechel zu setzen begunte. Worauf der Alte/ entweder auß Stoltz/ oder listiger Vermeydung deß Kampffs/ höhnisch antwortete: Wer bist du/ daß ich dir die Eh- re einer Antwort geben solte? Und anders kunte man nichts von dem stoltzen Gecken herauß bringen/ als: Jch würdige dich keiner Antwort/ du bist mir nicht gut gnug/ daß ich mit dir reden solte; Jch mag mir die Unehre nicht anthun/ mich mit dir gemein zu ma- chen/ und dergleichen. Lieber/ (sprach der Pater,) so fange du an zu re- Weil aber gleich der erste Anfang lästerlich wi- und D d 4
Romans I. Buch. Bonze/ beſtuͤrtzete daruͤber etlicher Maſſen/ und be-harrete in ſeinem Stillſchweigen. Weßwegen P. Rho- des die Perſon deß Außforderers ſpielen muſte/ und mit ſeinen Argumenten den Goͤtzen-Dienſt auf die Hechel zu ſetzen begunte. Worauf der Alte/ entweder auß Stoltz/ oder liſtiger Vermeydung deß Kampffs/ hoͤhniſch antwortete: Wer biſt du/ daß ich dir die Eh- re einer Antwort geben ſolte? Und anders kunte man nichts von dem ſtoltzen Gecken herauß bringen/ als: Jch wuͤrdige dich keiner Antwort/ du biſt mir nicht gut gnug/ daß ich mit dir reden ſolte; Jch mag mir die Unehre nicht anthun/ mich mit dir gemein zu ma- chen/ und dergleichen. Lieber/ (ſprach der Pater,) ſo fange du an zu re- Weil aber gleich der erſte Anfang laͤſterlich wi- und D d 4
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Romans I. Buch.
Bonze/ beſtuͤrtzete daruͤber etlicher Maſſen/ und be-
harrete in ſeinem Stillſchweigen. Weßwegen P. Rho-
des die Perſon deß Außforderers ſpielen muſte/ und
mit ſeinen Argumenten den Goͤtzen-Dienſt auf die
Hechel zu ſetzen begunte. Worauf der Alte/ entweder
auß Stoltz/ oder liſtiger Vermeydung deß Kampffs/
hoͤhniſch antwortete: Wer biſt du/ daß ich dir die Eh-
re einer Antwort geben ſolte? Und anders kunte man
nichts von dem ſtoltzen Gecken herauß bringen/ als:
Jch wuͤrdige dich keiner Antwort/ du biſt mir nicht
gut gnug/ daß ich mit dir reden ſolte; Jch mag mir
die Unehre nicht anthun/ mich mit dir gemein zu ma-
chen/ und dergleichen.
Lieber/ (ſprach der Pater,) ſo fange du an zu re-
den/ und trage deine Sache vor/ ich wil ſchweigen/
und dir aufmercken/ oder ſchweige du/ und laß mich
reden. Dann/ warum ſeynd wir ſonſt zuſammen kom-
men. Achtete alſo deß Alten ſeiner ſchmaͤhlichen Ant-
wort nichts/ ſondern fuhr fort/ wie er hatte angefan-
gen/ die Abgoͤtterey ernſtlich zu ſtraffen/ und weitlich
herdurch zu ziehen. Der Bonze that ihm hierauf in
ſeine Rede einen Einfall/ langete auch zugleich auß
ſeinem Buſen die Laͤſter-Schrifft herfuͤr/ welche er/
wie vor gemeldet iſt/ zu dieſem Ende verfaſſet hatte/
tratt auf die Zaͤhe/ um ſich deſto mehr zu erhoͤhen/ und
hube an/ mit einer Donner-ſchallenden Stimme zu
reden.
Weil aber gleich der erſte Anfang laͤſterlich wi-
der GOtt war/ ſchryhe P. Rhodes ihm alſobald ſtarck
entgegen/ und verhinderte ihn mit gantzer Gewalt/
ſagte/ er haͤtte ihn zu ſich in ſein Hauß herein gelaſſen/
als einen Menſchen/ der von GOtt etwas zu diſcurri-
ren Willens/ nicht als einen Teuffel/ der mit ſeiner
Laͤſter-Zungen die Goͤttliche Majeſtaͤt angreiffen/
und
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