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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Ochsen auf den Achseln tragen/ und wie ein Raquet-
lein in die Höhe werffen mögen/ wann er nicht auch
offt fette Suppen von Ochsen-Fleisch vorher zur
Gnüge gekostet/ wie unser Cerebacchius? Wie kön-
ten die Pommerische Schweine so fett werden/ daß
ihnen die Mäuse in den Speck bey lebendigem Leibe
nisten/ wann sie nicht stäts im Trog lägen? Madentes
fungos faciunt fungi quoque fungos,
Aber/ ich habe
meinen Durst schon in etwas gelöschet/ sonst hätte
mir das Uhrwerck meiner Zungen lahm werden müs-
sen. Darum in orbitam, ich fahre fort/ wo ich es ge-
lassen habe. Als mein Herr Vatter diesem Reuter
feine Karbatschen-Streiche bezahlet/ schosse er die
andere Pistol in die Lufft/ und eylete nach einem
Mäyntzischen Kloster/ so nicht weit vom Dorff lag/
daselbst war er sicher/ sonst hätte man ihm einen
schlechten Process machen dörffen. Er begab sich zu
der Römisch-Catholischen Religion, und ward vor
einen Küchen-Diener im Kloster angenommen/ bey
welchen fetten Bißlein er sich dermassen wol befand/
daß er wünschete/ er wäre sein Lebtage ein Kloster-
Küchen-Bedienter/ und nimmer ein Schulmeister/
ein Gänse-Hirt/ ein Kuh-Meister oder ein Schwein-
Commendant gewesen/ so wol gefiele ihm dieser
Stand.

Er lebete in diesem Kloster 8. Jahr/ und ward
darinn so fett/ wie eine Kloster-Katz/ nach dieser Zeit
ward er gar nach Mäyntz in ein Kloster befördert/ all-
wo er vor Küchen-Knecht auch 6. Jahr dienete/ und
wie darauf ein gelehrter Münch nach dem köstlichen
Kloster zu Ortranto in Jtalien beruffen ward/ bere-
dete dieser meinen Herrn Vatter/ daß er ihm zu Ge-
sellschafft mit gieng. Hieselbst bekam er die Aufsicht
über den Küchen-Garten/ und nachdem er sich allda

10. Jahr

Deß Academiſchen
Ochſen auf den Achſeln tragen/ und wie ein Raquet-
lein in die Hoͤhe werffen moͤgen/ wann er nicht auch
offt fette Suppen von Ochſen-Fleiſch vorher zur
Gnuͤge gekoſtet/ wie unſer Cerebacchius? Wie koͤn-
ten die Pommeriſche Schweine ſo fett werden/ daß
ihnen die Maͤuſe in den Speck bey lebendigem Leibe
niſten/ wann ſie nicht ſtaͤts im Trog laͤgen? Madentes
fungos faciunt fungi quoque fungos,
Aber/ ich habe
meinen Durſt ſchon in etwas geloͤſchet/ ſonſt haͤtte
mir das Uhrwerck meiner Zungen lahm werden muͤſ-
ſen. Darum in orbitam, ich fahre fort/ wo ich es ge-
laſſen habe. Als mein Herꝛ Vatter dieſem Reuter
feine Karbatſchen-Streiche bezahlet/ ſchoſſe er die
andere Piſtol in die Lufft/ und eylete nach einem
Maͤyntziſchen Kloſter/ ſo nicht weit vom Dorff lag/
daſelbſt war er ſicher/ ſonſt haͤtte man ihm einen
ſchlechten Proceſs machen doͤrffen. Er begab ſich zu
der Roͤmiſch-Catholiſchen Religion, und ward vor
einen Kuͤchen-Diener im Kloſter angenommen/ bey
welchen fetten Bißlein er ſich dermaſſen wol befand/
daß er wuͤnſchete/ er waͤre ſein Lebtage ein Kloſter-
Kuͤchen-Bedienter/ und nimmer ein Schulmeiſter/
ein Gaͤnſe-Hirt/ ein Kuh-Meiſter oder ein Schwein-
Commendant geweſen/ ſo wol gefiele ihm dieſer
Stand.

Er lebete in dieſem Kloſter 8. Jahr/ und ward
darinn ſo fett/ wie eine Kloſter-Katz/ nach dieſer Zeit
ward er gar nach Maͤyntz in ein Kloſter befoͤrdert/ all-
wo er vor Kuͤchen-Knecht auch 6. Jahr dienete/ und
wie darauf ein gelehrter Muͤnch nach dem koͤſtlichen
Kloſter zu Ortranto in Jtalien beruffen ward/ bere-
dete dieſer meinen Herꝛn Vatter/ daß er ihm zu Ge-
ſellſchafft mit gieng. Hieſelbſt bekam er die Aufſicht
uͤber den Kuͤchen-Garten/ und nachdem er ſich allda

10. Jahr
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[472/0486] Deß Academiſchen Ochſen auf den Achſeln tragen/ und wie ein Raquet- lein in die Hoͤhe werffen moͤgen/ wann er nicht auch offt fette Suppen von Ochſen-Fleiſch vorher zur Gnuͤge gekoſtet/ wie unſer Cerebacchius? Wie koͤn- ten die Pommeriſche Schweine ſo fett werden/ daß ihnen die Maͤuſe in den Speck bey lebendigem Leibe niſten/ wann ſie nicht ſtaͤts im Trog laͤgen? Madentes fungos faciunt fungi quoque fungos, Aber/ ich habe meinen Durſt ſchon in etwas geloͤſchet/ ſonſt haͤtte mir das Uhrwerck meiner Zungen lahm werden muͤſ- ſen. Darum in orbitam, ich fahre fort/ wo ich es ge- laſſen habe. Als mein Herꝛ Vatter dieſem Reuter feine Karbatſchen-Streiche bezahlet/ ſchoſſe er die andere Piſtol in die Lufft/ und eylete nach einem Maͤyntziſchen Kloſter/ ſo nicht weit vom Dorff lag/ daſelbſt war er ſicher/ ſonſt haͤtte man ihm einen ſchlechten Proceſs machen doͤrffen. Er begab ſich zu der Roͤmiſch-Catholiſchen Religion, und ward vor einen Kuͤchen-Diener im Kloſter angenommen/ bey welchen fetten Bißlein er ſich dermaſſen wol befand/ daß er wuͤnſchete/ er waͤre ſein Lebtage ein Kloſter- Kuͤchen-Bedienter/ und nimmer ein Schulmeiſter/ ein Gaͤnſe-Hirt/ ein Kuh-Meiſter oder ein Schwein- Commendant geweſen/ ſo wol gefiele ihm dieſer Stand. Er lebete in dieſem Kloſter 8. Jahr/ und ward darinn ſo fett/ wie eine Kloſter-Katz/ nach dieſer Zeit ward er gar nach Maͤyntz in ein Kloſter befoͤrdert/ all- wo er vor Kuͤchen-Knecht auch 6. Jahr dienete/ und wie darauf ein gelehrter Muͤnch nach dem koͤſtlichen Kloſter zu Ortranto in Jtalien beruffen ward/ bere- dete dieſer meinen Herꝛn Vatter/ daß er ihm zu Ge- ſellſchafft mit gieng. Hieſelbſt bekam er die Aufſicht uͤber den Kuͤchen-Garten/ und nachdem er ſich allda 10. Jahr

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/486>, abgerufen am 22.11.2024.