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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Tugend belohnen/ die Laster bestraffen. Dargegen
könne geschehen und leichtlich geschehen/ daß ihnen
ihr Gewissen Angel-weit eröffnet würde/ und durch
solches die grausamsten Laster/ aber ohne Vorbewust/
einschleichen. Wie bald übereylete Jemand sich selb-
sten/ nehme wissentlich auf ungerechte Sachen/ voll-
führete lange Zeit den Rechts-Krieg/ merckete unter-
dessen auß dem Process, was zu verthädigen wäre/
wider die klare Justitz/ verbergete doch dieses seinen
Clienten/ damit das Geld desto reichlicher eintrage.
Es könne bald geschehen/ daß Jemand seiner Par-
they einen falschen Wahn vorbilde/ und zu dem
Meineyd beschwätze. Es könne bald geschehen/ daß
Jemand sich zu denen geselle/ die solche Stücke trei-
ben/ oder wofern er anfähet solche Stücke selbst zu
treiben/ andere zu sich reitze und locke/ und die
schröckliche Sünde kräfftiglich vermehre. Es kön-
ne bald geschehen/ daß Jemand Anleitung gebe/
und heillose Urtheile/ so wol in Leibs- und Lebens-
Sachen/ als in Bürgerlichen Strittigkeiten gespro-
chen/ das Gegentheil wider GOtt und Recht aller
Güter beraubet/ und in das äusserste Elend gestürtzet/
er aber/ samt seiner armen Seelen/ zur ewigen Wie-
derstattung/ was diesen oder jenen durch ihn unbil-
licher Weise entzogen und genommen/ von dem Thron
JEsu verbunden werde.

Jn der Theologie wären Bischöffe/ Prediger/
Beichtiger; Wenig gelangen zur Bischöfflichen
Würde/ viel zu den zweyen andern; Aber an allen
Orten blicketen/ ja blitzeten solche Gefährlichkeiten/
daß der Verständige mit besserer Entschuldigung
weiter darvon weichen und fliehen durfste/ als die
Jsraeliten ab der Ebene deß Bergs Sinai. Was
hätten doch solche Leute zu verwahren? Nicht ver-

gäng-
H h 3

Romans I. Buch.
Tugend belohnen/ die Laſter beſtraffen. Dargegen
koͤnne geſchehen und leichtlich geſchehen/ daß ihnen
ihr Gewiſſen Angel-weit eroͤffnet wuͤrde/ und durch
ſolches die grauſamſten Laſter/ aber ohne Vorbewuſt/
einſchleichen. Wie bald uͤbereylete Jemand ſich ſelb-
ſten/ nehme wiſſentlich auf ungerechte Sachen/ voll-
fuͤhrete lange Zeit den Rechts-Krieg/ merckete unter-
deſſen auß dem Proceſs, was zu verthaͤdigen waͤre/
wider die klare Juſtitz/ verbergete doch dieſes ſeinen
Clienten/ damit das Geld deſto reichlicher eintrage.
Es koͤnne bald geſchehen/ daß Jemand ſeiner Par-
they einen falſchen Wahn vorbilde/ und zu dem
Meineyd beſchwaͤtze. Es koͤnne bald geſchehen/ daß
Jemand ſich zu denen geſelle/ die ſolche Stuͤcke trei-
ben/ oder wofern er anfaͤhet ſolche Stuͤcke ſelbſt zu
treiben/ andere zu ſich reitze und locke/ und die
ſchroͤckliche Suͤnde kraͤfftiglich vermehre. Es koͤn-
ne bald geſchehen/ daß Jemand Anleitung gebe/
und heilloſe Urtheile/ ſo wol in Leibs- und Lebens-
Sachen/ als in Buͤrgerlichen Strittigkeiten geſpro-
chen/ das Gegentheil wider GOtt und Recht aller
Guͤter beraubet/ und in das aͤuſſerſte Elend geſtuͤrtzet/
er aber/ ſamt ſeiner armen Seelen/ zur ewigen Wie-
derſtattung/ was dieſen oder jenen durch ihn unbil-
licher Weiſe entzogen und genom̃en/ von dem Thron
JEſu verbunden werde.

Jn der Theologie waͤren Biſchoͤffe/ Prediger/
Beichtiger; Wenig gelangen zur Biſchoͤfflichen
Wuͤrde/ viel zu den zweyen andern; Aber an allen
Orten blicketen/ ja blitzeten ſolche Gefaͤhrlichkeiten/
daß der Verſtaͤndige mit beſſerer Entſchuldigung
weiter darvon weichen und fliehen durfſte/ als die
Jſraeliten ab der Ebene deß Bergs Sinai. Was
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[485/0499] Romans I. Buch. Tugend belohnen/ die Laſter beſtraffen. Dargegen koͤnne geſchehen und leichtlich geſchehen/ daß ihnen ihr Gewiſſen Angel-weit eroͤffnet wuͤrde/ und durch ſolches die grauſamſten Laſter/ aber ohne Vorbewuſt/ einſchleichen. Wie bald uͤbereylete Jemand ſich ſelb- ſten/ nehme wiſſentlich auf ungerechte Sachen/ voll- fuͤhrete lange Zeit den Rechts-Krieg/ merckete unter- deſſen auß dem Proceſs, was zu verthaͤdigen waͤre/ wider die klare Juſtitz/ verbergete doch dieſes ſeinen Clienten/ damit das Geld deſto reichlicher eintrage. Es koͤnne bald geſchehen/ daß Jemand ſeiner Par- they einen falſchen Wahn vorbilde/ und zu dem Meineyd beſchwaͤtze. Es koͤnne bald geſchehen/ daß Jemand ſich zu denen geſelle/ die ſolche Stuͤcke trei- ben/ oder wofern er anfaͤhet ſolche Stuͤcke ſelbſt zu treiben/ andere zu ſich reitze und locke/ und die ſchroͤckliche Suͤnde kraͤfftiglich vermehre. Es koͤn- ne bald geſchehen/ daß Jemand Anleitung gebe/ und heilloſe Urtheile/ ſo wol in Leibs- und Lebens- Sachen/ als in Buͤrgerlichen Strittigkeiten geſpro- chen/ das Gegentheil wider GOtt und Recht aller Guͤter beraubet/ und in das aͤuſſerſte Elend geſtuͤrtzet/ er aber/ ſamt ſeiner armen Seelen/ zur ewigen Wie- derſtattung/ was dieſen oder jenen durch ihn unbil- licher Weiſe entzogen und genom̃en/ von dem Thron JEſu verbunden werde. Jn der Theologie waͤren Biſchoͤffe/ Prediger/ Beichtiger; Wenig gelangen zur Biſchoͤfflichen Wuͤrde/ viel zu den zweyen andern; Aber an allen Orten blicketen/ ja blitzeten ſolche Gefaͤhrlichkeiten/ daß der Verſtaͤndige mit beſſerer Entſchuldigung weiter darvon weichen und fliehen durfſte/ als die Jſraeliten ab der Ebene deß Bergs Sinai. Was haͤtten doch ſolche Leute zu verwahren? Nicht ver- gaͤng- H h 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/499>, abgerufen am 22.11.2024.