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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
den Messerschmieden/ und ob er gleich dann und wann
am Tag zu ihr käme/ schlieffe sie doch meist alle Nacht
allein/ also könne er auf den Abend vor ihr Hauß kom-
men/ und sanfftiglich anklopffen/ so wolle sie ihm be-
hende aufmachen/ dafern aber der Mann/ wider Ver-
muthen/ sich bey ihr befinden solte/ so wolle sie es ihm
schon durch ihre Magd bey Zeiten und in aller Stille
zu erkennen zu geben/ unvergessen seyn.

Mit diesem Abschied giengen sie von einander/
und nach dem Venereus vor sich allein ein wenig um-
her gegangen/ kehrete er wieder in seine Herberge/ all-
wo er mit den andern gegen Abend zu Tische gehen
solte/ aber er erzehlete/ was er aufgefischet/ dessen sich
die andern/ insonderheit aber Condado, höchlich ver-
wunderten/ und nicht begreiffen kunten/ wordurch das
Frauenzimmer so leicht zu ihm könte angelocket wer-
den. Venereus aber lachete/ und sprach: Experientia
facit Magistrum,
ich habe dieses Handwerck schon so
lange getrieben/ daß ich mehr/ als ein Mittel weiß/
das liebliche Frauenzimmmer an den Angel zu brin-
gen. Er hieng demnach seinen Degen an die Seite/
und gieng auß der Stadt/ ehe das Thor verschlossen
ward. Draussen in der Vorstadt gieng er in eine
Schencke/ und ließ ihm ein Glaß Wein langen/ bey
welchem er sich lustig machte/ biß die Sterne am
Himmel erschienen/ darauf nahm er seinen Abschied
allhier/ und gieng nach dem bezeichneten Lust-Garten.
Hieselbst klopffete er fein sanffte an/ und alsobald kam
eine Magd/ und ließ ihn ein/ da er seine Maistresse
bald vor sich fand in einem dünnen Unter-Kleide/ diese
führte ihn in den Garten unter einen grossen Pfirsich-
Baum/ daselbst ließ sie ein Tafel-Tuch auch auf das
grüne Graß außbreiten/ die Magd brachte ein Paar
Reb-Hüner/ und einen gebratenen Hecht/ wie auch

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Romans I. Buch.
den Meſſerſchmieden/ und ob er gleich dann und wañ
am Tag zu ihr kaͤme/ ſchlieffe ſie doch meiſt alle Nacht
allein/ alſo koͤnne er auf den Abend vor ihr Hauß kom-
men/ und ſanfftiglich anklopffen/ ſo wolle ſie ihm be-
hende aufmachen/ dafern aber der Mann/ wider Ver-
muthen/ ſich bey ihr befinden ſolte/ ſo wolle ſie es ihm
ſchon durch ihre Magd bey Zeiten und in aller Stille
zu erkennen zu geben/ unvergeſſen ſeyn.

Mit dieſem Abſchied giengen ſie von einander/
und nach dem Venereus vor ſich allein ein wenig um-
her gegangen/ kehrete er wieder in ſeine Herberge/ all-
wo er mit den andern gegen Abend zu Tiſche gehen
ſolte/ aber er erzehlete/ was er aufgefiſchet/ deſſen ſich
die andern/ inſonderheit aber Condado, hoͤchlich ver-
wunderten/ und nicht begreiffen kunten/ wordurch das
Frauenzimmer ſo leicht zu ihm koͤnte angelocket wer-
den. Venereus aber lachete/ und ſprach: Experientia
facit Magiſtrum,
ich habe dieſes Handwerck ſchon ſo
lange getrieben/ daß ich mehr/ als ein Mittel weiß/
das liebliche Frauenzimmmer an den Angel zu brin-
gen. Er hieng demnach ſeinen Degen an die Seite/
und gieng auß der Stadt/ ehe das Thor verſchloſſen
ward. Drauſſen in der Vorſtadt gieng er in eine
Schencke/ und ließ ihm ein Glaß Wein langen/ bey
welchem er ſich luſtig machte/ biß die Sterne am
Himmel erſchienen/ darauf nahm er ſeinen Abſchied
allhier/ und gieng nach dem bezeichneten Luſt-Garten.
Hieſelbſt klopffete er fein ſanffte an/ und alſobald kam
eine Magd/ und ließ ihn ein/ da er ſeine Maiſtreſſe
bald vor ſich fand in einem duͤñen Unter-Kleide/ dieſe
fuͤhrte ihn in den Garten unter einen groſſen Pfirſich-
Baum/ daſelbſt ließ ſie ein Tafel-Tuch auch auf das
gruͤne Graß außbreiten/ die Magd brachte ein Paar
Reb-Huͤner/ und einen gebratenen Hecht/ wie auch

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[515/0531] Romans I. Buch. den Meſſerſchmieden/ und ob er gleich dann und wañ am Tag zu ihr kaͤme/ ſchlieffe ſie doch meiſt alle Nacht allein/ alſo koͤnne er auf den Abend vor ihr Hauß kom- men/ und ſanfftiglich anklopffen/ ſo wolle ſie ihm be- hende aufmachen/ dafern aber der Mann/ wider Ver- muthen/ ſich bey ihr befinden ſolte/ ſo wolle ſie es ihm ſchon durch ihre Magd bey Zeiten und in aller Stille zu erkennen zu geben/ unvergeſſen ſeyn. Mit dieſem Abſchied giengen ſie von einander/ und nach dem Venereus vor ſich allein ein wenig um- her gegangen/ kehrete er wieder in ſeine Herberge/ all- wo er mit den andern gegen Abend zu Tiſche gehen ſolte/ aber er erzehlete/ was er aufgefiſchet/ deſſen ſich die andern/ inſonderheit aber Condado, hoͤchlich ver- wunderten/ und nicht begreiffen kunten/ wordurch das Frauenzimmer ſo leicht zu ihm koͤnte angelocket wer- den. Venereus aber lachete/ und ſprach: Experientia facit Magiſtrum, ich habe dieſes Handwerck ſchon ſo lange getrieben/ daß ich mehr/ als ein Mittel weiß/ das liebliche Frauenzimmmer an den Angel zu brin- gen. Er hieng demnach ſeinen Degen an die Seite/ und gieng auß der Stadt/ ehe das Thor verſchloſſen ward. Drauſſen in der Vorſtadt gieng er in eine Schencke/ und ließ ihm ein Glaß Wein langen/ bey welchem er ſich luſtig machte/ biß die Sterne am Himmel erſchienen/ darauf nahm er ſeinen Abſchied allhier/ und gieng nach dem bezeichneten Luſt-Garten. Hieſelbſt klopffete er fein ſanffte an/ und alſobald kam eine Magd/ und ließ ihn ein/ da er ſeine Maiſtreſſe bald vor ſich fand in einem duͤñen Unter-Kleide/ dieſe fuͤhrte ihn in den Garten unter einen groſſen Pfirſich- Baum/ daſelbſt ließ ſie ein Tafel-Tuch auch auf das gruͤne Graß außbreiten/ die Magd brachte ein Paar Reb-Huͤner/ und einen gebratenen Hecht/ wie auch zwo K k 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/531>, abgerufen am 22.11.2024.