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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
zu mir/ welcher mich fragete: Wohin ich gedächte?
Jch sprach: Jch suche ein Kloster/ um ein Ordens-
Mann zu werden/ weil es mir allweg so unglücklich
ergehet/ aber ich hoffe auch im Kloster satt zu essen
und zu trincken zu bekommen. Euer Vorhaben ist
löblich und gut/ sprach der Münch/ kommet mit mir/
ich gehe jetzo zu meinen Brüdern in jenem Kloster/
welches ihr dorten vor euch sehet. Wir kehreten da-
selbst ein/ und nachdem mein Münch den Brüdern
und Vättern dieses Klosters mein Vorhaben ange-
deutet/ empfiengen sie mich sehr freundlich/ und wir
assen diesen Abend mit einander einen Sallat/ und
hart-gekochte Eyer/ darbey hatten wir nichts/ als ei-
nen Trunck frischen Brunnen-Wassers. Diese
Nacht schlieff ich bey meinem Cameraden/ dem ich
klagete/ daß ich in diesem Kloster es nicht lange auß-
halten könte/ weil ich mich nicht halb satt gessen hätte.
Er tröstete mich/ und sprach/ ich wil euch Morgen zu
einem andern Kloster führen/ darinn die Patres nicht
so strenge leben/ wie allhier/ und also wanderten wir
am folgenden Tag/ biß die Sonne am höchsten stund/
da giengen wir in ein Kloster/ und wurden etwas bes-
ser gespeiset/ als im vorigen; Aber/ es war auch hier
noch nicht nach meinem Sinn/ dannenhero danckete
ich den Leuten vor ihren guten Willen/ und weil ich
ziemlich müde/ bath der Münch um einen Esel vor
mich/ dieser ward mir gefolget/ und ritte ich darauf
fort/ der Münch aber gieng neben mir her/ biß wir
gegen Abend ein schönes Kloster erreichten/ darinn
wurden wir wol gespeiset; Aber/ als ich schlaffen
gieng/ schenckete ich dem Koch einen Orts-Thaler/
daß er mir noch etwas zu essen und zu trincken in mei-
ne Zelle bringen möchte/ welches er redlich außrichte-
te/ und da bekam ich die niedlichsten Tractamenten/
und einen herrlichen Trunck Wein.

Früh
O o 2

Romans II. Buch.
zu mir/ welcher mich fragete: Wohin ich gedaͤchte?
Jch ſprach: Jch ſuche ein Kloſter/ um ein Ordens-
Mann zu werden/ weil es mir allweg ſo ungluͤcklich
ergehet/ aber ich hoffe auch im Kloſter ſatt zu eſſen
und zu trincken zu bekommen. Euer Vorhaben iſt
loͤblich und gut/ ſprach der Muͤnch/ kommet mit mir/
ich gehe jetzo zu meinen Bruͤdern in jenem Kloſter/
welches ihr dorten vor euch ſehet. Wir kehreten da-
ſelbſt ein/ und nachdem mein Muͤnch den Bruͤdern
und Vaͤttern dieſes Kloſters mein Vorhaben ange-
deutet/ empfiengen ſie mich ſehr freundlich/ und wir
aſſen dieſen Abend mit einander einen Sallat/ und
hart-gekochte Eyer/ darbey hatten wir nichts/ als ei-
nen Trunck friſchen Brunnen-Waſſers. Dieſe
Nacht ſchlieff ich bey meinem Cameraden/ dem ich
klagete/ daß ich in dieſem Kloſter es nicht lange auß-
halten koͤnte/ weil ich mich nicht halb ſatt geſſen haͤtte.
Er troͤſtete mich/ und ſprach/ ich wil euch Morgen zu
einem andern Kloſter fuͤhren/ darinn die Patres nicht
ſo ſtrenge leben/ wie allhier/ und alſo wanderten wir
am folgenden Tag/ biß die Sonne am hoͤchſten ſtund/
da giengen wir in ein Kloſter/ und wurden etwas beſ-
ſer geſpeiſet/ als im vorigen; Aber/ es war auch hier
noch nicht nach meinem Sinn/ dannenhero danckete
ich den Leuten vor ihren guten Willen/ und weil ich
ziemlich muͤde/ bath der Muͤnch um einen Eſel vor
mich/ dieſer ward mir gefolget/ und ritte ich darauf
fort/ der Muͤnch aber gieng neben mir her/ biß wir
gegen Abend ein ſchoͤnes Kloſter erreichten/ darinn
wurden wir wol geſpeiſet; Aber/ als ich ſchlaffen
gieng/ ſchenckete ich dem Koch einen Orts-Thaler/
daß er mir noch etwas zu eſſen und zu trincken in mei-
ne Zelle bringen moͤchte/ welches er redlich außrichte-
te/ und da bekam ich die niedlichſten Tractamenten/
und einen herꝛlichen Trunck Wein.

Fruͤh
O o 2
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[579/0595] Romans II. Buch. zu mir/ welcher mich fragete: Wohin ich gedaͤchte? Jch ſprach: Jch ſuche ein Kloſter/ um ein Ordens- Mann zu werden/ weil es mir allweg ſo ungluͤcklich ergehet/ aber ich hoffe auch im Kloſter ſatt zu eſſen und zu trincken zu bekommen. Euer Vorhaben iſt loͤblich und gut/ ſprach der Muͤnch/ kommet mit mir/ ich gehe jetzo zu meinen Bruͤdern in jenem Kloſter/ welches ihr dorten vor euch ſehet. Wir kehreten da- ſelbſt ein/ und nachdem mein Muͤnch den Bruͤdern und Vaͤttern dieſes Kloſters mein Vorhaben ange- deutet/ empfiengen ſie mich ſehr freundlich/ und wir aſſen dieſen Abend mit einander einen Sallat/ und hart-gekochte Eyer/ darbey hatten wir nichts/ als ei- nen Trunck friſchen Brunnen-Waſſers. Dieſe Nacht ſchlieff ich bey meinem Cameraden/ dem ich klagete/ daß ich in dieſem Kloſter es nicht lange auß- halten koͤnte/ weil ich mich nicht halb ſatt geſſen haͤtte. Er troͤſtete mich/ und ſprach/ ich wil euch Morgen zu einem andern Kloſter fuͤhren/ darinn die Patres nicht ſo ſtrenge leben/ wie allhier/ und alſo wanderten wir am folgenden Tag/ biß die Sonne am hoͤchſten ſtund/ da giengen wir in ein Kloſter/ und wurden etwas beſ- ſer geſpeiſet/ als im vorigen; Aber/ es war auch hier noch nicht nach meinem Sinn/ dannenhero danckete ich den Leuten vor ihren guten Willen/ und weil ich ziemlich muͤde/ bath der Muͤnch um einen Eſel vor mich/ dieſer ward mir gefolget/ und ritte ich darauf fort/ der Muͤnch aber gieng neben mir her/ biß wir gegen Abend ein ſchoͤnes Kloſter erreichten/ darinn wurden wir wol geſpeiſet; Aber/ als ich ſchlaffen gieng/ ſchenckete ich dem Koch einen Orts-Thaler/ daß er mir noch etwas zu eſſen und zu trincken in mei- ne Zelle bringen moͤchte/ welches er redlich außrichte- te/ und da bekam ich die niedlichſten Tractamenten/ und einen herꝛlichen Trunck Wein. Fruͤh O o 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/595>, abgerufen am 22.11.2024.