Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen traumete ihm alsobald nichts Gutes/ dahero gienger im Hauß herum/ und fand die Magd in einer Kam- mer schlaffend sitzen/ bey einem brennenden Liecht/ dieses nahm er in die Hand/ und schlich fein gemach in seiner Frauen Schlaff-Zimmer/ allwo er dieselbe in deß Venerei Armen ligen fand. Er hatte die Frau von Hertzen lieb/ und besor- erho-
Deß Academiſchen traumete ihm alſobald nichts Gutes/ dahero gienger im Hauß herum/ und fand die Magd in einer Kam- mer ſchlaffend ſitzen/ bey einem brennenden Liecht/ dieſes nahm er in die Hand/ und ſchlich fein gemach in ſeiner Frauen Schlaff-Zimmer/ allwo er dieſelbe in deß Venerei Armen ligen fand. Er hatte die Frau von Hertzen lieb/ und beſor- erho-
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Deß Academiſchen
traumete ihm alſobald nichts Gutes/ dahero gieng
er im Hauß herum/ und fand die Magd in einer Kam-
mer ſchlaffend ſitzen/ bey einem brennenden Liecht/
dieſes nahm er in die Hand/ und ſchlich fein gemach
in ſeiner Frauen Schlaff-Zimmer/ allwo er dieſelbe
in deß Venerei Armen ligen fand.
Er hatte die Frau von Hertzen lieb/ und beſor-
gete/ wann er ſich an dem Venereo, den er alſobald er-
kannte/ vergriffe/ ſo moͤchte es ihm ſchlecht außſchla-
gen/ ſonſten haͤtte er ſie mit ſeinem langen Rapier/
das an der Wand hieng/ alle Beyde erſtochen/ gleich-
wol/ damit er die Sache recht anfieng/ ſchloſſe er die
Thuͤr fein ſachte zu/ ließ ſie in ihrem feſten Schlaff/
gieng zu ſeinem Nachbarn/ weckete ihn auf/ und
nahm denſelben ſamt ſeinem Knecht und der Frauen/
als Zeugen/ mit ſich zuruͤck/ denen er ſeine Frau/ und
den Ehebrecher in ihren Armen zeigete. Dieſe wach-
ten uͤber dem Gepoͤlter auf/ und erſchracken deß Han-
dels ſehr/ daß ſie daruͤber ſchier auß der Haut gefah-
ren waͤren. Venereus ſprang Augenblicklich auß dem
Bette/ und lieff nach ſeinem Degen/ aber derſelbe
war ſchon weggenommen. Alſo ward ein groſſes
Getuͤmmel in der Straſſen/ woruͤber die Nachbarn
herzu kamen/ und den Venereum auf das eine Thor
gefangen ſetzeten/ die Frau aber ward in ihrem Hauß
bewachet. Es iſt hierbey anzumercken/ daß man in
gantz Graubuͤnden vor einem halben Jahr ein Geſetz
gemacht/ daß eine Frau/ die bey einem andern Mañs-
Bild in Unzucht ergriffen wuͤrde/ ohne weitern Pro-
ceſs ſolte verbrandt werden/ deſſen erinnerte ſich die
Burgermeiſterin/ dannenhero war ihr nicht wol bey
der Sache. Wie darauf der helle Morgen anbrach/
kam der obriſte Land-Vogt/ ein hoch-verſtaͤndiger
Edelmann/ der erſt vor 4. Wochen zu dieſer Wuͤrde
erho-
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