Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. Mannes völlige Meisterin war/ solches merckete erfür allzugrosser Liebe nicht/ dann sie war eine fürtreff- liche Haußhalterin/ und ohne sie würde er auch in dem Gast-Hof übel zurecht kommen seyn. Es lage aber/ nebst Venereo, ein junger Edelmann auß Schwaben auch in dieser Herberge/ der dem Hospes etliche mahl schimpfflich aufrückete/ daß er sich von seiner Frauen solcher Gestalt commandiren lasse/ die- ser aber lachete/ und sagte er hielte sich für glückseelig/ daß er eine solche verständige Frau bekommen/ in- massen doch überal bey den Gelehrten eine Frau für edler gehalten würde/ als ein Mann. Der Edelmann sahe ihn hierauf starr an/ und fragete: Ob das sein Ernst wäre/ und welches er wol für das Edelste Ge- schöpff hielte/ den Mann oder die Frau? WOrauf Venereus sich stehendes Fusses herauß ließ/ daß man Alten
Romans II. Buch. Mannes voͤllige Meiſterin war/ ſolches merckete erfuͤr allzugroſſer Liebe nicht/ dann ſie war eine fuͤrtreff- liche Haußhalterin/ und ohne ſie wuͤrde er auch in dem Gaſt-Hof uͤbel zurecht kommen ſeyn. Es lage aber/ nebſt Venereo, ein junger Edelmann auß Schwaben auch in dieſer Herberge/ der dem Hoſpes etliche mahl ſchimpfflich aufruͤckete/ daß er ſich von ſeiner Frauen ſolcher Geſtalt commandiren laſſe/ die- ſer aber lachete/ und ſagte er hielte ſich fuͤr gluͤckſeelig/ daß er eine ſolche verſtaͤndige Frau bekommen/ in- maſſen doch uͤberal bey den Gelehrten eine Frau fuͤr edler gehalten wuͤrde/ als ein Mann. Der Edelmann ſahe ihn hierauf ſtarꝛ an/ und fragete: Ob das ſein Ernſt waͤre/ und welches er wol fuͤr das Edelſte Ge- ſchoͤpff hielte/ den Mann oder die Frau? WOrauf Venereus ſich ſtehendes Fuſſes herauß ließ/ daß man Alten
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Romans II. Buch.
Mannes voͤllige Meiſterin war/ ſolches merckete er
fuͤr allzugroſſer Liebe nicht/ dann ſie war eine fuͤrtreff-
liche Haußhalterin/ und ohne ſie wuͤrde er auch in
dem Gaſt-Hof uͤbel zurecht kommen ſeyn. Es lage
aber/ nebſt Venereo, ein junger Edelmann auß
Schwaben auch in dieſer Herberge/ der dem Hoſpes
etliche mahl ſchimpfflich aufruͤckete/ daß er ſich von
ſeiner Frauen ſolcher Geſtalt commandiren laſſe/ die-
ſer aber lachete/ und ſagte er hielte ſich fuͤr gluͤckſeelig/
daß er eine ſolche verſtaͤndige Frau bekommen/ in-
maſſen doch uͤberal bey den Gelehrten eine Frau fuͤr
edler gehalten wuͤrde/ als ein Mann. Der Edelmann
ſahe ihn hierauf ſtarꝛ an/ und fragete: Ob das ſein
Ernſt waͤre/ und welches er wol fuͤr das Edelſte Ge-
ſchoͤpff hielte/ den Mann oder die Frau?
WOrauf Venereus ſich ſtehendes Fuſſes herauß ließ/ daß man
ſich hierauf nicht lange zu antworten bedencken duͤrffte/
weil GOtt in dieſen Terminis das Urtheil ſelbſt geſprochen ha-
be: Daß nemlich das Weib dem Mann unterthan ſeyn ſolle.
Zu deme ſiehet man nicht/ daß/ als ſie auß der Adams-Rippen
herfuͤr gebracht/ (dahero ſie auch noch ſolche harte Koͤpffe ha-
ben/ wie ihre Materie iſt/) von ihr/ wie von allen andern Creatu-
ren ſey geſagt worden/ daß ſie gut ſey/ und um Adam zu verhey-
rathen/ kunte kein beſſer Expedientz gefunden werden/ als daß
man ihn erſt in den Schlaff braͤchte/ dann/ wann er wacker ge-
weſen waͤre/ wurde er ſich ſchwerlich darzu haben reſolviren/ und
verſtehen koͤnnen/ da er aber ſahe/ daß es ein geſchehen Werck
ware/ muſte er ſich wol zufrieden geben/ ja/ das Weib iſt eſn ſol-
ches unvollkommenes Thier/ daß Plato nicht wuſte/ ob er es un-
ter die vernuͤnfftige oder unvernuͤnfftige Thiere zehlen ſolte.
Ariſtoteles nennet es ein Monſtrum. Die Jenigen aber/ die gar
gelinde mit ihr umfahren wollen/ ſagen/ daß es ein bloſſer Jrꝛ-
thum/ oder Fehler/ der Natur ſey/ welche auß Mangel der Hitze
nicht habe darzu gelangen koͤnnen/ daß ſie ein Maͤnnlein gegeben
haͤtte. Jhr verkehrter Sinn erſcheinet auch darauß/ daß ſie in
allen Bewegungen den lincken Fuß vorſetzen/ und man gebe nur
unvermerckt Achtung/ wann ſie gleiches Fuſſes ſtehen/ ſo wird
man ſehen/ daß ſie mit dem lincken allezeit erſt fort tretten. _ Jm
Alten
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