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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nichts mehr/ als daß sie den Hof in dieser Nacht fin-
den möchten. Da dieser kaum aufgehöret hatte zu
reden/ da ersahe Venereus durch den Wald hinauß
ein Liecht/ dessen sich der Edelmann sehr erfreuete/
dann er merckete/ daß hieselbst der wolhabende Mäyer
wohnete. Sie ritten demnach darnach zu/ und kamen
glücklich vor diese Wohnung/ klopffeten an/ und der
Edelmann ward/ samt seinem Gefährten/ willig ein-
gelassen. Der Mäyer empfieng sie höflich/ ließ also-
bald eine gute Mahlzeit anrichten/ worbey sich so
wol die Tochter/ als die Mutter/ die noch eine junge
schöne Frau/ sehr geschäfftig erwiesen. Sie speiseten
also mit einander/ und als die Mahlzeit gehalten wor-
den/ entschuldigte sich der Mäyer/ daß er sie nicht be-
quemlich herbergen könte/ allermassen er im Werck
begriffen/ alle seine Gemächer durch Zimmer- und
Mauer-Leute außzubessern/ dannenhero habe er| nur
eine einzige Schlaff-Kammer/ in welcher aber drey
aufgeschlagene Bette/ eines vor ihn und seine Frau/
das Andere vor seine Tochter/ und das Dritte vor ei-
nen guten Freund/ wolten sie sich nun in diesem drit-
ten Bette behelffen/ könne er ihnen die Stelle wol
gönnen/ sonsten wisse er ihnen nicht zu rathen/ inmas-
sen die Arbeits-Leute ihr Nacht-Lager in dieser Stu-
ben zunehmen pflegten. Der junge Edelmann wün-
schete nichts mehr/ als nahe bey seiner geliebten Jung-
frauen zu schlaffen/ und solcher Gestalt verfügte sich
diese am ersten zu Bette/ darauf folgete ihre Mutter/
welche eine Wiege/ darinn ein kleines Töchterlein
von anderhalb Jahren lag/ vor ihrem Bette stehen
hatte/ endlich aber kam der Mäyer mit seinen zween
Gästen hernach/ und legten sich allerseits schlaffen.

Gleich wie aber der Mäyer und seine Frau die-
sen Tag über viel umher gegangen/ und mit den Ar-

beits-

Deß Academiſchen
nichts mehr/ als daß ſie den Hof in dieſer Nacht fin-
den moͤchten. Da dieſer kaum aufgehoͤret hatte zu
reden/ da erſahe Venereus durch den Wald hinauß
ein Liecht/ deſſen ſich der Edelmann ſehr erfreuete/
dañ er merckete/ daß hieſelbſt der wolhabende Maͤyer
wohnete. Sie ritten demnach darnach zu/ und kamen
gluͤcklich vor dieſe Wohnung/ klopffeten an/ und der
Edelmann ward/ ſamt ſeinem Gefaͤhrten/ willig ein-
gelaſſen. Der Maͤyer empfieng ſie hoͤflich/ ließ alſo-
bald eine gute Mahlzeit anrichten/ worbey ſich ſo
wol die Tochter/ als die Mutter/ die noch eine junge
ſchoͤne Frau/ ſehr geſchaͤfftig erwieſen. Sie ſpeiſeten
alſo mit einander/ und als die Mahlzeit gehalten wor-
den/ entſchuldigte ſich der Maͤyer/ daß er ſie nicht be-
quemlich herbergen koͤnte/ allermaſſen er im Werck
begriffen/ alle ſeine Gemaͤcher durch Zimmer- und
Mauer-Leute außzubeſſern/ dannenhero habe er| nur
eine einzige Schlaff-Kammer/ in welcher aber drey
aufgeſchlagene Bette/ eines vor ihn und ſeine Frau/
das Andere vor ſeine Tochter/ und das Dritte vor ei-
nen guten Freund/ wolten ſie ſich nun in dieſem drit-
ten Bette behelffen/ koͤnne er ihnen die Stelle wol
goͤnnen/ ſonſten wiſſe er ihnen nicht zu rathen/ inmaſ-
ſen die Arbeits-Leute ihr Nacht-Lager in dieſer Stu-
ben zunehmen pflegten. Der junge Edelmann wuͤn-
ſchete nichts mehr/ als nahe bey ſeiner geliebten Jung-
frauen zu ſchlaffen/ und ſolcher Geſtalt verfuͤgte ſich
dieſe am erſten zu Bette/ darauf folgete ihre Mutter/
welche eine Wiege/ darinn ein kleines Toͤchterlein
von anderhalb Jahren lag/ vor ihrem Bette ſtehen
hatte/ endlich aber kam der Maͤyer mit ſeinen zween
Gaͤſten hernach/ und legten ſich allerſeits ſchlaffen.

Gleich wie aber der Maͤyer und ſeine Frau die-
ſen Tag uͤber viel umher gegangen/ und mit den Ar-

beits-
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[616/0634] Deß Academiſchen nichts mehr/ als daß ſie den Hof in dieſer Nacht fin- den moͤchten. Da dieſer kaum aufgehoͤret hatte zu reden/ da erſahe Venereus durch den Wald hinauß ein Liecht/ deſſen ſich der Edelmann ſehr erfreuete/ dañ er merckete/ daß hieſelbſt der wolhabende Maͤyer wohnete. Sie ritten demnach darnach zu/ und kamen gluͤcklich vor dieſe Wohnung/ klopffeten an/ und der Edelmann ward/ ſamt ſeinem Gefaͤhrten/ willig ein- gelaſſen. Der Maͤyer empfieng ſie hoͤflich/ ließ alſo- bald eine gute Mahlzeit anrichten/ worbey ſich ſo wol die Tochter/ als die Mutter/ die noch eine junge ſchoͤne Frau/ ſehr geſchaͤfftig erwieſen. Sie ſpeiſeten alſo mit einander/ und als die Mahlzeit gehalten wor- den/ entſchuldigte ſich der Maͤyer/ daß er ſie nicht be- quemlich herbergen koͤnte/ allermaſſen er im Werck begriffen/ alle ſeine Gemaͤcher durch Zimmer- und Mauer-Leute außzubeſſern/ dannenhero habe er| nur eine einzige Schlaff-Kammer/ in welcher aber drey aufgeſchlagene Bette/ eines vor ihn und ſeine Frau/ das Andere vor ſeine Tochter/ und das Dritte vor ei- nen guten Freund/ wolten ſie ſich nun in dieſem drit- ten Bette behelffen/ koͤnne er ihnen die Stelle wol goͤnnen/ ſonſten wiſſe er ihnen nicht zu rathen/ inmaſ- ſen die Arbeits-Leute ihr Nacht-Lager in dieſer Stu- ben zunehmen pflegten. Der junge Edelmann wuͤn- ſchete nichts mehr/ als nahe bey ſeiner geliebten Jung- frauen zu ſchlaffen/ und ſolcher Geſtalt verfuͤgte ſich dieſe am erſten zu Bette/ darauf folgete ihre Mutter/ welche eine Wiege/ darinn ein kleines Toͤchterlein von anderhalb Jahren lag/ vor ihrem Bette ſtehen hatte/ endlich aber kam der Maͤyer mit ſeinen zween Gaͤſten hernach/ und legten ſich allerſeits ſchlaffen. Gleich wie aber der Maͤyer und ſeine Frau die- ſen Tag uͤber viel umher gegangen/ und mit den Ar- beits-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/634>, abgerufen am 22.11.2024.