Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. chen/ daß sie in der folgenden Nacht auf die vorigeWeise wieder zu einander zu kommen versprachen. Venereus eylete nach seiner Herberge/ und legete sich schlaffen/ ruhete auch biß an den liechten Morgen/ da ihn schon wieder nach der schönen Constantina ver- langete. Die 3. Brüder kamen zu ihm/ und fuhren auf dem Boden-See ein wenig spatzieren mit ihm/ da sie sich mit Fischen ergötzeten/ biß um die Mittags- Stunde/ da er mit ihnen nach ihrem Hauß kehrete/ und wurden sie von der alten Mutter trefflich bewir- thet. Nach gehaltener Mahlzeit ritten sie auf dem Land ein wenig umher/ und als es Abend zu werden begunte/ stellete sich Venereus, als wann er Bauch- Grimmen fühlete/ schiede demnach von ihnen/ und kehrete in seiner Herberge ein/ woselbst er eine gute Abend-Mahlzeit zu sich nahm. Und als nicht lange hernach die benannte Stunde herbey kam/ gürtete er einen guten Degen an/ den er ihm gekaufft hatte/ und tratt nach deß Kauffmanns Hauß/ in Hoffnung/ abermahl eine lustige Nacht mit der Constantina zu haben. Es hatte sich aber allhier etwas sonderliches be- er sich S s
Romans II. Buch. chen/ daß ſie in der folgenden Nacht auf die vorigeWeiſe wieder zu einander zu kommen verſprachen. Venereus eylete nach ſeiner Herberge/ und legete ſich ſchlaffen/ ruhete auch biß an den liechten Morgen/ da ihn ſchon wieder nach der ſchoͤnen Conſtantina ver- langete. Die 3. Bruͤder kamen zu ihm/ und fuhren auf dem Boden-See ein wenig ſpatzieren mit ihm/ da ſie ſich mit Fiſchen ergoͤtzeten/ biß um die Mittags- Stunde/ da er mit ihnen nach ihrem Hauß kehrete/ und wurden ſie von der alten Mutter trefflich bewir- thet. Nach gehaltener Mahlzeit ritten ſie auf dem Land ein wenig umher/ und als es Abend zu werden begunte/ ſtellete ſich Venereus, als wann er Bauch- Grimmen fuͤhlete/ ſchiede demnach von ihnen/ und kehrete in ſeiner Herberge ein/ woſelbſt er eine gute Abend-Mahlzeit zu ſich nahm. Und als nicht lange hernach die benannte Stunde herbey kam/ guͤrtete er einen guten Degen an/ den er ihm gekaufft hatte/ und tratt nach deß Kauffmanns Hauß/ in Hoffnung/ abermahl eine luſtige Nacht mit der Conſtantina zu haben. Es hatte ſich aber allhier etwas ſonderliches be- er ſich S s
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Romans II. Buch.
chen/ daß ſie in der folgenden Nacht auf die vorige
Weiſe wieder zu einander zu kommen verſprachen.
Venereus eylete nach ſeiner Herberge/ und legete ſich
ſchlaffen/ ruhete auch biß an den liechten Morgen/ da
ihn ſchon wieder nach der ſchoͤnen Conſtantina ver-
langete. Die 3. Bruͤder kamen zu ihm/ und fuhren
auf dem Boden-See ein wenig ſpatzieren mit ihm/
da ſie ſich mit Fiſchen ergoͤtzeten/ biß um die Mittags-
Stunde/ da er mit ihnen nach ihrem Hauß kehrete/
und wurden ſie von der alten Mutter trefflich bewir-
thet. Nach gehaltener Mahlzeit ritten ſie auf dem
Land ein wenig umher/ und als es Abend zu werden
begunte/ ſtellete ſich Venereus, als wann er Bauch-
Grimmen fuͤhlete/ ſchiede demnach von ihnen/ und
kehrete in ſeiner Herberge ein/ woſelbſt er eine gute
Abend-Mahlzeit zu ſich nahm. Und als nicht lange
hernach die benannte Stunde herbey kam/ guͤrtete er
einen guten Degen an/ den er ihm gekaufft hatte/ und
tratt nach deß Kauffmanns Hauß/ in Hoffnung/
abermahl eine luſtige Nacht mit der Conſtantina zu
haben.
Es hatte ſich aber allhier etwas ſonderliches be-
geben. Dann/ als der Alte bey ſeiner Frauen zu ligen
kommt/ trug es ſich zu/ daß dieſe/ weil ſie in der ver-
wichenen Nacht nicht viel geſchlaffen/ alſobald in ei-
nen tieffen Schlaff verfiel. Jndem ſich nun ihr Mann
im Bette herum wirfft/ verwickelt er den einen Fuß
in dem ſeydenen Faden/ er greiffet darnach/ und mer-
cket/ daß er an der Frauen groſſen Zaͤhen veſt gebun-
den. Er ſtehet ſanfft von ihr auf/ und ſiehet/ daß der
Faden durchs Fenſter hinab auf die Straſſen haͤn-
get/ dencket demnach alſobald/ es ſey nicht richtig/ le-
get ſich wieder zu ihr/ und nachdem er den Faden von
ihr abgeloͤſet/ bindet er ihn an ſeinen Fuß. Kaum hatte
er ſich
S s
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