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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
der an/ und gieng mit den andern nach der Herberge/
woselbst er dem Onello die 100. Kronen zehlete/ und
ihm noch darzu grossen Danck sagte für seine Hülffe.

Nach gehaltener Mahlzeit begunten sie mit dem
Torrenti in den Karten zu spielen/ da sie ihm noch 75.
Kronen abgewonnen/ und also kehrete er endlich wol
berupfft wieder zu seiner Frauen/ welche er noch mehr
außschalte/ weil sie Ursach an seiner gefährlichen
Kranckheit/ und dem Verlust so vielen Geldes sey.
Onello aber und seine Cammeraden theileten die 100.
Kronen in 4. gleiche Theile/ also/ daß Troll auch sei-
nen Theil darvon bekam/ aber von dem Spiel-Geld
bekam der arme Tropff nichts. Es hoffeten aber die
andern ihn noch besser in die Schul zu führen/ und
ihm das empfangene Geldchen bald wieder abzulo-
cken/ zu dem Ende invitirten ihn Simon und Adrian
zum Kartenspiel. Ob nun gleich Troll keine Lust dar-
zu hatte/ hielten sie ihm doch für/ daß er/ wofern er es
anders redlich mit ihnen meynete/ sich alle ihre Weise
müste gefallen lassen. Verliere er gleich heut/ wolten
sie ihm doch Morgen oder über Morgen gar gewiß
wieder zu Geld verhelffen/ darzu er das Wenigste zu
contribuiren hätte. Also ließ er sichs endlich gefallen/
setzete sich mit ihnen an den Tisch/ und hoffete/ ihnen
etliche Streiche im Spielen abzusehen/ Onello aber/
der sehr schläfferig war/ legete sich in einer Kammer
schlaffen nieder.

Sie spieleten also mit einander fort/ aber Troll
setzete tapffer darbey zu/ daß er in kurtzer Zeit all sein
Geld verlohr/ und weil er im Spielen sehr hitzig wor-
den/ aber kein Geld mehr hatte/ gieng er hinauß/ und
sagte/ er wolle sehen/ ob ihm Onello, dessen Diener er
anjetzo sey/ etwas fürstrecken wolle. Wie er nun zu
demselben in die Kammer kam/ schlieff er annoch sehr

veste/

Deß Academiſchen
der an/ und gieng mit den andern nach der Herberge/
woſelbſt er dem Onello die 100. Kronen zehlete/ und
ihm noch darzu groſſen Danck ſagte fuͤr ſeine Huͤlffe.

Nach gehaltener Mahlzeit begunten ſie mit dem
Torrenti in den Karten zu ſpielen/ da ſie ihm noch 75.
Kronen abgewonnen/ und alſo kehrete er endlich wol
berupfft wieder zu ſeiner Frauen/ welche er noch mehr
außſchalte/ weil ſie Urſach an ſeiner gefaͤhrlichen
Kranckheit/ und dem Verluſt ſo vielen Geldes ſey.
Onello aber und ſeine Cam̃eraden theileten die 100.
Kronen in 4. gleiche Theile/ alſo/ daß Troll auch ſei-
nen Theil darvon bekam/ aber von dem Spiel-Geld
bekam der arme Tropff nichts. Es hoffeten aber die
andern ihn noch beſſer in die Schul zu fuͤhren/ und
ihm das empfangene Geldchen bald wieder abzulo-
cken/ zu dem Ende invitirten ihn Simon und Adrian
zum Kartenſpiel. Ob nun gleich Troll keine Luſt dar-
zu hatte/ hielten ſie ihm doch fuͤr/ daß er/ wofern er es
anders redlich mit ihnen meynete/ ſich alle ihre Weiſe
muͤſte gefallen laſſen. Verliere er gleich heut/ wolten
ſie ihm doch Morgen oder uͤber Morgen gar gewiß
wieder zu Geld verhelffen/ darzu er das Wenigſte zu
contribuiren haͤtte. Alſo ließ er ſichs endlich gefallen/
ſetzete ſich mit ihnen an den Tiſch/ und hoffete/ ihnen
etliche Streiche im Spielen abzuſehen/ Onello aber/
der ſehr ſchlaͤfferig war/ legete ſich in einer Kammer
ſchlaffen nieder.

Sie ſpieleten alſo mit einander fort/ aber Troll
ſetzete tapffer darbey zu/ daß er in kurtzer Zeit all ſein
Geld verlohr/ und weil er im Spielen ſehr hitzig wor-
den/ aber kein Geld mehr hatte/ gieng er hinauß/ und
ſagte/ er wolle ſehen/ ob ihm Onello, deſſen Diener er
anjetzo ſey/ etwas fuͤrſtrecken wolle. Wie er nun zu
demſelben in die Kammer kam/ ſchlieff er annoch ſehr

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[752/0770] Deß Academiſchen der an/ und gieng mit den andern nach der Herberge/ woſelbſt er dem Onello die 100. Kronen zehlete/ und ihm noch darzu groſſen Danck ſagte fuͤr ſeine Huͤlffe. Nach gehaltener Mahlzeit begunten ſie mit dem Torrenti in den Karten zu ſpielen/ da ſie ihm noch 75. Kronen abgewonnen/ und alſo kehrete er endlich wol berupfft wieder zu ſeiner Frauen/ welche er noch mehr außſchalte/ weil ſie Urſach an ſeiner gefaͤhrlichen Kranckheit/ und dem Verluſt ſo vielen Geldes ſey. Onello aber und ſeine Cam̃eraden theileten die 100. Kronen in 4. gleiche Theile/ alſo/ daß Troll auch ſei- nen Theil darvon bekam/ aber von dem Spiel-Geld bekam der arme Tropff nichts. Es hoffeten aber die andern ihn noch beſſer in die Schul zu fuͤhren/ und ihm das empfangene Geldchen bald wieder abzulo- cken/ zu dem Ende invitirten ihn Simon und Adrian zum Kartenſpiel. Ob nun gleich Troll keine Luſt dar- zu hatte/ hielten ſie ihm doch fuͤr/ daß er/ wofern er es anders redlich mit ihnen meynete/ ſich alle ihre Weiſe muͤſte gefallen laſſen. Verliere er gleich heut/ wolten ſie ihm doch Morgen oder uͤber Morgen gar gewiß wieder zu Geld verhelffen/ darzu er das Wenigſte zu contribuiren haͤtte. Alſo ließ er ſichs endlich gefallen/ ſetzete ſich mit ihnen an den Tiſch/ und hoffete/ ihnen etliche Streiche im Spielen abzuſehen/ Onello aber/ der ſehr ſchlaͤfferig war/ legete ſich in einer Kammer ſchlaffen nieder. Sie ſpieleten alſo mit einander fort/ aber Troll ſetzete tapffer darbey zu/ daß er in kurtzer Zeit all ſein Geld verlohr/ und weil er im Spielen ſehr hitzig wor- den/ aber kein Geld mehr hatte/ gieng er hinauß/ und ſagte/ er wolle ſehen/ ob ihm Onello, deſſen Diener er anjetzo ſey/ etwas fuͤrſtrecken wolle. Wie er nun zu demſelben in die Kammer kam/ ſchlieff er annoch ſehr veſte/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/770>, abgerufen am 22.11.2024.