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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Das XIX. Capitul/

Troll muß wieder Haar lassen/ hat seltzame Ebentheuer/ wird
endlich zum Schul-Rectore durch eine seltzame Begebenheit fürge-
schlagen.

ZU allem Unglück kamen damahl auch die zween
Schelmen/ Simon und Adrian, welche mit ihrem
Cammeraden grosses Mitleyden hatten/ waren
doch neben ihm erfreuet/ daß sie den rechten Vogel
im Käffich hatten/ giengen demnach zum Dorff-
Vogt/ und klagten den Troll/ als einen Strassen-
Rauber an. Weil nun Onello an den 2. andern an-
sehnliche Zeugen hatte/ glaubete der Vogt/ ließ dem
Troll alles wegnehmen/ und dem andern wieder zu-
stellen; Also muste Troll sich wieder von allen Klei-
dern entblösset sehen. Es hatten aber einige Leute
Mitleyden mit ihm/ welche ihm etliche alte Kleider
zuwarffen/ die er anlegete/ und seines Weges/ ohnwis-
send wohin/ fortwanderte. Gegen Abend kam er in
ein Dorff/ da eben der Schwein-Hirte bald nach
Hauß treiben wolte. Zu diesem gesellete er sich/ und
bathe ihn um ein Nacht-Lager/ welches ihm dieser zu-
sagte/ und muste er auch denselben Abend eine Schüs-
sel voll Buttermilch helffen verzehren/ die er von ei-
nem Bauren bekommen hatte. Troll solte am folgen-
den Tag wieder mit ihm ins Feld gehen/ und ihm der
Schweine hüten helffen/ aber er war sehr müde zu sol-
cher Arbeit/ stahl sich demnach früh Morgens von
seinem Wolthäter dem Schwein-Hirten ab/ und
machte sich unsichtbar/ kam gegen dem Mittag zu ei-
nem Meyer-Hof/ und bathe um ein Stück zu essen.
Man reichete ihm ein wenig Brodt und Käß/ als er
aber darneben auch um einen Trunck Weins anhiel-
te/ drohete ihm der Haußwirth mit einer Prügel-
Suppe/ wann er sich nicht alsobald fortpacken wür-
de. Du bist mir wol/ sprach er/ ein delicater Bettl[er]

indem
B b b 2
Romans II. Buch.
Das XIX. Capitul/

Troll muß wieder Haar laſſen/ hat ſeltzame Ebentheuer/ wird
endlich zum Schul-Rectore durch eine ſeltzame Begebenheit fuͤrge-
ſchlagen.

ZU allem Ungluͤck kamen damahl auch die zween
Schelmen/ Simon und Adrian, welche mit ihrem
Cammeraden groſſes Mitleyden hatten/ waren
doch neben ihm erfreuet/ daß ſie den rechten Vogel
im Kaͤffich hatten/ giengen demnach zum Dorff-
Vogt/ und klagten den Troll/ als einen Straſſen-
Rauber an. Weil nun Onello an den 2. andern an-
ſehnliche Zeugen hatte/ glaubete der Vogt/ ließ dem
Troll alles wegnehmen/ und dem andern wieder zu-
ſtellen; Alſo muſte Troll ſich wieder von allen Klei-
dern entbloͤſſet ſehen. Es hatten aber einige Leute
Mitleyden mit ihm/ welche ihm etliche alte Kleider
zuwarffen/ die er anlegete/ und ſeines Weges/ ohnwiſ-
ſend wohin/ fortwanderte. Gegen Abend kam er in
ein Dorff/ da eben der Schwein-Hirte bald nach
Hauß treiben wolte. Zu dieſem geſellete er ſich/ und
bathe ihn um ein Nacht-Lager/ welches ihm dieſer zu-
ſagte/ und muſte er auch denſelben Abend eine Schuͤſ-
ſel voll Buttermilch helffen verzehren/ die er von ei-
nem Bauren bekommen hatte. Troll ſolte am folgen-
den Tag wieder mit ihm ins Feld gehen/ und ihm der
Schweine huͤten helffen/ aber er war ſehr muͤde zu ſol-
cher Arbeit/ ſtahl ſich demnach fruͤh Morgens von
ſeinem Wolthaͤter dem Schwein-Hirten ab/ und
machte ſich unſichtbar/ kam gegen dem Mittag zu ei-
nem Meyer-Hof/ und bathe um ein Stuͤck zu eſſen.
Man reichete ihm ein wenig Brodt und Kaͤß/ als er
aber darneben auch um einen Trunck Weins anhiel-
te/ drohete ihm der Haußwirth mit einer Pruͤgel-
Suppe/ wann er ſich nicht alſobald fortpacken wuͤr-
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[755/0775] Romans II. Buch. Das XIX. Capitul/ Troll muß wieder Haar laſſen/ hat ſeltzame Ebentheuer/ wird endlich zum Schul-Rectore durch eine ſeltzame Begebenheit fuͤrge- ſchlagen. ZU allem Ungluͤck kamen damahl auch die zween Schelmen/ Simon und Adrian, welche mit ihrem Cammeraden groſſes Mitleyden hatten/ waren doch neben ihm erfreuet/ daß ſie den rechten Vogel im Kaͤffich hatten/ giengen demnach zum Dorff- Vogt/ und klagten den Troll/ als einen Straſſen- Rauber an. Weil nun Onello an den 2. andern an- ſehnliche Zeugen hatte/ glaubete der Vogt/ ließ dem Troll alles wegnehmen/ und dem andern wieder zu- ſtellen; Alſo muſte Troll ſich wieder von allen Klei- dern entbloͤſſet ſehen. Es hatten aber einige Leute Mitleyden mit ihm/ welche ihm etliche alte Kleider zuwarffen/ die er anlegete/ und ſeines Weges/ ohnwiſ- ſend wohin/ fortwanderte. Gegen Abend kam er in ein Dorff/ da eben der Schwein-Hirte bald nach Hauß treiben wolte. Zu dieſem geſellete er ſich/ und bathe ihn um ein Nacht-Lager/ welches ihm dieſer zu- ſagte/ und muſte er auch denſelben Abend eine Schuͤſ- ſel voll Buttermilch helffen verzehren/ die er von ei- nem Bauren bekommen hatte. Troll ſolte am folgen- den Tag wieder mit ihm ins Feld gehen/ und ihm der Schweine huͤten helffen/ aber er war ſehr muͤde zu ſol- cher Arbeit/ ſtahl ſich demnach fruͤh Morgens von ſeinem Wolthaͤter dem Schwein-Hirten ab/ und machte ſich unſichtbar/ kam gegen dem Mittag zu ei- nem Meyer-Hof/ und bathe um ein Stuͤck zu eſſen. Man reichete ihm ein wenig Brodt und Kaͤß/ als er aber darneben auch um einen Trunck Weins anhiel- te/ drohete ihm der Haußwirth mit einer Pruͤgel- Suppe/ wann er ſich nicht alſobald fortpacken wuͤr- de. Du biſt mir wol/ ſprach er/ ein delicater Bettler indem B b b 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/775>, abgerufen am 22.11.2024.