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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
der Hand sitzen/ darinn er lesen wolte/ kunte aber kein
Wort recht zusammen bringen. Troll halff ihm/ und
nennete ihm alles/ was er ihn fragte/ auf Latein/ dessen
sich der Schwein-Hirt zum höchsten verwunderte/
und meynete/ er wäre capabel, ihr Schulmeister zu
werden/ welcher neulich gestorben/ aber schon ein an-
derer darzu beschrieben wäre/ dessen man ehestens
vermuthete.

Als die Mittags-Zeit heran nahete/ rückete der
Hirt mit der Heerde nach deß bewusten alten Manns
Feld-Acker/ und gieng zusamt Trollen dahin/ da sie
dann mit einander mit demselben Mittags-Mahlzeit
hielten/ und hatte derselbe auf deß Hirten Recom-
mendation
grosse Beliebung an deß Trollen Wissen-
schafften und Gelehrtigkeit/ daß er ihn zum Schul-
meister wünschete. Nach gehaltener Mahlzeit gien-
gen diese 2. wieder nach den Schweinen/ und hüteten
derselben/ biß die Abend-Zeit heran rückete/ da liessen
sie denselben bey noch ziemlich hoher Sonne den
Lauff/ und folgeten ihnen fein gemächlich nach/ biß in
den Flecken Stachelfeld. Wie sie aber hinein tratten/
höreten sie eine Glocke läuten/ und als Troll forschete/
was solches bedeute? Gab ihm der andere zur Ant-
wort/ der Burgermeister liesse jetzo den Männern läu-
ten/ da sich dann alle Hauß-Vätter auf dem Marck-
Platz bey dem kleinen Rathhauß versammlen müsten/
und müsse Zweifels-frey etwas Wichtiges fürgefal-
len seyn/ daß man anjetzo die Glocken deßwegen so
spät läutete.

Wie sie nun näher herzu kamen/ sahen sie alle
Männer deß Fleckens bey einander versammlet/ zu
welchen auch diese 2. Schwein-Consorten hinzu trat-
ten/ um zu verne hmen/ was da passirte; Darauf tratt
der Burgermeister in den Cräyß/ und rieff: Gebet

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Romans II. Buch.
der Hand ſitzen/ darinn er leſen wolte/ kunte aber kein
Wort recht zuſammen bringen. Troll halff ihm/ und
nennete ihm alles/ was er ihn fragte/ auf Latein/ deſſen
ſich der Schwein-Hirt zum hoͤchſten verwunderte/
und meynete/ er waͤre capabel, ihr Schulmeiſter zu
werden/ welcher neulich geſtorben/ aber ſchon ein an-
derer darzu beſchrieben waͤre/ deſſen man eheſtens
vermuthete.

Als die Mittags-Zeit heran nahete/ ruͤckete der
Hirt mit der Heerde nach deß bewuſten alten Mañs
Feld-Acker/ und gieng zuſamt Trollen dahin/ da ſie
dann mit einander mit demſelben Mittags-Mahlzeit
hielten/ und hatte derſelbe auf deß Hirten Recom-
mendation
groſſe Beliebung an deß Trollen Wiſſen-
ſchafften und Gelehrtigkeit/ daß er ihn zum Schul-
meiſter wuͤnſchete. Nach gehaltener Mahlzeit gien-
gen dieſe 2. wieder nach den Schweinen/ und huͤteten
derſelben/ biß die Abend-Zeit heran ruͤckete/ da lieſſen
ſie denſelben bey noch ziemlich hoher Sonne den
Lauff/ und folgeten ihnen fein gemaͤchlich nach/ biß in
den Flecken Stachelfeld. Wie ſie aber hinein tratten/
hoͤreten ſie eine Glocke laͤuten/ und als Troll forſchete/
was ſolches bedeute? Gab ihm der andere zur Ant-
wort/ der Burgermeiſter lieſſe jetzo den Maͤnnern laͤu-
ten/ da ſich dann alle Hauß-Vaͤtter auf dem Marck-
Platz bey dem kleinen Rathhauß verſam̃len muͤſten/
und muͤſſe Zweifels-frey etwas Wichtiges fuͤrgefal-
len ſeyn/ daß man anjetzo die Glocken deßwegen ſo
ſpaͤt laͤutete.

Wie ſie nun naͤher herzu kamen/ ſahen ſie alle
Maͤnner deß Fleckens bey einander verſammlet/ zu
welchen auch dieſe 2. Schwein-Conſorten hinzu trat-
ten/ um zu verne hmen/ was da paſſirte; Darauf tratt
der Burgermeiſter in den Craͤyß/ und rieff: Gebet

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[759/0779] Romans II. Buch. der Hand ſitzen/ darinn er leſen wolte/ kunte aber kein Wort recht zuſammen bringen. Troll halff ihm/ und nennete ihm alles/ was er ihn fragte/ auf Latein/ deſſen ſich der Schwein-Hirt zum hoͤchſten verwunderte/ und meynete/ er waͤre capabel, ihr Schulmeiſter zu werden/ welcher neulich geſtorben/ aber ſchon ein an- derer darzu beſchrieben waͤre/ deſſen man eheſtens vermuthete. Als die Mittags-Zeit heran nahete/ ruͤckete der Hirt mit der Heerde nach deß bewuſten alten Mañs Feld-Acker/ und gieng zuſamt Trollen dahin/ da ſie dann mit einander mit demſelben Mittags-Mahlzeit hielten/ und hatte derſelbe auf deß Hirten Recom- mendation groſſe Beliebung an deß Trollen Wiſſen- ſchafften und Gelehrtigkeit/ daß er ihn zum Schul- meiſter wuͤnſchete. Nach gehaltener Mahlzeit gien- gen dieſe 2. wieder nach den Schweinen/ und huͤteten derſelben/ biß die Abend-Zeit heran ruͤckete/ da lieſſen ſie denſelben bey noch ziemlich hoher Sonne den Lauff/ und folgeten ihnen fein gemaͤchlich nach/ biß in den Flecken Stachelfeld. Wie ſie aber hinein tratten/ hoͤreten ſie eine Glocke laͤuten/ und als Troll forſchete/ was ſolches bedeute? Gab ihm der andere zur Ant- wort/ der Burgermeiſter lieſſe jetzo den Maͤnnern laͤu- ten/ da ſich dann alle Hauß-Vaͤtter auf dem Marck- Platz bey dem kleinen Rathhauß verſam̃len muͤſten/ und muͤſſe Zweifels-frey etwas Wichtiges fuͤrgefal- len ſeyn/ daß man anjetzo die Glocken deßwegen ſo ſpaͤt laͤutete. Wie ſie nun naͤher herzu kamen/ ſahen ſie alle Maͤnner deß Fleckens bey einander verſammlet/ zu welchen auch dieſe 2. Schwein-Conſorten hinzu trat- ten/ um zu verne hmen/ was da paſſirte; Darauf tratt der Burgermeiſter in den Craͤyß/ und rieff: Gebet Ge- B b b 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/779>, abgerufen am 22.11.2024.