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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
damit/ wann wir nun darben
sie uns aufnehmen mögen in die ewige Hütten.
Fragst du: Worzu ihm dann sein unzähliches Geld nutz gewesen?
Jch antworte: Zum zählen/
dann er die Rechen-Kunst vollkommen verstund/
außgenommen/
die vierdte Lehre vom Abtheilen.
Er that wenig zu wenigem/
er zog seine Güther von andern ab/
und vermehrte die Abgezogene/
nur daß er die vermehrten Güther nicht wieder theilete.
Das hatte er entweder nicht gelernet/
oder willig verlernet.
Wilt du weiter wissen:
Zu was Ende er dann diß Guth gesammlet?
Ach! du betrügest dich/
indem du dieses ein Guth nennest/
Worvon die Weisen lehren/ daß es nicht Guth sey:
So wisse/ daß der Reichthum ihn/
und er nicht den Reichthum besessen.
Er hat Niemand/ auch nicht sich selbst gütlich gethan/
und war in Wahrheit nichts anders/
als ein reicher Bettler/
der nur den Besitz seiner Güther/
aber nicht den Gebrauch hatte.
Endlich in seinem Alter verjüngerte sich sein Geitz/
und je weniger Weges er übrig hatte zu räysen/
je mehr Räyse-Geld suchte er.
Da aber der nicht karge Tod bald die Rechnung schloß/
und die Güther so reichlich theilete/
die er mit solcher Mühe vermehret hatte/
hat sein Sterben die Jenigen am meisten erfreuet/
welche am meisten sich betrüben solten.
Die seine Erben.
So schlecht ist der Geitz-Hälse Lohn!
O verdammliches Laster!
Räyse fort/ Verüberräysender!
Räyse fort/
fleuch die verfluchte Geld-Begierde/
die eine stäte Henckerin deß Gemüths ist/
und nimm zugleich dieses mit auf den Weg:
Daß ein Geitz-Halß vor seinem Tod nichts Gutes thue.
Das
Deß Academiſchen
damit/ wann wir nun darben
ſie uns aufnehmen moͤgen in die ewige Huͤtten.
Fragſt du: Worzu ihm dann ſein unzaͤhliches Geld nutz geweſen?
Jch antworte: Zum zaͤhlen/
dann er die Rechen-Kunſt vollkommen verſtund/
außgenommen/
die vierdte Lehre vom Abtheilen.
Er that wenig zu wenigem/
er zog ſeine Guͤther von andern ab/
und vermehrte die Abgezogene/
nur daß er die vermehrten Guͤther nicht wieder theilete.
Das hatte er entweder nicht gelernet/
oder willig verlernet.
Wilt du weiter wiſſen:
Zu was Ende er dann diß Guth geſammlet?
Ach! du betruͤgeſt dich/
indem du dieſes ein Guth nenneſt/
Worvon die Weiſen lehren/ daß es nicht Guth ſey:
So wiſſe/ daß der Reichthum ihn/
und er nicht den Reichthum beſeſſen.
Er hat Niemand/ auch nicht ſich ſelbſt guͤtlich gethan/
und war in Wahrheit nichts anders/
als ein reicher Bettler/
der nur den Beſitz ſeiner Guͤther/
aber nicht den Gebrauch hatte.
Endlich in ſeinem Alter verjuͤngerte ſich ſein Geitz/
und je weniger Weges er uͤbrig hatte zu raͤyſen/
je mehr Raͤyſe-Geld ſuchte er.
Da aber der nicht karge Tod bald die Rechnung ſchloß/
und die Guͤther ſo reichlich theilete/
die er mit ſolcher Muͤhe vermehret hatte/
hat ſein Sterben die Jenigen am meiſten erfreuet/
welche am meiſten ſich betruͤben ſolten.
Die ſeine Erben.
So ſchlecht iſt der Geitz-Haͤlſe Lohn!
O verdammliches Laſter!
Raͤyſe fort/ Veruͤberraͤyſender!
Raͤyſe fort/
fleuch die verfluchte Geld-Begierde/
die eine ſtaͤte Henckerin deß Gemuͤths iſt/
und nimm zugleich dieſes mit auf den Weg:
Daß ein Geitz-Halß vor ſeinem Tod nichts Gutes thue.
Das
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[778/0798] Deß Academiſchen damit/ wann wir nun darben ſie uns aufnehmen moͤgen in die ewige Huͤtten. Fragſt du: Worzu ihm dann ſein unzaͤhliches Geld nutz geweſen? Jch antworte: Zum zaͤhlen/ dann er die Rechen-Kunſt vollkommen verſtund/ außgenommen/ die vierdte Lehre vom Abtheilen. Er that wenig zu wenigem/ er zog ſeine Guͤther von andern ab/ und vermehrte die Abgezogene/ nur daß er die vermehrten Guͤther nicht wieder theilete. Das hatte er entweder nicht gelernet/ oder willig verlernet. Wilt du weiter wiſſen: Zu was Ende er dann diß Guth geſammlet? Ach! du betruͤgeſt dich/ indem du dieſes ein Guth nenneſt/ Worvon die Weiſen lehren/ daß es nicht Guth ſey: So wiſſe/ daß der Reichthum ihn/ und er nicht den Reichthum beſeſſen. Er hat Niemand/ auch nicht ſich ſelbſt guͤtlich gethan/ und war in Wahrheit nichts anders/ als ein reicher Bettler/ der nur den Beſitz ſeiner Guͤther/ aber nicht den Gebrauch hatte. Endlich in ſeinem Alter verjuͤngerte ſich ſein Geitz/ und je weniger Weges er uͤbrig hatte zu raͤyſen/ je mehr Raͤyſe-Geld ſuchte er. Da aber der nicht karge Tod bald die Rechnung ſchloß/ und die Guͤther ſo reichlich theilete/ die er mit ſolcher Muͤhe vermehret hatte/ hat ſein Sterben die Jenigen am meiſten erfreuet/ welche am meiſten ſich betruͤben ſolten. Die ſeine Erben. So ſchlecht iſt der Geitz-Haͤlſe Lohn! O verdammliches Laſter! Raͤyſe fort/ Veruͤberraͤyſender! Raͤyſe fort/ fleuch die verfluchte Geld-Begierde/ die eine ſtaͤte Henckerin deß Gemuͤths iſt/ und nimm zugleich dieſes mit auf den Weg: Daß ein Geitz-Halß vor ſeinem Tod nichts Gutes thue. Das

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/798>, abgerufen am 22.11.2024.