Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Gabel. Habt ihr Lust zum Tantz/ euch soll wacker auf gesidelt
werden/ und ich glaube/ ihr dörfftet/ Herr Oberster/ bey der Mu-
sterung schlecht mit der Zahl bestehen. Darum bedencket euch/
was ihr thut/ wir haben einen Rectorem Scholae, der kan gar
an euren General schreiben/ und alle seine Brieffe dringen durch.
Der Herr Burgermeister hat zwey gezogene Röhre und einen
Ballester/ damit kan er einem Jeden/ den er vor sich siehet/ auf
500. Schritte das Hertz treffen. Herr Obrister/ man kennet euch
an eurer Plumage, stecket euch nicht in Gefahr/ wir fechten uns
zu todt vor unsere Frauen/ Töchter und Viehe/ und was habt
ihr darvon/ wann ihr/ wie ein Hund/ nieder geschossen werdet?
Man wird euch hernach auf den Raben. Acker werffen/ und sa-
gen: Da liget der Plünderer. Dieses wollen wir euch in aller
Civilität angedeutet haben/ bedencket euch sehr wol/ wir sind
Schweitzer/ und keine Narren. Lebet wol/ und seyd gewarnet
und gegrüsset von dem Burgermeister und gantzen Gemeine
deß Uhr-alten Fleckens Stachelfeld/ die euch Lincks und Rechts
begegnen können/ wie ihrs verlanget.

An diesem Brieff hatte der Burgermeister ein
solches Vergnügen/ daß er für Freuden aufsprang/
und den Trollen einen Orts-Thaler auß seiner Ta-
schen verehrete. Er ließ auch alsobald den Männern
läuten/ und lase den Brieff der Gemeine vor/ welche
schwuren/ daß sie ihr Lebtag solchen Brieff nicht ge-
sehen/ sie betheureten auch/ wann ihr Pastor sich noch
einmahl/ wie heute in der Kirchen geschehen/ an dem
Herrn Rector vergreiffen würde/ so wolten sie ihn ab-
und diesen an seine Stelle setzen/ der ausser Zweiffel
viel bessere Predigten thun würde/ als der Prediger
selber. Also ward der Brieff durch den vorigen
Botten wieder abgesandt/ und über 2. Stunden ka-
men 8. Soldaten mit einem Wagen/ und begehrten
das Jenige an Speiß und Tranck/ was man dem
Obristen im Brieff zugesaget hatte. Solches ward
ihnen unverzüglich eingelieffert/ und die Gemeine
war froh/ daß sie durch diesen Brieff von der schäd-
lichen Einquartierung zu diesem mahl waren befreyet
blieben.

Am

Deß Academiſchen
Gabel. Habt ihr Luſt zum Tantz/ euch ſoll wacker auf geſidelt
werden/ und ich glaube/ ihr doͤrfftet/ Herꝛ Oberſter/ bey der Mu-
ſterung ſchlecht mit der Zahl beſtehen. Darum bedencket euch/
was ihr thut/ wir haben einen Rectorem Scholæ, der kan gar
an euren General ſchreiben/ und alle ſeine Brieffe dringen durch.
Der Herꝛ Burgermeiſter hat zwey gezogene Roͤhre und einen
Balleſter/ damit kan er einem Jeden/ den er vor ſich ſiehet/ auf
500. Schritte das Hertz treffen. Herꝛ Obriſter/ man kennet euch
an eurer Plumage, ſtecket euch nicht in Gefahr/ wir fechten uns
zu todt vor unſere Frauen/ Toͤchter und Viehe/ und was habt
ihr darvon/ wann ihr/ wie ein Hund/ nieder geſchoſſen werdet?
Man wird euch hernach auf den Raben. Acker werffen/ und ſa-
gen: Da liget der Pluͤnderer. Dieſes wollen wir euch in aller
Civilitaͤt angedeutet haben/ bedencket euch ſehr wol/ wir ſind
Schweitzer/ und keine Narren. Lebet wol/ und ſeyd gewarnet
und gegruͤſſet von dem Burgermeiſter und gantzen Gemeine
deß Uhr-alten Fleckens Stachelfeld/ die euch Lincks und Rechts
begegnen koͤnnen/ wie ihrs verlanget.

An dieſem Brieff hatte der Burgermeiſter ein
ſolches Vergnuͤgen/ daß er fuͤr Freuden aufſprang/
und den Trollen einen Orts-Thaler auß ſeiner Ta-
ſchen verehrete. Er ließ auch alſobald den Maͤnnern
laͤuten/ und laſe den Brieff der Gemeine vor/ welche
ſchwuren/ daß ſie ihr Lebtag ſolchen Brieff nicht ge-
ſehen/ ſie betheureten auch/ wann ihr Paſtor ſich noch
einmahl/ wie heute in der Kirchen geſchehen/ an dem
Herꝛn Rector vergreiffen wuͤrde/ ſo wolten ſie ihn ab-
und dieſen an ſeine Stelle ſetzen/ der auſſer Zweiffel
viel beſſere Predigten thun wuͤrde/ als der Prediger
ſelber. Alſo ward der Brieff durch den vorigen
Botten wieder abgeſandt/ und uͤber 2. Stunden ka-
men 8. Soldaten mit einem Wagen/ und begehrten
das Jenige an Speiß und Tranck/ was man dem
Obriſten im Brieff zugeſaget hatte. Solches ward
ihnen unverzuͤglich eingelieffert/ und die Gemeine
war froh/ daß ſie durch dieſen Brieff von der ſchaͤd-
lichen Einquartierung zu dieſem mahl waren befreyet
blieben.

Am
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <p><pb facs="#f0822" n="802"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Gabel. Habt ihr Lu&#x017F;t zum Tantz/ euch &#x017F;oll wacker auf ge&#x017F;idelt<lb/>
werden/ und ich glaube/ ihr do&#x0364;rfftet/ Her&#xA75B; Ober&#x017F;ter/ bey der Mu-<lb/>
&#x017F;terung &#x017F;chlecht mit der Zahl be&#x017F;tehen. Darum bedencket euch/<lb/>
was ihr thut/ wir haben einen <hi rendition="#aq">Rectorem Scholæ,</hi> der kan gar<lb/>
an euren General &#x017F;chreiben/ und alle &#x017F;eine Brieffe dringen durch.<lb/>
Der Her&#xA75B; Burgermei&#x017F;ter hat zwey gezogene Ro&#x0364;hre und einen<lb/>
Balle&#x017F;ter/ damit kan er einem Jeden/ den er vor &#x017F;ich &#x017F;iehet/ auf<lb/>
500. Schritte das Hertz treffen. Her&#xA75B; Obri&#x017F;ter/ man kennet euch<lb/>
an eurer <hi rendition="#aq">Plumage,</hi> &#x017F;tecket euch nicht in Gefahr/ wir fechten uns<lb/>
zu todt vor un&#x017F;ere Frauen/ To&#x0364;chter und Viehe/ und was habt<lb/>
ihr darvon/ wann ihr/ wie ein Hund/ nieder ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werdet?<lb/>
Man wird euch hernach auf den Raben. Acker werffen/ und &#x017F;a-<lb/>
gen: Da liget der Plu&#x0364;nderer. Die&#x017F;es wollen wir euch in aller<lb/><hi rendition="#aq">Civilit</hi>a&#x0364;t angedeutet haben/ bedencket euch &#x017F;ehr wol/ wir &#x017F;ind<lb/>
Schweitzer/ und keine Narren. Lebet wol/ und &#x017F;eyd gewarnet<lb/>
und gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et von dem Burgermei&#x017F;ter und gantzen Gemeine<lb/>
deß Uhr-alten Fleckens Stachelfeld/ die euch Lincks und Rechts<lb/>
begegnen ko&#x0364;nnen/ wie ihrs verlanget.</p>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>An die&#x017F;em Brieff hatte der Burgermei&#x017F;ter ein<lb/>
&#x017F;olches Vergnu&#x0364;gen/ daß er fu&#x0364;r Freuden auf&#x017F;prang/<lb/>
und den Trollen einen Orts-Thaler auß &#x017F;einer Ta-<lb/>
&#x017F;chen verehrete. Er ließ auch al&#x017F;obald den Ma&#x0364;nnern<lb/>
la&#x0364;uten/ und la&#x017F;e den Brieff der Gemeine vor/ welche<lb/>
&#x017F;chwuren/ daß &#x017F;ie ihr Lebtag &#x017F;olchen Brieff nicht ge-<lb/>
&#x017F;ehen/ &#x017F;ie betheureten auch/ wann ihr <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tor</hi> &#x017F;ich noch<lb/>
einmahl/ wie heute in der Kirchen ge&#x017F;chehen/ an dem<lb/>
Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Rector</hi> vergreiffen wu&#x0364;rde/ &#x017F;o wolten &#x017F;ie ihn ab-<lb/>
und die&#x017F;en an &#x017F;eine Stelle &#x017F;etzen/ der au&#x017F;&#x017F;er Zweiffel<lb/>
viel be&#x017F;&#x017F;ere Predigten thun wu&#x0364;rde/ als der Prediger<lb/>
&#x017F;elber. Al&#x017F;o ward der Brieff durch den vorigen<lb/>
Botten wieder abge&#x017F;andt/ und u&#x0364;ber 2. Stunden ka-<lb/>
men 8. Soldaten mit einem Wagen/ und begehrten<lb/>
das Jenige an Speiß und Tranck/ was man dem<lb/>
Obri&#x017F;ten im Brieff zuge&#x017F;aget hatte. Solches ward<lb/>
ihnen unverzu&#x0364;glich eingelieffert/ und die Gemeine<lb/>
war froh/ daß &#x017F;ie durch die&#x017F;en Brieff von der &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lichen Einquartierung zu die&#x017F;em mahl waren befreyet<lb/>
blieben.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Am</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[802/0822] Deß Academiſchen Gabel. Habt ihr Luſt zum Tantz/ euch ſoll wacker auf geſidelt werden/ und ich glaube/ ihr doͤrfftet/ Herꝛ Oberſter/ bey der Mu- ſterung ſchlecht mit der Zahl beſtehen. Darum bedencket euch/ was ihr thut/ wir haben einen Rectorem Scholæ, der kan gar an euren General ſchreiben/ und alle ſeine Brieffe dringen durch. Der Herꝛ Burgermeiſter hat zwey gezogene Roͤhre und einen Balleſter/ damit kan er einem Jeden/ den er vor ſich ſiehet/ auf 500. Schritte das Hertz treffen. Herꝛ Obriſter/ man kennet euch an eurer Plumage, ſtecket euch nicht in Gefahr/ wir fechten uns zu todt vor unſere Frauen/ Toͤchter und Viehe/ und was habt ihr darvon/ wann ihr/ wie ein Hund/ nieder geſchoſſen werdet? Man wird euch hernach auf den Raben. Acker werffen/ und ſa- gen: Da liget der Pluͤnderer. Dieſes wollen wir euch in aller Civilitaͤt angedeutet haben/ bedencket euch ſehr wol/ wir ſind Schweitzer/ und keine Narren. Lebet wol/ und ſeyd gewarnet und gegruͤſſet von dem Burgermeiſter und gantzen Gemeine deß Uhr-alten Fleckens Stachelfeld/ die euch Lincks und Rechts begegnen koͤnnen/ wie ihrs verlanget. An dieſem Brieff hatte der Burgermeiſter ein ſolches Vergnuͤgen/ daß er fuͤr Freuden aufſprang/ und den Trollen einen Orts-Thaler auß ſeiner Ta- ſchen verehrete. Er ließ auch alſobald den Maͤnnern laͤuten/ und laſe den Brieff der Gemeine vor/ welche ſchwuren/ daß ſie ihr Lebtag ſolchen Brieff nicht ge- ſehen/ ſie betheureten auch/ wann ihr Paſtor ſich noch einmahl/ wie heute in der Kirchen geſchehen/ an dem Herꝛn Rector vergreiffen wuͤrde/ ſo wolten ſie ihn ab- und dieſen an ſeine Stelle ſetzen/ der auſſer Zweiffel viel beſſere Predigten thun wuͤrde/ als der Prediger ſelber. Alſo ward der Brieff durch den vorigen Botten wieder abgeſandt/ und uͤber 2. Stunden ka- men 8. Soldaten mit einem Wagen/ und begehrten das Jenige an Speiß und Tranck/ was man dem Obriſten im Brieff zugeſaget hatte. Solches ward ihnen unverzuͤglich eingelieffert/ und die Gemeine war froh/ daß ſie durch dieſen Brieff von der ſchaͤd- lichen Einquartierung zu dieſem mahl waren befreyet blieben. Am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/822
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/822>, abgerufen am 22.11.2024.