Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
descen dens, puncta indivisibilia absorbens, sit a simplici sacer-
dote absolvenda, vel ad Magistrum haereticae pravitatis remit-
tenda? Annon quis baptizari possit terra, cum Christus in ea
sit sepultus? Annon aere, cum hic clarior sit aqua, & ubique
prostet? Annon igne, cum hic Spiritum S. significet? Coelum
Empyreum, quot habeat monopolia? Annon in eo saltandum
fit? An sat firmum & luminosum ad choreas? An simus etiam
in vita aeterna inebriandi, cum jejuni difficulter saltent?
Pfuy!
mit solchen schändlichen und Gottlosen Fragen/ antwortete
der gelebrte Schweitzer/ von welchen mag gelesen werden
Meisner. in Dislert. de Antiq Vitios. Theolog. Disp. Rat. p. 482.
Wovver de Polymath. cap. 10. p.
72. Bienenkorb Part. 6. c. 5.
pag.
228.

Jm übrigen solien die Studenten auch feine ehrbare Klei-
der tragen/ und nicht zu viel mit ihren eigenen oder falschen
Haaren prangen/ doch ist ihnen vergönnet/ um das Gemüth zu
ergötz[e]n/ sich in hübschen Exercitiis zu üben/ als im Fechten/
Reiten/ im Ballhauß/ im Ballon/ etc. Der Jungfrauen sollen
sie sich auf alle Weise und Wege enthalten/ dann die Universi-
t
äts. Damen sind rechte Lock-Vögel/ und verderben manchen
ehrlichen Menschen. Die Jtaliäner sagen gar recht: Una
bella Donna a Paradiso del Occhio, inferno dell'anima, purga-
torio della bursa;
Ein schönes Weibes-Bild ist ein Paradiß
deß Auges/ eine Hölle der Seelen/ und ein Fegfeuer deß Beu-
tels. Und die Frantzosen sagen:

Asses fait qui Fortune passe
Et plus encore, qui purain chasse.

Der thut gnug/ der sein Glück überwindet/ aber der thut noch
mehr/ der eine Hure von sich treibet. Sie sollen das Schwel-
gen auch meyden/ als dardurch Sinne und Verstand verdorben
werden. Zancken und Balgen bringet sie auch in grosse Unge-
legenheit/ ja offt um Leben und Seeligkeit.

Das XXVIII. Capitul/

Discurs von den Academischen Gradibus, und wie es darbey
hergehe. Etliche merckwürdige Exempel von Menschen/ die ein gu-
tes Gedächtnüß gehabt.

DEr Edelmann verlangete jetzo zu wissen/ was
doch eigentlich für Academische Gradus wä-
ren/ und wie man solche zu ertheilen pflegte?

Worauf

Romans II. Buch.
deſcen dens, puncta indiviſibilia abſorbens, ſit à ſimplici ſacer-
dote abſolvenda, vel ad Magiſtrum hæreticæ pravitatis remit-
tenda? Annon quis baptizari poſſit terrâ, cum Chriſtus in ea
ſit ſepultus? Annon aëre, cùm hic clarior ſit aquâ, & ubique
proſtet? Annon igne, cùm hic Spiritum S. ſignificet? Cœlum
Empyreum, quot habeat monopolia? Annon in eo ſaltandum
fit? An ſat firmum & luminoſum ad choreas? An ſimus etiam
in vita æterna inebriandi, cùm jejuni difficulter ſaltent?
Pfuy!
mit ſolchen ſchaͤndlichen und Gottloſen Fragen/ antwortete
der gelebrte Schweitzer/ von welchen mag geleſen werden
Meiſner. in Diſlert. de Antiq Vitioſ. Theolog. Diſp. Rat. p. 482.
Wovver de Polymath. cap. 10. p.
72. Bienenkorb Part. 6. c. 5.
pag.
228.

Jm uͤbrigen ſolien die Studenten auch feine ehrbare Klei-
der tragen/ und nicht zu viel mit ihren eigenen oder falſchen
Haaren prangen/ doch iſt ihnen vergoͤnnet/ um das Gemuͤth zu
ergoͤtz[e]n/ ſich in huͤbſchen Exercitiis zu uͤben/ als im Fechten/
Reiten/ im Ballhauß/ im Ballon/ ꝛc. Der Jungfrauen ſollen
ſie ſich auf alle Weiſe und Wege enthalten/ dann die Univerſi-
t
aͤts. Damen ſind rechte Lock-Voͤgel/ und verderben manchen
ehrlichen Menſchen. Die Jtaliaͤner ſagen gar recht: Una
bella Donna à Paradiſo del Occhio, inferno dell’anima, purga-
torio della burſa;
Ein ſchoͤnes Weibes-Bild iſt ein Paradiß
deß Auges/ eine Hoͤlle der Seelen/ und ein Fegfeuer deß Beu-
tels. Und die Frantzoſen ſagen:

Aſſés fait qui Fortune paſſe
Et plus encore, qui purain chaſſe.

Der thut gnug/ der ſein Gluͤck uͤberwindet/ aber der thut noch
mehr/ der eine Hure von ſich treibet. Sie ſollen das Schwel-
gen auch meyden/ als dardurch Sinne und Verſtand verdorben
werden. Zancken und Balgen bringet ſie auch in groſſe Unge-
legenheit/ ja offt um Leben und Seeligkeit.

Das XXVIII. Capitul/

Diſcurs von den Academiſchen Gradibus, und wie es darbey
hergehe. Etliche merckwuͤrdige Exempel von Menſchen/ die ein gu-
tes Gedaͤchtnuͤß gehabt.

DEr Edelmann verlangete jetzo zu wiſſen/ was
doch eigentlich fuͤr Academiſche Gradus waͤ-
ren/ und wie man ſolche zu ertheilen pflegte?

Worauf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0883" n="863"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">de&#x017F;cen dens, puncta indivi&#x017F;ibilia ab&#x017F;orbens, &#x017F;it à &#x017F;implici &#x017F;acer-<lb/>
dote ab&#x017F;olvenda, vel ad Magi&#x017F;trum hæreticæ pravitatis remit-<lb/>
tenda? Annon quis baptizari po&#x017F;&#x017F;it terrâ, cum Chri&#x017F;tus in ea<lb/>
&#x017F;it &#x017F;epultus? Annon aëre, cùm hic clarior &#x017F;it aquâ, &amp; ubique<lb/>
pro&#x017F;tet? Annon igne, cùm hic Spiritum S. &#x017F;ignificet? C&#x0153;lum<lb/>
Empyreum, quot habeat monopolia? Annon in eo &#x017F;altandum<lb/>
fit? An &#x017F;at firmum &amp; lumino&#x017F;um ad choreas? An &#x017F;imus etiam<lb/>
in vita æterna inebriandi, cùm jejuni difficulter &#x017F;altent?</hi> Pfuy!<lb/>
mit &#x017F;olchen &#x017F;cha&#x0364;ndlichen und Gottlo&#x017F;en Fragen/ antwortete<lb/>
der gelebrte Schweitzer/ von welchen mag gele&#x017F;en werden<lb/><hi rendition="#aq">Mei&#x017F;ner. in Di&#x017F;lert. de Antiq Vitio&#x017F;. Theolog. Di&#x017F;p. Rat. p. 482.<lb/>
Wovver de Polymath. cap. 10. p.</hi> 72. Bienenkorb <hi rendition="#aq">Part. 6. c. 5.<lb/>
pag.</hi> 228.</p><lb/>
          <p>Jm u&#x0364;brigen &#x017F;olien die Studenten auch feine ehrbare Klei-<lb/>
der tragen/ und nicht zu viel mit ihren eigenen oder fal&#x017F;chen<lb/>
Haaren prangen/ doch i&#x017F;t ihnen vergo&#x0364;nnet/ um das Gemu&#x0364;th zu<lb/>
ergo&#x0364;tz<supplied>e</supplied>n/ &#x017F;ich in hu&#x0364;b&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Exercitiis</hi> zu u&#x0364;ben/ als im Fechten/<lb/>
Reiten/ im Ballhauß/ im Ballon/ &#xA75B;c. Der Jungfrauen &#x017F;ollen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich auf alle Wei&#x017F;e und Wege enthalten/ dann die <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i-<lb/>
t</hi>a&#x0364;ts. <hi rendition="#aq">Dam</hi>en &#x017F;ind rechte Lock-Vo&#x0364;gel/ und verderben manchen<lb/>
ehrlichen Men&#x017F;chen. Die Jtalia&#x0364;ner &#x017F;agen gar recht: <hi rendition="#aq">Una<lb/>
bella Donna à Paradi&#x017F;o del Occhio, inferno dell&#x2019;anima, purga-<lb/>
torio della bur&#x017F;a;</hi> Ein &#x017F;cho&#x0364;nes Weibes-Bild i&#x017F;t ein Paradiß<lb/>
deß Auges/ eine Ho&#x0364;lle der Seelen/ und ein Fegfeuer deß Beu-<lb/>
tels. Und die Frantzo&#x017F;en &#x017F;agen:</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;és fait qui Fortune pa&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Et plus encore, qui purain cha&#x017F;&#x017F;e.</hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Der thut gnug/ der &#x017F;ein Glu&#x0364;ck u&#x0364;berwindet/ aber der thut noch<lb/>
mehr/ der eine Hure von &#x017F;ich treibet. Sie &#x017F;ollen das Schwel-<lb/>
gen auch meyden/ als dardurch Sinne und Ver&#x017F;tand verdorben<lb/>
werden. Zancken und Balgen bringet &#x017F;ie auch in gro&#x017F;&#x017F;e Unge-<lb/>
legenheit/ ja offt um Leben und Seeligkeit.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXVIII.</hi></hi> Capitul/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> von den <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Gradibus,</hi> und wie es darbey<lb/>
hergehe. Etliche merckwu&#x0364;rdige Exempel von Men&#x017F;chen/ die ein gu-<lb/>
tes Geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß gehabt.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Edelmann verlangete jetzo zu wi&#x017F;&#x017F;en/ was<lb/>
doch eigentlich fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Gradus</hi> wa&#x0364;-<lb/>
ren/ und wie man &#x017F;olche zu ertheilen pflegte?<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Worauf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[863/0883] Romans II. Buch. deſcen dens, puncta indiviſibilia abſorbens, ſit à ſimplici ſacer- dote abſolvenda, vel ad Magiſtrum hæreticæ pravitatis remit- tenda? Annon quis baptizari poſſit terrâ, cum Chriſtus in ea ſit ſepultus? Annon aëre, cùm hic clarior ſit aquâ, & ubique proſtet? Annon igne, cùm hic Spiritum S. ſignificet? Cœlum Empyreum, quot habeat monopolia? Annon in eo ſaltandum fit? An ſat firmum & luminoſum ad choreas? An ſimus etiam in vita æterna inebriandi, cùm jejuni difficulter ſaltent? Pfuy! mit ſolchen ſchaͤndlichen und Gottloſen Fragen/ antwortete der gelebrte Schweitzer/ von welchen mag geleſen werden Meiſner. in Diſlert. de Antiq Vitioſ. Theolog. Diſp. Rat. p. 482. Wovver de Polymath. cap. 10. p. 72. Bienenkorb Part. 6. c. 5. pag. 228. Jm uͤbrigen ſolien die Studenten auch feine ehrbare Klei- der tragen/ und nicht zu viel mit ihren eigenen oder falſchen Haaren prangen/ doch iſt ihnen vergoͤnnet/ um das Gemuͤth zu ergoͤtzen/ ſich in huͤbſchen Exercitiis zu uͤben/ als im Fechten/ Reiten/ im Ballhauß/ im Ballon/ ꝛc. Der Jungfrauen ſollen ſie ſich auf alle Weiſe und Wege enthalten/ dann die Univerſi- taͤts. Damen ſind rechte Lock-Voͤgel/ und verderben manchen ehrlichen Menſchen. Die Jtaliaͤner ſagen gar recht: Una bella Donna à Paradiſo del Occhio, inferno dell’anima, purga- torio della burſa; Ein ſchoͤnes Weibes-Bild iſt ein Paradiß deß Auges/ eine Hoͤlle der Seelen/ und ein Fegfeuer deß Beu- tels. Und die Frantzoſen ſagen: Aſſés fait qui Fortune paſſe Et plus encore, qui purain chaſſe. Der thut gnug/ der ſein Gluͤck uͤberwindet/ aber der thut noch mehr/ der eine Hure von ſich treibet. Sie ſollen das Schwel- gen auch meyden/ als dardurch Sinne und Verſtand verdorben werden. Zancken und Balgen bringet ſie auch in groſſe Unge- legenheit/ ja offt um Leben und Seeligkeit. Das XXVIII. Capitul/ Diſcurs von den Academiſchen Gradibus, und wie es darbey hergehe. Etliche merckwuͤrdige Exempel von Menſchen/ die ein gu- tes Gedaͤchtnuͤß gehabt. DEr Edelmann verlangete jetzo zu wiſſen/ was doch eigentlich fuͤr Academiſche Gradus waͤ- ren/ und wie man ſolche zu ertheilen pflegte? Worauf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/883
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/883>, abgerufen am 22.11.2024.