Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Es geh' mir/ wie es wil/ unschuldig Unrecht leyden/Macht einen Tugend-Sinn/ auch in Betrübnüß Freuden. Wer seinem GOtt vertraut Auf ihn alleine baut/ Der bleibt/ wann alle Welt Jhm gleich nicht Farbe hält. Condado preisete den Cavina, weil er ein solch redlich te/
Deß Academiſchen Es geh’ mir/ wie es wil/ unſchuldig Unrecht leyden/Macht einen Tugend-Sinn/ auch in Betruͤbnuͤß Freuden. Wer ſeinem GOtt vertraut Auf ihn alleine baut/ Der bleibt/ wann alle Welt Jhm gleich nicht Farbe haͤlt. Condado preiſete den Cavina, weil er ein ſolch redlich te/
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Deß Academiſchen
Es geh’ mir/ wie es wil/ unſchuldig Unrecht leyden/
Macht einen Tugend-Sinn/ auch in Betruͤbnuͤß Freuden.
Wer ſeinem GOtt vertraut
Auf ihn alleine baut/
Der bleibt/ wann alle Welt
Jhm gleich nicht Farbe haͤlt.
Condado preiſete den Cavina, weil er ein ſolch redlich
Gemuͤth hatte/ welcher deßwegen ſich jetzo zu Cere-
bacchio wandte/ und ſprach: Mich wundert/ daß ihr
verſoffene Teutſchen euch noch auf Univerſitaͤten
begeben moͤget/ als woſelbſt ihr doch anders nichts
thut/ als freſſet und ſauffet. Das waͤre manchem zu
nahe geredet/ antwortete Cerebacchius, ſchauet allhier
die Herren Studenten auf dieſer Teutſchen Acade-
mie an/ ihr werdet warlich viel rechtſchaffene Leute
darunter finden. Cavina replicirte: Dieſe meyne
ich auch nicht/ ſondern die Freſſer und Sauffer/ wie
ihr und eures Gleichen/ dann ich glaube nicht/ daß
ihr euer Lebtage offentlich opponiret/ geſchweige ſel-
ber diſputiret habt. Das waͤre mir leyd/ expoſtulirte
der Weſtphaͤlinger/ daß ich nicht ſo wol/ als ihr/ vor
einen rechtſchaffenen gelehrten Studioſum paſſiren
ſolte/ ich laſſe euch gern in euren Wuͤrden/ weil wir
wiſſen/ daß ihr fleiſſig habt ſtudiret/ aber damit ihr
gleichwol ſehet/ daß auch ich meine Studia nicht an den
Nagel gehangen/ ſo wil ich von nun an laboriren an
einer Diſputation, damit ihr die Warheit deſſen/ was
ich behaupte/ erkennen moͤget. Cavina lachete zuſamt
der gantzen Geſellſchafft/ und weil Condado inſonder-
heit Luſt hatte/ eine Diſputation von Cerebacchio zu
ſehen/ ſo verſprach er ihm 20. Reichs-Thaler/ wann
er ſelbe ihm uͤbergeben wuͤrde. Cerebacchius arbeitete
von derſelben Stunde an ſchier Tag und Nacht/ ſo
gar/ daß er auch offt die Mahlzeit daruͤber verſaͤume-
te/
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