Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.seyn. Wenn die Vertilgung der Schweine mit der Vertilgung der darein gefahrnen bösen Geister verknüpfet gewesen wäre, so könnte man der Gewohnheit der Heyducken einigen Schein geben. Allein es müsten grobe Geister seyn, die sich ersäufen oder verbrennen lassen. Jedoch ich mercke, daß das Herz eines Vampirs, wodurch ein Pfahl geschlagen worden, einen Thon oder Geächze von sich gegeben. Aber wie mancher Thon wird von den menschlichen Cörpern hervorgebracht, den der Satan nicht würcket? Das Hertz hat seine Kammern und Höhlen, aus welcher die zusammengedrückte Luft heraus gefahren, und die äussere Luft mit Gewalt getrennet, da der Pfahl die Höhlen in der Geschwindigkeit zusammen getrieben hat. Ich erinnere mich, daß vor einigen Jahren das Haupt einer Ubelthäterinn auf einen hohen Pfahl gehoben, und ein dicker Nagel von oben herdurch getrieben sey, da dann zugleich sich der Mund öfnete und einen Thon heraus gieng, ohngeachtet der Rumpf längst herunter gesäbelt war. Weil aber die Heyducken geglaubet, der Vampir habe bis dahin noch einige Lebens-Würckungen verrichtet, so haben sie so fort das Geächze oder den undeutlichen Thon zu Hülfe genommen, um dadurch ihren Wahn völlig zu bestärcken. §. XXXIII. Allein, wie wollen wir denn mit den flüßigen und klahren Bluhte zu rechte kommen, so sich in seyn. Wenn die Vertilgung der Schweine mit der Vertilgung der darein gefahrnen bösen Geister verknüpfet gewesen wäre, so könnte man der Gewohnheit der Heyducken einigen Schein geben. Allein es müsten grobe Geister seyn, die sich ersäufen oder verbrennen lassen. Jedoch ich mercke, daß das Herz eines Vampirs, wodurch ein Pfahl geschlagen worden, einen Thon oder Geächze von sich gegeben. Aber wie mancher Thon wird von den menschlichen Cörpern hervorgebracht, den der Satan nicht würcket? Das Hertz hat seine Kammern und Höhlen, aus welcher die zusammengedrückte Luft heraus gefahren, und die äussere Luft mit Gewalt getrennet, da der Pfahl die Höhlen in der Geschwindigkeit zusammen getrieben hat. Ich erinnere mich, daß vor einigen Jahren das Haupt einer Ubelthäterinn auf einen hohen Pfahl gehoben, und ein dicker Nagel von oben herdurch getrieben sey, da dann zugleich sich der Mund öfnete und einen Thon heraus gieng, ohngeachtet der Rumpf längst herunter gesäbelt war. Weil aber die Heyducken geglaubet, der Vampir habe bis dahin noch einige Lebens-Würckungen verrichtet, so haben sie so fort das Geächze oder den undeutlichen Thon zu Hülfe genommen, um dadurch ihren Wahn völlig zu bestärcken. §. XXXIII. Allein, wie wollen wir denn mit den flüßigen und klahren Bluhte zu rechte kommen, so sich in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="114"/> seyn. Wenn die Vertilgung der Schweine mit der Vertilgung der darein gefahrnen bösen Geister verknüpfet gewesen wäre, so könnte man der Gewohnheit der Heyducken einigen Schein geben. Allein es müsten grobe Geister seyn, die sich ersäufen oder verbrennen lassen. Jedoch ich mercke, daß das Herz eines Vampirs, wodurch ein Pfahl geschlagen worden, einen Thon oder Geächze von sich gegeben. Aber wie mancher Thon wird von den menschlichen Cörpern hervorgebracht, den der Satan nicht würcket? Das Hertz hat seine Kammern und Höhlen, aus welcher die zusammengedrückte Luft heraus gefahren, und die äussere Luft mit Gewalt getrennet, da der Pfahl die Höhlen in der Geschwindigkeit zusammen getrieben hat. Ich erinnere mich, daß vor einigen Jahren das Haupt einer Ubelthäterinn auf einen hohen Pfahl gehoben, und ein dicker Nagel von oben herdurch getrieben sey, da dann zugleich sich der Mund öfnete und einen Thon heraus gieng, ohngeachtet der Rumpf längst herunter gesäbelt war. Weil aber die Heyducken geglaubet, der Vampir habe bis dahin noch einige Lebens-Würckungen verrichtet, so haben sie so fort das Geächze oder den undeutlichen Thon zu Hülfe genommen, um dadurch ihren Wahn völlig zu bestärcken.</p> </div> <div n="2"> <head>§. XXXIII.</head><lb/> <p>Allein, wie wollen wir denn mit den flüßigen und klahren Bluhte zu rechte kommen, so sich in </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0112]
seyn. Wenn die Vertilgung der Schweine mit der Vertilgung der darein gefahrnen bösen Geister verknüpfet gewesen wäre, so könnte man der Gewohnheit der Heyducken einigen Schein geben. Allein es müsten grobe Geister seyn, die sich ersäufen oder verbrennen lassen. Jedoch ich mercke, daß das Herz eines Vampirs, wodurch ein Pfahl geschlagen worden, einen Thon oder Geächze von sich gegeben. Aber wie mancher Thon wird von den menschlichen Cörpern hervorgebracht, den der Satan nicht würcket? Das Hertz hat seine Kammern und Höhlen, aus welcher die zusammengedrückte Luft heraus gefahren, und die äussere Luft mit Gewalt getrennet, da der Pfahl die Höhlen in der Geschwindigkeit zusammen getrieben hat. Ich erinnere mich, daß vor einigen Jahren das Haupt einer Ubelthäterinn auf einen hohen Pfahl gehoben, und ein dicker Nagel von oben herdurch getrieben sey, da dann zugleich sich der Mund öfnete und einen Thon heraus gieng, ohngeachtet der Rumpf längst herunter gesäbelt war. Weil aber die Heyducken geglaubet, der Vampir habe bis dahin noch einige Lebens-Würckungen verrichtet, so haben sie so fort das Geächze oder den undeutlichen Thon zu Hülfe genommen, um dadurch ihren Wahn völlig zu bestärcken.
§. XXXIII.
Allein, wie wollen wir denn mit den flüßigen und klahren Bluhte zu rechte kommen, so sich in
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/112>, abgerufen am 16.02.2025. |