Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.so kan man leichtlich erachten, daß das leimigte und stockende Bluht nach und nach in eine gelinde Gährung unter der Erde kommen, und sich dadurch mit einer mehrern Flüßigkeit ausbreiten müsse. Diejenige aber, welche in solchen Umständen des Geblühts nicht verstorben sind, sind auch der Verwesung eher fähig, wie sich auch solches in der That also befunden hat. Es giebt an jeden Orten annoch viele überbliebene Reste von alten und fortgepflantzten leeren Meinungen. Unter dieselbe ist ausser Zweifel auch das gemeine Gerüchte zu rechnen, da man in den Gedancken stehet, als ob die verstorbene Leichnahme oder die Seelen derselben aus den Gräbern zurückkämen, und ihren Feinden durch häfftige Erwürgung den Tod zu wege brächten. Es ist dieser Wahn bey Jüden und Christen, bey Griechen und Lateinern, bey Ungarn, Pohlen, Teutschen und andern Völckern seit undencklichen Zeiten her aufbehalten, und als eine himmlische Wahrheit von einem auf den andern fortgebracht. Dieses habe durch unterschiedene Exempel in §. 1. 2. 3. 4. 5. dargethan. Man hat nicht gnug gehabt, diese grausamen Erwürgungen den Todten beyzumessen; man hat auch hinzugesetzet, so kan man leichtlich erachten, daß das leimigte und stockende Bluht nach und nach in eine gelinde Gährung unter der Erde kommen, und sich dadurch mit einer mehrern Flüßigkeit ausbreiten müsse. Diejenige aber, welche in solchen Umständen des Geblühts nicht verstorben sind, sind auch der Verwesung eher fähig, wie sich auch solches in der That also befunden hat. Es giebt an jeden Orten annoch viele überbliebene Reste von alten und fortgepflantzten leeren Meinungen. Unter dieselbe ist ausser Zweifel auch das gemeine Gerüchte zu rechnen, da man in den Gedancken stehet, als ob die verstorbene Leichnahme oder die Seelen derselben aus den Gräbern zurückkämen, und ihren Feinden durch häfftige Erwürgung den Tod zu wege brächten. Es ist dieser Wahn bey Jüden und Christen, bey Griechen und Lateinern, bey Ungarn, Pohlen, Teutschen und andern Völckern seit undencklichen Zeiten her aufbehalten, und als eine himmlische Wahrheit von einem auf den andern fortgebracht. Dieses habe durch unterschiedene Exempel in §. 1. 2. 3. 4. 5. dargethan. Man hat nicht gnug gehabt, diese grausamen Erwürgungen den Todten beyzumessen; man hat auch hinzugesetzet, <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="7"/> so kan man leichtlich erachten, daß das leimigte und stockende Bluht nach und nach in eine gelinde Gährung unter der Erde kommen, und sich dadurch mit einer mehrern Flüßigkeit ausbreiten müsse. Diejenige aber, welche in solchen Umständen des Geblühts nicht verstorben sind, sind auch der Verwesung eher fähig, wie sich auch solches in der That also befunden hat. Es giebt an jeden Orten annoch viele überbliebene Reste von alten und fortgepflantzten leeren Meinungen. Unter dieselbe ist ausser Zweifel auch das gemeine Gerüchte zu rechnen, da man in den Gedancken stehet, als ob die verstorbene Leichnahme oder die Seelen derselben aus den Gräbern zurückkämen, und ihren Feinden durch häfftige Erwürgung den <hi rendition="#g">Tod</hi> zu wege brächten. Es ist dieser Wahn bey Jüden und Christen, bey Griechen und Lateinern, bey Ungarn, Pohlen, Teutschen und andern Völckern seit undencklichen Zeiten her aufbehalten, und als eine himmlische Wahrheit von einem auf den andern fortgebracht. Dieses habe durch unterschiedene Exempel in <ref target="#f0023">§. 1.</ref> <ref target="#f0025">2.</ref> <ref target="#f0034">3.</ref> <ref target="#f0038">4.</ref> <ref target="#f0038">5.</ref> dargethan. Man hat nicht gnug gehabt, diese grausamen Erwürgungen den Todten beyzumessen; man hat auch hinzugesetzet, </p> </div> </front> </text> </TEI> [7/0005]
so kan man leichtlich erachten, daß das leimigte und stockende Bluht nach und nach in eine gelinde Gährung unter der Erde kommen, und sich dadurch mit einer mehrern Flüßigkeit ausbreiten müsse. Diejenige aber, welche in solchen Umständen des Geblühts nicht verstorben sind, sind auch der Verwesung eher fähig, wie sich auch solches in der That also befunden hat. Es giebt an jeden Orten annoch viele überbliebene Reste von alten und fortgepflantzten leeren Meinungen. Unter dieselbe ist ausser Zweifel auch das gemeine Gerüchte zu rechnen, da man in den Gedancken stehet, als ob die verstorbene Leichnahme oder die Seelen derselben aus den Gräbern zurückkämen, und ihren Feinden durch häfftige Erwürgung den Tod zu wege brächten. Es ist dieser Wahn bey Jüden und Christen, bey Griechen und Lateinern, bey Ungarn, Pohlen, Teutschen und andern Völckern seit undencklichen Zeiten her aufbehalten, und als eine himmlische Wahrheit von einem auf den andern fortgebracht. Dieses habe durch unterschiedene Exempel in §. 1. 2. 3. 4. 5. dargethan. Man hat nicht gnug gehabt, diese grausamen Erwürgungen den Todten beyzumessen; man hat auch hinzugesetzet,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-31T14:52:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-31T14:52:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-31T14:52:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |