Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Wer kan ohne die gröste Bosheit einen solchen GOtt anbehten? Ist ein solcher GOtt nicht ein Unding und ein unmögliches Wesen? Ein theilbarer GOtt ist ein silbernes Holtz. Allein woher kommt man auf solchen Atheistischen Verfall, da man nichts denn Wahrheit und Heiligkeit vorgiebet? Wenn es mir erlaubet ist zu sagen, so ist es eine Brut, welche alsdenn entstehet, wenn die grobe Unwissenheit sich mit dem Stoltze paaret. Die Gelegenheit ist dazu durch einfältige Leute gegeben worden, welche mit Scheidung der Metallen und Vermischung der mineralischen Säfte umgegangen sind. Denn wie demjenigen alles roht scheinet, der durch ein rohtes Glaß siehet: also ist es denen Hermetischen Weltweisen auch ergangen. Sie muhtmasseten, daß alle Würckungen, so gar auch die Göttlichen, auf solche Art vollführet würden, dergleichen sie bey ihren Scheidungen und Vermischungen wahrgenommen hatten. Demnach stelleten sie sich die Welt als eine Capell oder alembicum vor, und den lieben GOTT als das thätigste, so in der Abtreibung, Umschmeltzung und Scheidung, seine Kräfte am meisten äussert. Es fället mir ein, daß die tummen Indianer dafür halten, welcher gestalt sich ein Drache für die Sonne oder den Mond lege, um ihn zu verschlingen, so oft eine Finsternis am Himmel mit blossen Augen gesehen wird. Die Einfältigen haben zum öftern aus eigener Erfahrung abgenommen, daß die geflügelten grossen Schlangen oder Drachen die andern Thiere anfallen und verschlingen. Hieraus haben sie geschlossen, daß eben dergleichen Wer kan ohne die gröste Bosheit einen solchen GOtt anbehten? Ist ein solcher GOtt nicht ein Unding und ein unmögliches Wesen? Ein theilbarer GOtt ist ein silbernes Holtz. Allein woher kommt man auf solchen Atheistischen Verfall, da man nichts denn Wahrheit und Heiligkeit vorgiebet? Wenn es mir erlaubet ist zu sagen, so ist es eine Brut, welche alsdenn entstehet, wenn die grobe Unwissenheit sich mit dem Stoltze paaret. Die Gelegenheit ist dazu durch einfältige Leute gegeben worden, welche mit Scheidung der Metallen und Vermischung der mineralischen Säfte umgegangen sind. Denn wie demjenigen alles roht scheinet, der durch ein rohtes Glaß siehet: also ist es denen Hermetischen Weltweisen auch ergangen. Sie muhtmasseten, daß alle Würckungen, so gar auch die Göttlichen, auf solche Art vollführet würden, dergleichen sie bey ihren Scheidungen und Vermischungen wahrgenommen hatten. Demnach stelleten sie sich die Welt als eine Capell oder alembicum vor, und den lieben GOTT als das thätigste, so in der Abtreibung, Umschmeltzung und Scheidung, seine Kräfte am meisten äussert. Es fället mir ein, daß die tummen Indianer dafür halten, welcher gestalt sich ein Drache für die Sonne oder den Mond lege, um ihn zu verschlingen, so oft eine Finsternis am Himmel mit blossen Augen gesehen wird. Die Einfältigen haben zum öftern aus eigener Erfahrung abgenommen, daß die geflügelten grossen Schlangen oder Drachen die andern Thiere anfallen und verschlingen. Hieraus haben sie geschlossen, daß eben dergleichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="70"/> Wer kan ohne die gröste Bosheit einen solchen GOtt anbehten? Ist ein solcher GOtt nicht ein Unding und ein unmögliches Wesen? Ein theilbarer GOtt ist ein silbernes Holtz. Allein woher kommt man auf solchen Atheistischen Verfall, da man nichts denn Wahrheit und Heiligkeit vorgiebet? Wenn es mir erlaubet ist zu sagen, so ist es eine Brut, welche alsdenn entstehet, wenn die grobe Unwissenheit sich mit dem Stoltze paaret. Die Gelegenheit ist dazu durch einfältige Leute gegeben worden, welche mit Scheidung der Metallen und Vermischung der mineralischen Säfte umgegangen sind. Denn wie demjenigen alles roht scheinet, der durch ein rohtes Glaß siehet: also ist es denen Hermetischen Weltweisen auch ergangen. Sie muhtmasseten, daß alle Würckungen, so gar auch die Göttlichen, auf solche Art vollführet würden, dergleichen sie bey ihren Scheidungen und Vermischungen wahrgenommen hatten. Demnach stelleten sie sich die Welt als eine Capell oder <hi rendition="#aq">alembicum</hi> vor, und den lieben GOTT als das thätigste, so in der Abtreibung, Umschmeltzung und Scheidung, seine Kräfte am meisten äussert. Es fället mir ein, daß die tummen Indianer dafür halten, welcher gestalt sich ein Drache für die Sonne oder den Mond lege, um ihn zu verschlingen, so oft eine Finsternis am Himmel mit blossen Augen gesehen wird. Die Einfältigen haben zum öftern aus eigener Erfahrung abgenommen, daß die geflügelten grossen Schlangen oder Drachen die andern Thiere anfallen und verschlingen. Hieraus haben sie geschlossen, daß eben dergleichen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0068]
Wer kan ohne die gröste Bosheit einen solchen GOtt anbehten? Ist ein solcher GOtt nicht ein Unding und ein unmögliches Wesen? Ein theilbarer GOtt ist ein silbernes Holtz. Allein woher kommt man auf solchen Atheistischen Verfall, da man nichts denn Wahrheit und Heiligkeit vorgiebet? Wenn es mir erlaubet ist zu sagen, so ist es eine Brut, welche alsdenn entstehet, wenn die grobe Unwissenheit sich mit dem Stoltze paaret. Die Gelegenheit ist dazu durch einfältige Leute gegeben worden, welche mit Scheidung der Metallen und Vermischung der mineralischen Säfte umgegangen sind. Denn wie demjenigen alles roht scheinet, der durch ein rohtes Glaß siehet: also ist es denen Hermetischen Weltweisen auch ergangen. Sie muhtmasseten, daß alle Würckungen, so gar auch die Göttlichen, auf solche Art vollführet würden, dergleichen sie bey ihren Scheidungen und Vermischungen wahrgenommen hatten. Demnach stelleten sie sich die Welt als eine Capell oder alembicum vor, und den lieben GOTT als das thätigste, so in der Abtreibung, Umschmeltzung und Scheidung, seine Kräfte am meisten äussert. Es fället mir ein, daß die tummen Indianer dafür halten, welcher gestalt sich ein Drache für die Sonne oder den Mond lege, um ihn zu verschlingen, so oft eine Finsternis am Himmel mit blossen Augen gesehen wird. Die Einfältigen haben zum öftern aus eigener Erfahrung abgenommen, daß die geflügelten grossen Schlangen oder Drachen die andern Thiere anfallen und verschlingen. Hieraus haben sie geschlossen, daß eben dergleichen
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