Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die fünffte Stund. auf unterschiedliche Weise geschehen/ als wanndie zwo letzten Reimzeile unverändert alle Sätze schliessen/ wie in dem gemeinen Lied: Ein ieder folge seinem Sinn/ ich halts mit meiner Schäferinn etc. und scheinet/ als ob solches von den Reyenliedern herkommen were/ in denen der Vorsinger von dem Endreimen (die Frantzosen nennen es le refrain, die Meistersinger das Ab- gesang/) anfangen/ nachmals die andern/ als ei- nem gantzen Chor/ nachsingen lassen/ und sich inzwischen auf deß Liedes folgendes Gesetz beden- ken. Die Exempel sind hin und wieder gemein. Seltner aber ists/ wann man die letzte Reimzeil mit wenigen ändert/ wie in dem I. Theil der Peg- nitzschäferey am 35. Blat.
Wie sich nun hier Verschieben und lieben dern F iiij
Die fuͤnffte Stund. auf unterſchiedliche Weiſe geſchehen/ als wanndie zwo letzten Reimzeile unveraͤndert alle Saͤtze ſchlieſſen/ wie in dem gemeinen Lied: Ein ieder folge ſeinem Sinn/ ich halts mit meiner Schaͤferiñ ꝛc. und ſcheinet/ als ob ſolches von den Reyenliedern herkommen were/ in denen der Vorſinger von dem Endreimen (die Frantzoſen nennen es le refrain, die Meiſterſinger das Ab- geſang/) anfangen/ nachmals die andern/ als ei- nem gantzen Chor/ nachſingen laſſen/ und ſich inzwiſchen auf deß Liedes folgendes Geſetz beden- ken. Die Exempel ſind hin und wieder gemein. Seltner aber iſts/ wann man die letzte Reimzeil mit wenigen aͤndert/ wie in dem I. Theil der Peg- nitzſchaͤferey am 35. Blat.
Wie ſich nun hier Verſchieben und lieben dern F iiij
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Die fuͤnffte Stund.
auf unterſchiedliche Weiſe geſchehen/ als wann
die zwo letzten Reimzeile unveraͤndert alle Saͤtze
ſchlieſſen/ wie in dem gemeinen Lied: Ein ieder
folge ſeinem Sinn/ ich halts mit meiner
Schaͤferiñ ꝛc. und ſcheinet/ als ob ſolches von
den Reyenliedern herkommen were/ in denen der
Vorſinger von dem Endreimen (die Frantzoſen
nennen es le refrain, die Meiſterſinger das Ab-
geſang/) anfangen/ nachmals die andern/ als ei-
nem gantzen Chor/ nachſingen laſſen/ und ſich
inzwiſchen auf deß Liedes folgendes Geſetz beden-
ken. Die Exempel ſind hin und wieder gemein.
Seltner aber iſts/ wann man die letzte Reimzeil
mit wenigen aͤndert/ wie in dem I. Theil der Peg-
nitzſchaͤferey am 35. Blat.
1.
Der Ruͤſtbaum liebt die Reben;
der Mann ſein liebes Weib;
durch liebes Taubenleben
verbindt ſich Leib mit Leib;
durch himmelreichen Segen
befruchtet/ ohn Verſchieben/
den Ackerbau der Regen.
Ach ſegenreicher Gott!
gieb/ daß ſie froͤlich lieben.
Wie ſich nun hier Verſchieben und lieben
vereinbaren/ alſo folgen alle Woͤrter in den an-
dern
F iiij
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