Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Anhang. zweiffelt recht schreiben/ sind folgende: Die I.wird hergenommen von der Eigenschaft der Buchstaben/ daß wir die Stimmer/ (vocales) und Mitstimmer (consonantes) nicht ohne Ur- terscheid vermischen/ das lange j/ und das geschlos- sene v/ welches Mitstimmer sind/ nicht mit dem i und u/ den Stimmern wechseln/ und also schrei- ben jhr/ jhm/ jch/ Awen/ ewer/ schawen/ für ihr/ ihm/ ich/ Auen/ euer/ schauen etc. Wann man unwiedersprechlich recht schreibet Jahr/ jagen/ jenen/ und Laut/ Hauß/ euch; so müs- sen die unter schiedlichen Buchstaben einen un- terschiedlichen Gebrauch haben und das au/ eu/ nicht in aw/ und ew/ noch die Endbuchsta- ben s ß in die Anfangs-und Mittelbuchstaben s ss verändert werden. Das grosse J solte mit ei- nem Strichlein unterschieden seyn. Hierbey fragt sich: ob das c in den Teutschen Wörtern wie ein k könne gelesen werden? Die Griechen haben kein c/ die Lateiner haben kein k. Weil man aber das Teutsche vor Alters mit Lateinischen Buchstaben geschrieben/ ist das c für das k ge- brauchet worden. Wir haben uns aber nach an- dern nicht zu richten/ weil wir das c/ und das k haben/ und gebrauchen/ iedoch iedes an seinem ge- hörigen Ort/ und halten für besser daß man das c niemals ausrede/ wie das k: doch haben wir es hier-
Anhang. zweiffelt recht ſchreiben/ ſind folgende: Die I.wird hergenommen von der Eigenſchaft der Buchſtaben/ daß wir die Stimmer/ (vocales) und Mitſtimmer (conſonantes) nicht ohne Ur- terſcheid vermiſchen/ das lange j/ uñ das geſchloſ- ſene v/ welches Mitſtimmer ſind/ nicht mit dem i und u/ den Stimmern wechſeln/ und alſo ſchrei- ben jhr/ jhm/ jch/ Awen/ ewer/ ſchawen/ fuͤr ihr/ ihm/ ich/ Auen/ euer/ ſchauen ꝛc. Wann man unwiederſprechlich recht ſchreibet Jahr/ jagen/ jenen/ und Laut/ Hauß/ euch; ſo muͤſ- ſen die unter ſchiedlichen Buchſtaben einen un- terſchiedlichen Gebrauch haben und das au/ eu/ nicht in aw/ und ew/ noch die Endbuchſta- ben s ß in die Anfangs-und Mittelbuchſtaben ſ ſſ veraͤndert werden. Das groſſe J ſolte mit ei- nem Strichlein unterſchieden ſeyn. Hierbey fragt ſich: ob das c in den Teutſchen Woͤrtern wie ein k koͤnne geleſen werden? Die Griechen haben kein c/ die Lateiner haben kein k. Weil man aber das Teutſche vor Alters mit Lateiniſchen Buchſtaben geſchrieben/ iſt das c fuͤr das k ge- brauchet worden. Wir haben uns aber nach an- dern nicht zu richten/ weil wir das c/ und das k haben/ uñ gebrauchen/ iedoch iedes an ſeinem ge- hoͤrigen Ort/ und halten fuͤr beſſer daß man das c niemals ausrede/ wie das k: doch haben wir es hier-
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Anhang.
zweiffelt recht ſchreiben/ ſind folgende: Die I.
wird hergenommen von der Eigenſchaft der
Buchſtaben/ daß wir die Stimmer/ (vocales)
und Mitſtimmer (conſonantes) nicht ohne Ur-
terſcheid vermiſchen/ das lange j/ uñ das geſchloſ-
ſene v/ welches Mitſtimmer ſind/ nicht mit dem
i und u/ den Stimmern wechſeln/ und alſo ſchrei-
ben jhr/ jhm/ jch/ Awen/ ewer/ ſchawen/ fuͤr
ihr/ ihm/ ich/ Auen/ euer/ ſchauen ꝛc. Wann
man unwiederſprechlich recht ſchreibet Jahr/
jagen/ jenen/ und Laut/ Hauß/ euch; ſo muͤſ-
ſen die unter ſchiedlichen Buchſtaben einen un-
terſchiedlichen Gebrauch haben und das au/
eu/ nicht in aw/ und ew/ noch die Endbuchſta-
ben s ß in die Anfangs-und Mittelbuchſtaben ſ
ſſ veraͤndert werden. Das groſſe J ſolte mit ei-
nem Strichlein unterſchieden ſeyn. Hierbey
fragt ſich: ob das c in den Teutſchen Woͤrtern
wie ein k koͤnne geleſen werden? Die Griechen
haben kein c/ die Lateiner haben kein k. Weil man
aber das Teutſche vor Alters mit Lateiniſchen
Buchſtaben geſchrieben/ iſt das c fuͤr das k ge-
brauchet worden. Wir haben uns aber nach an-
dern nicht zu richten/ weil wir das c/ und das k
haben/ uñ gebrauchen/ iedoch iedes an ſeinem ge-
hoͤrigen Ort/ und halten fuͤr beſſer daß man das
c niemals ausrede/ wie das k: doch haben wir es
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