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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die II. Stund.
Von der Teutschen Sprache.

FErners bestehet die Poeterey in Sa-
chen
und Worten. * Von den
Sachen ist mit wenigen gehandelt
worden/ und müssen selbe von den
guten Poeten in allen fremden Spra-
chen erstlich abgesehen; nachmals aus eigenem
sinnreichen Vermögen erfunden werden/ daher
jener recht gesagt/ es müsse der Poet erstlich seyn
gleich dem Bien/ das von allen Blumen Honig
machet; nachmals gleich dem Seidenwurm/ der
von sich selbst den köstlichen Faden spinnet. Be-
vor wir aber weiter gehen/ müssen wir die Eigen-
schaft der Teutschen Haubtsprache betrachten/ oh-
ne welcher Erkantniß in der Reimkunst nicht
glücklich fortzukommen. Folget also:

I. Von der Teutschen Sprache Füglichkeit
zu der gebundnen Rede.

II. Von der Teutschen Wörter Lang- oder
Kurtzlaut.

III. Von den Vor- und Nachsyllben/ ihren
Deutungen und Eigenschaften.

IV. Von
* Scal. l. 3. Poetic. c. 1.


Die II. Stund.
Von der Teutſchen Sprache.

FErners beſtehet die Poeterey in Sa-
chen
und Worten. * Von den
Sachen iſt mit wenigen gehandelt
worden/ und muͤſſen ſelbe von den
guten Poeten in allen fremdẽ Spra-
chen erſtlich abgeſehen; nachmals aus eigenem
ſinnreichen Vermoͤgen erfunden werden/ daher
jener recht geſagt/ es muͤſſe der Poet erſtlich ſeyn
gleich dem Bien/ das von allen Blumen Honig
machet; nachmals gleich dem Seidenwurm/ der
von ſich ſelbſt den koͤſtlichen Faden ſpinnet. Be-
vor wir aber weiter gehen/ muͤſſen wir die Eigen-
ſchaft der Teutſchen Haubtſprache betrachten/ oh-
ne welcher Erkantniß in der Reimkunſt nicht
gluͤcklich fortzukommen. Folget alſo:

I. Von der Teutſchen Sprache Fuͤglichkeit
zu der gebundnen Rede.

II. Von der Teutſchen Woͤrter Lang- oder
Kurtzlaut.

III. Von den Vor- und Nachſyllben/ ihren
Deutungen und Eigenſchaften.

IV. Von
* Scal. l. 3. Poëtic. c. 1.
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[16/0034] Die II. Stund. Von der Teutſchen Sprache. FErners beſtehet die Poeterey in Sa- chen und Worten. * Von den Sachen iſt mit wenigen gehandelt worden/ und muͤſſen ſelbe von den guten Poeten in allen fremdẽ Spra- chen erſtlich abgeſehen; nachmals aus eigenem ſinnreichen Vermoͤgen erfunden werden/ daher jener recht geſagt/ es muͤſſe der Poet erſtlich ſeyn gleich dem Bien/ das von allen Blumen Honig machet; nachmals gleich dem Seidenwurm/ der von ſich ſelbſt den koͤſtlichen Faden ſpinnet. Be- vor wir aber weiter gehen/ muͤſſen wir die Eigen- ſchaft der Teutſchen Haubtſprache betrachten/ oh- ne welcher Erkantniß in der Reimkunſt nicht gluͤcklich fortzukommen. Folget alſo: I. Von der Teutſchen Sprache Fuͤglichkeit zu der gebundnen Rede. II. Von der Teutſchen Woͤrter Lang- oder Kurtzlaut. III. Von den Vor- und Nachſyllben/ ihren Deutungen und Eigenſchaften. IV. Von * Scal. l. 3. Poëtic. c. 1.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/34>, abgerufen am 21.11.2024.