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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die dritte Stund.
3.
3. Die greissen Zeit/ in welcher man er-
krankt/

4. wird zwar/ mit Fug/ von kluger Kunst
genennt:

1. Weil der/ so alt/ das Gut' und Böse
kostet/

2. und weiß/ woher die Kunstgedanken
quellen.
4.
2. Doch wird er nie gesättigt von den
Quellen/

3. gleich dem/ der Saltz in sich trinkt/
das ihn kränkt.

4. Es wird/ mit Fug/ der beste Durst ge-
nennt/

1. Wann man die Kunst/ noch niemals
satt gekostet.

20. Nach diesem find die fünfverse auch leicht-
lich zu machen. Es ist aber nicht noht/ daß man
die Reim- oder Versart darübersetzet/ sondern
es sol der Titel des Gedichts vielmehr auf den
Jnhalt gerichtet seyn: als über die Dreyverse
könte man schreiben:

Tugend- und Kunstliebe.

über die Vierverse:

Das unersättliche Kunstbeginnen/ etc.
21. Weil
Die dritte Stund.
3.
3. Die greiſſen Zeit/ in welcher man er-
krankt/

4. wird zwar/ mit Fug/ võ kluger Kunſt
genennt:

1. Weil der/ ſo alt/ das Gut’ und Boͤſe
koſtet/

2. und weiß/ woher die Kunſtgedanken
quellen.
4.
2. Doch wird er nie geſaͤttigt von den
Quellen/

3. gleich dem/ der Saltz in ſich trinkt/
das ihn kraͤnkt.

4. Es wird/ mit Fug/ der beſte Durſt ge-
nennt/

1. Wann man die Kunſt/ noch niemals
ſatt gekoſtet.

20. Nach dieſem find die fuͤnfverſe auch leicht-
lich zu machen. Es iſt aber nicht noht/ daß man
die Reim- oder Versart daruͤberſetzet/ ſondern
es ſol der Titel des Gedichts vielmehr auf den
Jnhalt gerichtet ſeyn: als uͤber die Dreyverſe
koͤnte man ſchreiben:

Tugend- und Kunſtliebe.

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[45/0063] Die dritte Stund. 3. 3. Die greiſſen Zeit/ in welcher man er- krankt/ 4. wird zwar/ mit Fug/ võ kluger Kunſt genennt: 1. Weil der/ ſo alt/ das Gut’ und Boͤſe koſtet/ 2. und weiß/ woher die Kunſtgedanken quellen. 4. 2. Doch wird er nie geſaͤttigt von den Quellen/ 3. gleich dem/ der Saltz in ſich trinkt/ das ihn kraͤnkt. 4. Es wird/ mit Fug/ der beſte Durſt ge- nennt/ 1. Wann man die Kunſt/ noch niemals ſatt gekoſtet. 20. Nach dieſem find die fuͤnfverſe auch leicht- lich zu machen. Es iſt aber nicht noht/ daß man die Reim- oder Versart daruͤberſetzet/ ſondern es ſol der Titel des Gedichts vielmehr auf den Jnhalt gerichtet ſeyn: als uͤber die Dreyverſe koͤnte man ſchreiben: Tugend- und Kunſtliebe. uͤber die Vierverſe: Das unerſaͤttliche Kunſtbeginnen/ ꝛc. 21. Weil

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/63>, abgerufen am 24.11.2024.