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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die achte Stund.
Der Ehr Geitz Eben Nutzt/
Wie Eitler Reichthum Trutzt.

Weil aber dergleichen zu den Poetischen Fecht-
springen gehört/ wollen wir ein mehrers darvon
zu melden müssigerm Nachdenken heimgeben.

3. Wann der Nam zu keiner Erfindung die-
nen wil/ so kan man die Buchstaben versetzen/ und
eine andere Meinung herausbringen/ die Nie-
derländer nennen es Letterkeer. Hierbey aber sind
folgende Lehrsetze zu beobachten. I. Daß die Teut-
schen Namen mit Teutschen Endungen den Let-
terwechsel schliessen/ daß nicht das Teutsche un-
ter das Lateinische vermischet werde/ und solches
deswegen/ weil die Endungen in Latein/ as. es us,
Andreas/ Johannes/ Georgius/ sehr hin-
derlich/ und verantwortlicher gesetzet wird Andre/
Johann/ Georg/
etc. massen man auch alle
Lateinische Nachsatzwörter/ als Superintendent,
General, Patricius, &c.
mit Fug nicht gebrauchen
kan. II. Müssen in dem Wechselschluß alle Buch-
staben eingebracht und keiner mit dem andern fast
gleichlautenden verändert werden; sonst ist es un-
artige Stimpelarbeit/ und wider die Kunst. Doch
hat das H. als ein hauch- und kein vollstimmiger
Buchstab die Befreyung/ daß selber mag einge-
bracht/ oder ausgelassen werden. III. Sol der

Letter-
Die achte Stund.
Der Ehr Geitz Eben Nutzt/
Wie Eitler Reichthum Trutzt.

Weil aber dergleichen zu den Poetiſchen Fecht-
ſpringen gehoͤrt/ wollen wir ein mehrers darvon
zu melden muͤſſigerm Nachdenken heimgeben.

3. Wann der Nam zu keiner Erfindung die-
nen wil/ ſo kan man die Buchſtaben verſetzen/ und
eine andere Meinung herausbringen/ die Nie-
derlaͤnder neñen es Letterkeer. Hierbey aber ſind
folgende Lehrſetze zu beobachten. I. Daß die Teut-
ſchen Namen mit Teutſchen Endungen den Let-
terwechſel ſchlieſſen/ daß nicht das Teutſche un-
ter das Lateiniſche vermiſchet werde/ und ſolches
deswegen/ weil die Endungen in Latein/ as. es us,
Andreas/ Johannes/ Georgius/ ſehr hin-
derlich/ und verantwortlicher geſetzet wird Andꝛe/
Johann/ Georg/
etc. maſſen man auch alle
Lateiniſche Nachſatzwoͤrter/ als Superintendent,
General, Patricius, &c.
mit Fug nicht gebrauchẽ
kan. II. Muͤſſen in dem Wechſelſchluß alle Buch-
ſtaben eingebracht und keiner mit dem andern faſt
gleichlautenden veraͤndert werden; ſonſt iſt es un-
artige Stimpelarbeit/ und wider die Kunſt. Doch
hat das H. als ein hauch- und kein vollſtimmiger
Buchſtab die Befreyung/ daß ſelber mag einge-
bracht/ oder ausgelaſſen werden. III. Sol der

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[17/0031] Die achte Stund. Der Ehr Geitz Eben Nutzt/ Wie Eitler Reichthum Trutzt. Weil aber dergleichen zu den Poetiſchen Fecht- ſpringen gehoͤrt/ wollen wir ein mehrers darvon zu melden muͤſſigerm Nachdenken heimgeben. 3. Wann der Nam zu keiner Erfindung die- nen wil/ ſo kan man die Buchſtaben verſetzen/ und eine andere Meinung herausbringen/ die Nie- derlaͤnder neñen es Letterkeer. Hierbey aber ſind folgende Lehrſetze zu beobachten. I. Daß die Teut- ſchen Namen mit Teutſchen Endungen den Let- terwechſel ſchlieſſen/ daß nicht das Teutſche un- ter das Lateiniſche vermiſchet werde/ und ſolches deswegen/ weil die Endungen in Latein/ as. es us, Andreas/ Johannes/ Georgius/ ſehr hin- derlich/ und verantwortlicher geſetzet wird Andꝛe/ Johann/ Georg/ etc. maſſen man auch alle Lateiniſche Nachſatzwoͤrter/ als Superintendent, General, Patricius, &c. mit Fug nicht gebrauchẽ kan. II. Muͤſſen in dem Wechſelſchluß alle Buch- ſtaben eingebracht und keiner mit dem andern faſt gleichlautenden veraͤndert werden; ſonſt iſt es un- artige Stimpelarbeit/ und wider die Kunſt. Doch hat das H. als ein hauch- und kein vollſtimmiger Buchſtab die Befreyung/ daß ſelber mag einge- bracht/ oder ausgelaſſen werden. III. Sol der Letter-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/31>, abgerufen am 28.04.2024.