Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Ewig. Ohn Anfang und ohn Ende/ unermäßlich oh- Es kan noch gemähret noch gehindert noch lieder.
Ewig. Ohn Anfang und ohn Ende/ unermaͤßlich oh- Es kan noch gemaͤhret noch gehindert noch lieder.
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Ewig.
Ohn Anfang und ohn Ende/ unermaͤßlich oh-
ne Zeit/ ohne Ziel und unbegreifflich. Ewig iſt
das Donnerwort/ das das ſtaͤrkſte Hertzzerſchle-
get und zur GOTtes furcht beweget. Ewig iſt deꝛ
Cirkelring/ der noch End noch Anfang hat. Das
unendlich’ ohne Zahl kan gar nicht vermehret
werden/ ſolte man mit Ziffern gleich uͤberſchrei-
ben Meer und Erden/ ſamt dem blauen Sternen
Sahl/ ſolte dieſe groſſe Zahl/ nicht ein Anfang
ſeyn der Zeit die man nennt die Ewigkeit. ☞ Hier-
von in unſren Lehrgedichten in dem Wort Ewig-
keit.
Es kan noch gemaͤhret noch gehindert noch
gemindert werden ſondern ſolches Weſen bleibet
unverweſen heut/ und jetzt und allezeit. Die Duͤ-
ſterblinde Nacht/ die nichts und alles weiſt/ ohn
Anfang/ Mittel/ End/ ohn alles Ziel und Zahl/
lehrt mich zu dieſem Mahl/ was ewig/ ewig/ e-
wig heiſt. Der bunten Farben Unterſcheid/ den
ſonſt die liebe Sonne giebt/ iſt durch die duͤſtre
Nacht geendet und betruͤbt. Was vor geweſen
iſt in weſen dieſer Zeit/ pfeilt ſchnell verweſen hin/
in dieſer Eitelkeit. Setzt 100. tauſend Jahr’/ es
iſt nicht viel: ſetz tauſend tauſend Jahr’/ O lan-
ges uͤber langes Ziel noch iſt es keine Stund der
Ewigkeit/ die ſtetig-ſtets beharrt/ zu aller Zeiten
Zeiten Zeit. Ach GOTT nach dieſer Nacht er-
hellt die Sonne wieder/ die ausgeruhten Augen-
lieder.
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