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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Von Veränderung der Sprachen.

3. Sind alle Land-und Haubt-Sprachen
solchen Veränderungen unterworffen gewe-
sen/ wie solte sich dann unsre Teutsche Spra-
che allein derselben haben entbrechen können;
da sie zumahlen eine von den ältsten/ und ihren
Anfang genommen mit den Jnwohnern der
Mitternächtischen Jnseln wie zulesen in Spe-
cimine Philologiae Germanicae Disq. III. &
XII.
2. 6. Welche aber solches nicht glauben
wollen/ die betrachten die Namen der Länder/
Städte und Flüsse/ und halten die alten Land-
tafel gegen den neuen/ so wird sich finden/ daß
wenig derselben einander gleichen werden.

4. Die Heilige Sprache/ welche bey deß E-
bers Nachkommen/ benebens der waaren Re-
ligio beharret/ hat sich in die Chaldäische/ Sy-
rische/ Punische und Arabische Mund-Art
(der Samaritanischen zu geschweigen) gethei-
let/ daraus nachgehender Zeit besondre Spra-
chen worden/ daß/ die sie gebrauchet/ einander
schwerlich oder nicht mehr verstehen können.
Jn H. Schrifft haben wir ein Exempel an dem
Wort Schiboleth/ welches die von Ephra-
im gleich ihren Brüdern nicht ausreden kön-
nen/ und gesagt Siboleth Richt. 12. 6. Fast
wie etliche Slagen/ Sleuder/ Slingen für

schla-
A ij
Von Veraͤnderung der Sprachen.

3. Sind alle Land-und Haubt-Sprachen
ſolchen Veraͤnderungen unterworffen gewe-
ſen/ wie ſolte ſich dann unſre Teutſche Spra-
che allein derſelben haben entbrechen koͤnnen;
da ſie zumahlen eine von den aͤltſten/ und ihren
Anfang genommen mit den Jnwohnern der
Mitternaͤchtiſchen Jnſeln wie zuleſen in Spe-
cimine Philologiæ Germanicæ Diſq. III. &
XII.
2. 6. Welche aber ſolches nicht glauben
wollen/ die betrachten die Namen der Laͤnder/
Staͤdte und Fluͤſſe/ und halten die alten Land-
tafel gegen den neuen/ ſo wird ſich finden/ daß
wenig derſelben einander gleichen werden.

4. Die Heilige Sprache/ welche bey deß E-
bers Nachkommen/ benebens der waaren Re-
ligiõ beharret/ hat ſich in die Chaldaͤiſche/ Sy-
riſche/ Puniſche und Arabiſche Mund-Art
(der Samaritaniſchen zu geſchweigen) gethei-
let/ daraus nachgehender Zeit beſondre Spra-
chen worden/ daß/ die ſie gebrauchet/ einander
ſchwerlich oder nicht mehr verſtehen koͤnnen.
Jn H. Schrifft haben wir ein Exempel an dem
Wort Schiboleth/ welches die von Ephra-
im gleich ihren Bruͤdern nicht ausreden koͤn-
nen/ und geſagt Siboleth Richt. 12. 6. Faſt
wie etliche Slagen/ Sleuder/ Slingen fuͤr

ſchla-
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[3/0035] Von Veraͤnderung der Sprachen. 3. Sind alle Land-und Haubt-Sprachen ſolchen Veraͤnderungen unterworffen gewe- ſen/ wie ſolte ſich dann unſre Teutſche Spra- che allein derſelben haben entbrechen koͤnnen; da ſie zumahlen eine von den aͤltſten/ und ihren Anfang genommen mit den Jnwohnern der Mitternaͤchtiſchen Jnſeln wie zuleſen in Spe- cimine Philologiæ Germanicæ Diſq. III. & XII. 2. 6. Welche aber ſolches nicht glauben wollen/ die betrachten die Namen der Laͤnder/ Staͤdte und Fluͤſſe/ und halten die alten Land- tafel gegen den neuen/ ſo wird ſich finden/ daß wenig derſelben einander gleichen werden. 4. Die Heilige Sprache/ welche bey deß E- bers Nachkommen/ benebens der waaren Re- ligiõ beharret/ hat ſich in die Chaldaͤiſche/ Sy- riſche/ Puniſche und Arabiſche Mund-Art (der Samaritaniſchen zu geſchweigen) gethei- let/ daraus nachgehender Zeit beſondre Spra- chen worden/ daß/ die ſie gebrauchet/ einander ſchwerlich oder nicht mehr verſtehen koͤnnen. Jn H. Schrifft haben wir ein Exempel an dem Wort Schiboleth/ welches die von Ephra- im gleich ihren Bruͤdern nicht ausreden koͤn- nen/ und geſagt Siboleth Richt. 12. 6. Faſt wie etliche Slagen/ Sleuder/ Slingen fuͤr ſchla- A ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/35>, abgerufen am 21.11.2024.