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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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May.
298. May.

Früling. Dieses Monat wird gebildet durch
einen mit Blumen gezierten Baurenjüngling
stehend in einem grünen Feld/ mit einer Meßru-
ten auf die Marksteine deutend/ weil man in die-
ser Zeit die Felder ausgemarkt. Hierzu kan man
mahlen die II und etliche Früchte welche solches
Monat über gefunden werden.

299. Meer.

Der Fische nasses Haus/ das weite Wind-
und Wellen Feld. Die Geburtstatt der Korallen/
der Schatz seltner Wundersachen. Die Amm
und Nährerin der Erden/ der Brunn der Mor-
genröten/ die Herberg aller Flüß und Ursprung
aller Quellen. Das Meer erhebet sich und wallet
Wolken an/ stürtzt bald der Wellen Berg' in tief-
fen Thal/ spielt mit dem Wasser Fall/ brummt/
brüllet/ schaumet/ raset/ ist aufgereitzt/ verstummt
der Norden Stimm/ besänfftigt seinen Grimm/
weist es sich Spiegel hell/ dem blauen Himmel
gleich/ bestreicht die Uferschwell/ und macht sie
Muschelreich. Das Weltgrosse Meer verschlingt
der Menschen Heer. Es scheinet ohne Ziel/ das
Aug kans nicht erreichen und seine Grentzen zei-
chen/ der Wellen sind so viel/ daß sie nicht zu be-
nennen/ in dem sie gleichsam rennen an ihres U-
fers Bette/ in die Wette. Die starken Wirbelwin-
de in deß Neptuni Reich mit Eoli Gesinde sind

den
May.
298. May.

Fruͤling. Dieſes Monat wird gebildet durch
einen mit Blumen gezierten Baurenjuͤngling
ſtehend in einem gruͤnen Feld/ mit einer Meßru-
ten auf die Markſteine deutend/ weil man in die-
ſer Zeit die Felder ausgemarkt. Hierzu kan man
mahlen die II und etliche Fruͤchte welche ſolches
Monat uͤber gefunden werden.

299. Meer.

Der Fiſche naſſes Haus/ das weite Wind-
und Wellen Feld. Die Geburtſtatt der Korallẽ/
der Schatz ſeltner Wunderſachen. Die Amm
und Naͤhrerin der Erden/ der Brunn der Mor-
genroͤten/ die Herberg aller Fluͤß und Urſprung
aller Quellen. Das Meer erhebet ſich und wallet
Wolken an/ ſtuͤrtzt bald der Wellen Berg’ in tief-
fen Thal/ ſpielt mit dem Waſſer Fall/ brummt/
bruͤllet/ ſchaumet/ raſet/ iſt aufgereitzt/ veꝛſtummt
der Norden Stimm/ beſaͤnfftigt ſeinen Grimm/
weiſt es ſich Spiegel hell/ dem blauen Himmel
gleich/ beſtreicht die Uferſchwell/ und macht ſie
Muſchelreich. Das Weltgroſſe Meer verſchlingt
der Menſchen Heer. Es ſcheinet ohne Ziel/ das
Aug kans nicht erreichen und ſeine Grentzen zei-
chen/ der Wellen ſind ſo viel/ daß ſie nicht zu be-
nennen/ in dem ſie gleichſam rennen an ihres U-
fers Bette/ in die Wette. Die ſtarken Wirbelwin-
de in deß Neptuni Reich mit Eoli Geſinde ſind

den
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[340[338]/0370] May. 298. May. ☞Fruͤling. Dieſes Monat wird gebildet durch einen mit Blumen gezierten Baurenjuͤngling ſtehend in einem gruͤnen Feld/ mit einer Meßru- ten auf die Markſteine deutend/ weil man in die- ſer Zeit die Felder ausgemarkt. Hierzu kan man mahlen die II und etliche Fruͤchte welche ſolches Monat uͤber gefunden werden. 299. Meer. Der Fiſche naſſes Haus/ das weite Wind- und Wellen Feld. Die Geburtſtatt der Korallẽ/ der Schatz ſeltner Wunderſachen. Die Amm und Naͤhrerin der Erden/ der Brunn der Mor- genroͤten/ die Herberg aller Fluͤß und Urſprung aller Quellen. Das Meer erhebet ſich und wallet Wolken an/ ſtuͤrtzt bald der Wellen Berg’ in tief- fen Thal/ ſpielt mit dem Waſſer Fall/ brummt/ bruͤllet/ ſchaumet/ raſet/ iſt aufgereitzt/ veꝛſtummt der Norden Stimm/ beſaͤnfftigt ſeinen Grimm/ weiſt es ſich Spiegel hell/ dem blauen Himmel gleich/ beſtreicht die Uferſchwell/ und macht ſie Muſchelreich. Das Weltgroſſe Meer verſchlingt der Menſchen Heer. Es ſcheinet ohne Ziel/ das Aug kans nicht erreichen und ſeine Grentzen zei- chen/ der Wellen ſind ſo viel/ daß ſie nicht zu be- nennen/ in dem ſie gleichſam rennen an ihres U- fers Bette/ in die Wette. Die ſtarken Wirbelwin- de in deß Neptuni Reich mit Eoli Geſinde ſind den

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 340[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/370>, abgerufen am 26.11.2024.