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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Morgenröte.
nun mehr die Hügel angerötet. Das rote
Morgenliecht/ die liebliche Tagesbringerin. Die
frühe Morgenwacht. Der Sonnen Brautmagd.
Der zweiffelhaffte Morgen/ erwecket neue Sor-
gen. Der Tau beschönet Laub und Gras/ die Vö-
gel mit versüssten Singen/ dem Morgen manches
Loblied bringen/ in dem der Sonnen Pferde schwin-
gen/ den Wagen Himmel auf/ so bald sie nur er-
wacht.

Die Morgenröte wird gebildet in Gestalt
eines geflügelten Kindes/ angethan mit einem
goldgelben Mantel/ in der Hand tragend eine
angebrennte Fackel/ oder Ampel. Dieses Kind kan
auf dem Pegaso oder geflügelten Pferd rennen/
und mit der andern Hand Blumen ausstreuen.
Sonne.

312. Most.

Der neue Rebensafft/ der noch trübe/ unreine/
erstgekelderte/ unlautre/ süsse/ ungesunde/ hitzige/
fette/ Rebenerftling/ Most triefet von der Kelter
ab/ wird mit Füssen ausgepresset und beliebt dem
Schleckermund. Machet trunkne Leute schlaf-
fen. Wir sind dem Noa sehr verbunden/ der den
Most hat erst erfunden/ der ihn schlaffen machen/
und entdecken solche Sachen/ die bey ihm verbor-
gen waren/ bey viel mehr als hundert Jahren.

Der Most hat die Deutung neuer Freunde/
wie der alte Wein die alten bedeutet. Sirach. 9/ 15.

Müd/

Morgenroͤte.
nun mehr die Huͤgel angeroͤtet. Das rote
Morgenliecht/ die liebliche Tagesbringerin. Die
fruͤhe Morgenwacht. Der Sonnẽ Brautmagd.
Der zweiffelhaffte Morgen/ erwecket neue Sor-
gen. Der Tau beſchoͤnet Laub und Gras/ die Voͤ-
gel mit verſuͤſſten Singen/ dem Moꝛgen manches
Loblied bringẽ/ in dem der Sonnẽ Pferde ſchwin-
gen/ den Wagen Himmel auf/ ſo bald ſie nur er-
wacht.

Die Morgenroͤte wird gebildet in Geſtalt
eines gefluͤgelten Kindes/ angethan mit einem
goldgelben Mantel/ in der Hand tragend eine
angebrennte Fackel/ oder Ampel. Dieſes Kind kan
auf dem Pegaſo oder gefluͤgelten Pferd rennen/
und mit der andern Hand Blumen ausſtreuen.
☞Sonne.

312. Moſt.

Der neue Rebenſafft/ der noch truͤbe/ unreine/
erſtgekelderte/ unlautre/ ſuͤſſe/ ungeſunde/ hitzige/
fette/ Rebenerftling/ Moſt triefet von der Kelter
ab/ wird mit Fuͤſſen ausgepreſſet und beliebt dem
Schleckermund. Machet trunkne Leute ſchlaf-
fen. Wir ſind dem Noa ſehr verbunden/ der den
Moſt hat eꝛſt erfunden/ deꝛ ihn ſchlaffen machen/
und entdecken ſolche Sachen/ die bey ihm verbor-
gen waren/ bey viel mehr als hundert Jahren.

Der Moſt hat die Deutung neuer Freunde/
wie deꝛ alte Wein die altẽ bedeutet. Sirach. 9/ 15.

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[352[350]/0382] Morgenroͤte. nun mehr die Huͤgel angeroͤtet. Das rote Morgenliecht/ die liebliche Tagesbringerin. Die fruͤhe Morgenwacht. Der Sonnẽ Brautmagd. Der zweiffelhaffte Morgen/ erwecket neue Sor- gen. Der Tau beſchoͤnet Laub und Gras/ die Voͤ- gel mit verſuͤſſten Singen/ dem Moꝛgen manches Loblied bringẽ/ in dem der Sonnẽ Pferde ſchwin- gen/ den Wagen Himmel auf/ ſo bald ſie nur er- wacht. Die Morgenroͤte wird gebildet in Geſtalt eines gefluͤgelten Kindes/ angethan mit einem goldgelben Mantel/ in der Hand tragend eine angebrennte Fackel/ oder Ampel. Dieſes Kind kan auf dem Pegaſo oder gefluͤgelten Pferd rennen/ und mit der andern Hand Blumen ausſtreuen. ☞Sonne. 312. Moſt. Der neue Rebenſafft/ der noch truͤbe/ unreine/ erſtgekelderte/ unlautre/ ſuͤſſe/ ungeſunde/ hitzige/ fette/ Rebenerftling/ Moſt triefet von der Kelter ab/ wird mit Fuͤſſen ausgepreſſet und beliebt dem Schleckermund. Machet trunkne Leute ſchlaf- fen. Wir ſind dem Noa ſehr verbunden/ der den Moſt hat eꝛſt erfunden/ deꝛ ihn ſchlaffen machen/ und entdecken ſolche Sachen/ die bey ihm verbor- gen waren/ bey viel mehr als hundert Jahren. Der Moſt hat die Deutung neuer Freunde/ wie deꝛ alte Wein die altẽ bedeutet. Sirach. 9/ 15. Muͤd/

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 352[350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/382>, abgerufen am 26.11.2024.