Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Rauchwerk.
und kan dem Höchsten GOTT/ mit dem Gebet
gefallen:
Wann nur der waare Glaub den Weyrauch
zündet an/
Wird das Hertz ein Altar/ dar auf es brennen
kan.

Also sagt der Rauch in der Rähtsel. Sonsten
wird er genennet düster/ aufwallend/ blau/ würb-
lend/ deß Holtzes Wasser Dufft etc. Der bittre Au-
gen Feind.

Der Rauch hat die Deutung der Nichtig-
keit und Eitelkeit.

367. Recht.

Das gewisse/ sichre/ auf die Natur gegründe
Recht und Billigkeit/ das allgemeine Recht
schaut nicht auff die Person/ verachtet die Ge-
schenk' und heischet keinen Lohn. Das Recht hat
eine Wäxerne Nasen/ gefolgig deß Gelehrten
Hand/ das heilige/ alte/ durchgehende/ beliebte/
burgerliche in der Natur und deß Menschen Ver-
stand unwandelbare Recht wird durch der Men-
schen Trug und Klugheit mit Zweiffel unterbro-
chen. Gerechtigkeit.

368. Rede.

Die Rede ist der Dolmetscher der Gedanken/
der Spiegel deß Hertzens/ die Abbildung mensch-
liches Sinnes/ der Herold deß Willens/ das
Band der Freundschafft/ die Erklärerin deß Ge-

mütes/
B b
Rauchwerk.
und kan dem Hoͤchſten GOTT/ mit dem Gebet
gefallen:
Wann nur der waare Glaub den Weyrauch
zuͤndet an/
Wird das Hertz ein Altar/ dar auf es brennen
kan.

Alſo ſagt der Rauch in der Raͤhtſel. Sonſten
wird er genennet duͤſter/ aufwallend/ blau/ wuͤrb-
lend/ deß Holtzes Waſſer Dufft ꝛc. Der bittre Au-
gen Feind.

Der Rauch hat die Deutung der Nichtig-
keit und Eitelkeit.

367. Recht.

Das gewiſſe/ ſichre/ auf die Natur gegruͤnde
Recht und Billigkeit/ das allgemeine Recht
ſchaut nicht auff die Perſon/ verachtet die Ge-
ſchenk’ und heiſchet keinen Lohn. Das Recht hat
eine Waͤxerne Naſen/ gefolgig deß Gelehrten
Hand/ das heilige/ alte/ durchgehende/ beliebte/
burgerliche in der Natuꝛ und deß Menſchen Ver-
ſtand unwandelbare Recht wird durch der Men-
ſchen Trug und Klugheit mit Zweiffel unterbro-
chen. ☞ Gerechtigkeit.

368. Rede.

Die Rede iſt der Dolmetſcher der Gedanken/
der Spiegel deß Hertzens/ die Abbildung menſch-
liches Sinnes/ der Herold deß Willens/ das
Band der Freundſchafft/ die Erklaͤrerin deß Ge-

muͤtes/
B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0417" n="387[385]"/>
              <fw place="top" type="header">Rauchwerk.</fw><lb/>
              <l>und kan dem Ho&#x0364;ch&#x017F;ten GOTT/ mit dem Gebet</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gefallen:</hi> </l><lb/>
              <l>Wann nur der waare Glaub den Weyrauch</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">zu&#x0364;ndet an/</hi> </l><lb/>
              <l>Wird das Hertz ein Altar/ dar auf es brennen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">kan.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Al&#x017F;o &#x017F;agt der Rauch in der Ra&#x0364;ht&#x017F;el. Son&#x017F;ten<lb/>
wird er genennet du&#x0364;&#x017F;ter/ aufwallend/ blau/ wu&#x0364;rb-<lb/>
lend/ deß Holtzes Wa&#x017F;&#x017F;er Dufft &#xA75B;c. Der bittre Au-<lb/>
gen Feind.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Rauch</hi> hat die Deutung der Nichtig-<lb/>
keit und Eitelkeit.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">367. Recht.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Das gewi&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ichre/ auf die Natur gegru&#x0364;nde<lb/>
Recht und Billigkeit/ das allgemeine Recht<lb/>
&#x017F;chaut nicht auff die Per&#x017F;on/ verachtet die Ge-<lb/>
&#x017F;chenk&#x2019; und hei&#x017F;chet keinen Lohn. Das Recht hat<lb/>
eine Wa&#x0364;xerne Na&#x017F;en/ gefolgig deß Gelehrten<lb/>
Hand/ das heilige/ alte/ durchgehende/ beliebte/<lb/>
burgerliche in der Natu&#xA75B; und deß Men&#x017F;chen Ver-<lb/>
&#x017F;tand unwandelbare Recht wird durch der Men-<lb/>
&#x017F;chen Trug und Klugheit mit Zweiffel unterbro-<lb/>
chen. &#x261E; Gerechtigkeit.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">368. Rede.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Die Rede i&#x017F;t der Dolmet&#x017F;cher der Gedanken/<lb/>
der Spiegel deß Hertzens/ die Abbildung men&#x017F;ch-<lb/>
liches Sinnes/ der Herold deß Willens/ das<lb/>
Band der Freund&#x017F;chafft/ die Erkla&#x0364;rerin deß Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b</fw><fw place="bottom" type="catch">mu&#x0364;tes/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387[385]/0417] Rauchwerk. und kan dem Hoͤchſten GOTT/ mit dem Gebet gefallen: Wann nur der waare Glaub den Weyrauch zuͤndet an/ Wird das Hertz ein Altar/ dar auf es brennen kan. Alſo ſagt der Rauch in der Raͤhtſel. Sonſten wird er genennet duͤſter/ aufwallend/ blau/ wuͤrb- lend/ deß Holtzes Waſſer Dufft ꝛc. Der bittre Au- gen Feind. Der Rauch hat die Deutung der Nichtig- keit und Eitelkeit. 367. Recht. Das gewiſſe/ ſichre/ auf die Natur gegruͤnde Recht und Billigkeit/ das allgemeine Recht ſchaut nicht auff die Perſon/ verachtet die Ge- ſchenk’ und heiſchet keinen Lohn. Das Recht hat eine Waͤxerne Naſen/ gefolgig deß Gelehrten Hand/ das heilige/ alte/ durchgehende/ beliebte/ burgerliche in der Natuꝛ und deß Menſchen Ver- ſtand unwandelbare Recht wird durch der Men- ſchen Trug und Klugheit mit Zweiffel unterbro- chen. ☞ Gerechtigkeit. 368. Rede. Die Rede iſt der Dolmetſcher der Gedanken/ der Spiegel deß Hertzens/ die Abbildung menſch- liches Sinnes/ der Herold deß Willens/ das Band der Freundſchafft/ die Erklaͤrerin deß Ge- muͤtes/ B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/417
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 387[385]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/417>, abgerufen am 22.11.2024.