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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Die Rose.
frangelben Zässerlein/ kleine langliche und gleich-
gefärbte Knöpflein. Die Rose weiset das Milch-
vermengte Blut der Liebes-Göttin Veneris/ in
einer Smaragdenen Schose/ der Blätlein. Die-
se Königin hat ihrer Dörner Scharwacht und
Schutzgewehr umb sich her stehen. Die schöne
und erstgeborne Tochter deß Mäyens/ wird von
dem linden Westenhauch beküsset. Die Dörner
sind ihre Kron/ die Bläter ihre Bekleidung/ der
Ast ihr Scepter und ihr Angesicht ist gleichsam
von der Natur mit Gold und Purpur beschönet.
Die Hundert Blätlein bedeuten ihre Vollstän-
dige und unbeständige Schönheit. Der Rosen
Leib-oder Liebfarbige Röte.

Die Rose.
Mein scharffgespitzter Pfeil der Erden Purpur
schutzet/
der gar auf kurtzer Zeit/ ist weißlich rot geputzet:
Das Hertz ist holdes Gold/ das erstlich ligt be-
deckt/
und in dem grünen Kelch' enthalten und ver-
steckt.

Die Rosen bedeuten Freude/ wie fast alle
Blumen/ und daher sagen die Weltkinder in dem
Buch der Weisheit: Lasset uns die Meyenblu-
men nicht versaumen/ sie bedeutet auch der Freu-
de Vergänglichkeit: Die Frülings-Rose kommt/
der Blumen Spitze mag bestehen wenig Tag/ der

zwey
B b v

Die Roſe.
frangelben Zaͤſſerlein/ kleine langliche und gleich-
gefaͤrbte Knoͤpflein. Die Roſe weiſet das Milch-
vermengte Blut der Liebes-Goͤttin Veneris/ in
einer Smaragdenen Schoſe/ der Blaͤtlein. Die-
ſe Koͤnigin hat ihrer Doͤrner Scharwacht und
Schutzgewehr umb ſich her ſtehen. Die ſchoͤne
und erſtgeborne Tochter deß Maͤyens/ wird von
dem linden Weſtenhauch bekuͤſſet. Die Doͤrner
ſind ihre Kron/ die Blaͤter ihre Bekleidung/ der
Aſt ihr Scepter und ihr Angeſicht iſt gleichſam
von der Natur mit Gold und Purpur beſchoͤnet.
Die Hundert Blaͤtlein bedeuten ihre Vollſtaͤn-
dige und unbeſtaͤndige Schoͤnheit. Der Roſen
Leib-oder Liebfarbige Roͤte.

Die Roſe.
Mein ſcharffgeſpitzter Pfeil der Erden Purpur
ſchutzet/
der gar auf kurtzer Zeit/ iſt weißlich rot geputzet:
Das Hertz iſt holdes Gold/ das erſtlich ligt be-
deckt/
und in dem gruͤnen Kelch’ enthalten und ver-
ſteckt.

Die Roſen bedeuten Freude/ wie faſt alle
Blumen/ und daher ſagen die Weltkinder in dem
Buch der Weiſheit: Laſſet uns die Meyenblu-
men nicht verſaumen/ ſie bedeutet auch der Freu-
de Vergaͤnglichkeit: Die Fruͤlings-Roſe kommt/
der Blumen Spitze mag beſtehen wenig Tag/ der

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[395[393]/0425] Die Roſe. frangelben Zaͤſſerlein/ kleine langliche und gleich- gefaͤrbte Knoͤpflein. Die Roſe weiſet das Milch- vermengte Blut der Liebes-Goͤttin Veneris/ in einer Smaragdenen Schoſe/ der Blaͤtlein. Die- ſe Koͤnigin hat ihrer Doͤrner Scharwacht und Schutzgewehr umb ſich her ſtehen. Die ſchoͤne und erſtgeborne Tochter deß Maͤyens/ wird von dem linden Weſtenhauch bekuͤſſet. Die Doͤrner ſind ihre Kron/ die Blaͤter ihre Bekleidung/ der Aſt ihr Scepter und ihr Angeſicht iſt gleichſam von der Natur mit Gold und Purpur beſchoͤnet. Die Hundert Blaͤtlein bedeuten ihre Vollſtaͤn- dige und unbeſtaͤndige Schoͤnheit. Der Roſen Leib-oder Liebfarbige Roͤte. Die Roſe. Mein ſcharffgeſpitzter Pfeil der Erden Purpur ſchutzet/ der gar auf kurtzer Zeit/ iſt weißlich rot geputzet: Das Hertz iſt holdes Gold/ das erſtlich ligt be- deckt/ und in dem gruͤnen Kelch’ enthalten und ver- ſteckt. Die Roſen bedeuten Freude/ wie faſt alle Blumen/ und daher ſagen die Weltkinder in dem Buch der Weiſheit: Laſſet uns die Meyenblu- men nicht verſaumen/ ſie bedeutet auch der Freu- de Vergaͤnglichkeit: Die Fruͤlings-Roſe kommt/ der Blumen Spitze mag beſtehen wenig Tag/ der zwey B b v

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 395[393]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/425>, abgerufen am 22.11.2024.