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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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III.
Die Historien oder Geschicht-Erzehlungen sind
mit einfältigen Worten fürgetragen; Gestalt ein
"Geschichtschreiber der Warheit allein verbun-
"den/ und sich mit vielen beygedichten zierlichen
"Worten zu weilen verdächtig machet. Wann
"aber die Gemüter zuerregen/ die Hertzen zube-
"wegen/ und in demselben Hoffnung oder Furcht
"auszuwürken ist/ da findet man alle Redneri-
"sche Poetische übertrefflichkeit in den Psalmen/
"in Job/ in den Propheten/ in dem Hohenlied
"Salomonis/ und sonderlich in den Episteln deß
H. Pauli/ der unter den XII. Aposteln zu den
Füssen Gamaliels allein das Gesetz studieret ge-
habt/ daß gewießlich der vollständige Nachdruck
der Grundsprach/ auch dem aller geübtsten Dol-
metscher zu schaffen machet/ wie hiervon urtheilt
August. l. 4. de Doctr. Christiana. c. 1. Hieher
gehöret/ was von deß H. Pauli Beredsamkeit in
der Apostelgesch. am 14. gelesen wird daß man
ihm nemlich für den Mercurium gehalten.

28. Diesemnach kan man in Geistlichen Re-
den und Gedichten keine Hertzbeweglichere Wort
und Red-Arten finden/ als die jenigen/ welche
von GOTT dem H. Geist/ durch die Männer
Gottes aufgezeichnet/ auf uns geerbet/ dieses
sind Wort deß Lebens welche die Gnaden dur-
stige Seelen/ mit voller Gnüge tränken und über-
schitten/ wie ein jeder glaubiger Christ und Kind

GOt-

III.
Die Hiſtorien oder Geſchicht-Erzehlungen ſind
mit einfaͤltigen Worten fuͤrgetragen; Geſtalt ein
„Geſchichtſchreiber der Warheit allein verbun-
„den/ und ſich mit vielen beygedichten zierlichen
„Worten zu weilen verdaͤchtig machet. Wann
„aber die Gemuͤter zuerregen/ die Hertzen zube-
„wegen/ und in demſelben Hoffnung oder Fuꝛcht
„auszuwuͤrken iſt/ da findet man alle Redneri-
„ſche Poëtiſche uͤbertrefflichkeit in den Pſalmen/
„in Job/ in den Propheten/ in dem Hohenlied
„Salomonis/ und ſonderlich in den Epiſteln deß
H. Pauli/ der unter den XII. Apoſteln zu den
Fuͤſſen Gamaliels allein das Geſetz ſtudieret ge-
habt/ daß gewießlich der vollſtaͤndige Nachdruck
der Grundſprach/ auch dem aller geuͤbtſten Dol-
metſcher zu ſchaffen machet/ wie hiervon urtheilt
Auguſt. l. 4. de Doctr. Chriſtiana. c. 1. Hieher
gehoͤret/ was von deß H. Pauli Beredſamkeit in
der Apoſtelgeſch. am 14. geleſen wird daß man
ihm nemlich fuͤr den Mercurium gehalten.

28. Dieſemnach kan man in Geiſtlichen Re-
den und Gedichten keine Hertzbeweglichere Wort
und Red-Arten finden/ als die jenigen/ welche
von GOTT dem H. Geiſt/ durch die Maͤnner
Gottes aufgezeichnet/ auf uns geerbet/ dieſes
ſind Wort deß Lebens welche die Gnaden dur-
ſtige Seelen/ mit voller Gnuͤge traͤnken und uͤber-
ſchitten/ wie ein jeder glaubiger Chriſt und Kind

GOt-
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[22/0054] III. Die Hiſtorien oder Geſchicht-Erzehlungen ſind mit einfaͤltigen Worten fuͤrgetragen; Geſtalt ein „Geſchichtſchreiber der Warheit allein verbun- „den/ und ſich mit vielen beygedichten zierlichen „Worten zu weilen verdaͤchtig machet. Wann „aber die Gemuͤter zuerregen/ die Hertzen zube- „wegen/ und in demſelben Hoffnung oder Fuꝛcht „auszuwuͤrken iſt/ da findet man alle Redneri- „ſche Poëtiſche uͤbertrefflichkeit in den Pſalmen/ „in Job/ in den Propheten/ in dem Hohenlied „Salomonis/ und ſonderlich in den Epiſteln deß H. Pauli/ der unter den XII. Apoſteln zu den Fuͤſſen Gamaliels allein das Geſetz ſtudieret ge- habt/ daß gewießlich der vollſtaͤndige Nachdruck der Grundſprach/ auch dem aller geuͤbtſten Dol- metſcher zu ſchaffen machet/ wie hiervon urtheilt Auguſt. l. 4. de Doctr. Chriſtiana. c. 1. Hieher gehoͤret/ was von deß H. Pauli Beredſamkeit in der Apoſtelgeſch. am 14. geleſen wird daß man ihm nemlich fuͤr den Mercurium gehalten. 28. Dieſemnach kan man in Geiſtlichen Re- den und Gedichten keine Hertzbeweglichere Wort und Red-Arten finden/ als die jenigen/ welche von GOTT dem H. Geiſt/ durch die Maͤnner Gottes aufgezeichnet/ auf uns geerbet/ dieſes ſind Wort deß Lebens welche die Gnaden dur- ſtige Seelen/ mit voller Gnuͤge traͤnken und uͤber- ſchitten/ wie ein jeder glaubiger Chriſt und Kind GOt-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/54>, abgerufen am 27.11.2024.