Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Der versöhnliche Joseph. zu Vollziehung meiner Träume die jetzund für Augenseind/ daß ich vor euch her musst gehen. " GOttes Raht und Menschen Denken/ fernet grosser Unterscheid: Dann GOtt hat mich frey gemachet/ die ihr in die Knechtschafft Fessel mich verkauffet vor der Zeit: Die ihr meinen Traum verlachet musste selbes Ursach seyn. Euer Neid macht diese Freud/ und daß ihr mich wollen töden/ hat mich endlich in Egypten/ nach besiegter Traurig- keit/ für den König machen reden. " Ohne GOtt kan nichts geschehen/ was geschihet in der Welt. Er kan aller Hertzen leiten/ wie man führt die hellen Bäche schlankend durch das dörre Feld in den heissen Sommers Zeiten. " GOttes Weisheit ist verborgen/ wie die Quelle von dem Fluß/ " der schlurfft durch die grünen Auen: Aber aus was Felsengrufften triefe solcher Wasserguß/ können wir mit nichten schauen. GOtt weiß/ warumb das erfolget/ warumb jenes nicht verbleibt; Er kan/ was noch nicht ist/ sehen/ und was für der Menschen Augen böß vermeintes Mit- tel treibt/ muß zu gutem End geschehen. GOtt kan in Versuchung führen/ in Gefängniß Schad und Band; Er kan stürtzen und erhöhen Er hält mächtiglich zu rucke die vermessne Mörderhad/ daß sie nicht kan ferners gehen/ Al-
Der verſoͤhnliche Joſeph. zu Vollziehung meiner Traͤume die jetzund fuͤr Augenſeind/ daß ich vor euch her muſſt gehen. „ GOttes Raht und Menſchen Denken/ fernet groſſer Unterſcheid: Dann GOtt hat mich frey gemachet/ die ihr in die Knechtſchafft Feſſel mich verkauffet vor der Zeit: Die ihr meinen Traum verlachet muſſte ſelbes Urſach ſeyn. Euer Neid macht dieſe Freud/ und daß ihr mich wollen toͤden/ hat mich endlich in Egypten/ nach beſiegter Traurig- keit/ fuͤr den Koͤnig machen reden. „ Ohne GOtt kan nichts geſchehen/ was geſchihet in der Welt. Er kan aller Hertzen leiten/ wie man fuͤhrt die hellen Baͤche ſchlankend durch das doͤrre Feld in den heiſſen Sommers Zeiten. „ GOttes Weiſheit iſt verborgen/ wie die Quelle von dem Fluß/ „ der ſchlurfft durch die gruͤnen Auen: Aber aus was Felſengrufften triefe ſolcher Waſſerguß/ koͤnnen wir mit nichten ſchauen. GOtt weiß/ warumb das erfolget/ warumb jenes nicht verbleibt; Er kan/ was noch nicht iſt/ ſehen/ und was fuͤr der Menſchen Augen boͤß vermeintes Mit- tel treibt/ muß zu gutem End geſchehen. GOtt kan in Verſuchung fuͤhren/ in Gefaͤngniß Schãd und Band; Er kan ſtuͤrtzen und erhoͤhen Er haͤlt maͤchtiglich zu rucke die vermeſſne Moͤrderhãd/ daß ſie nicht kan ferners gehen/ Al-
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Der verſoͤhnliche Joſeph.
zu Vollziehung meiner Traͤume die jetzund fuͤr Augen
ſeind/
daß ich vor euch her muſſt gehen.
„ GOttes Raht und Menſchen Denken/ fernet groſſer
Unterſcheid:
Dann GOtt hat mich frey gemachet/
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der Zeit:
Die ihr meinen Traum verlachet
muſſte ſelbes Urſach ſeyn. Euer Neid macht dieſe Freud/
und daß ihr mich wollen toͤden/
hat mich endlich in Egypten/ nach beſiegter Traurig-
keit/
fuͤr den Koͤnig machen reden.
„ Ohne GOtt kan nichts geſchehen/ was geſchihet in
der Welt.
Er kan aller Hertzen leiten/
wie man fuͤhrt die hellen Baͤche ſchlankend durch das
doͤrre Feld
in den heiſſen Sommers Zeiten.
„ GOttes Weiſheit iſt verborgen/ wie die Quelle von
dem Fluß/
„ der ſchlurfft durch die gruͤnen Auen:
Aber aus was Felſengrufften triefe ſolcher Waſſerguß/
koͤnnen wir mit nichten ſchauen.
GOtt weiß/ warumb das erfolget/ warumb jenes nicht
verbleibt;
Er kan/ was noch nicht iſt/ ſehen/
und was fuͤr der Menſchen Augen boͤß vermeintes Mit-
tel treibt/
muß zu gutem End geſchehen.
GOtt kan in Verſuchung fuͤhren/ in Gefaͤngniß Schãd
und Band;
Er kan ſtuͤrtzen und erhoͤhen
Er haͤlt maͤchtiglich zu rucke die vermeſſne Moͤrderhãd/
daß ſie nicht kan ferners gehen/
Al-
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