Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Die siegende Jael. Wol/ weil der HERR Zebaoth hat Sissera besie-get: GOtt hat uns heimgesucht! Hier Abinoams Sohn/ hier ist den du gesuchet! Schau dein und unser Feind liegt hier tod auf der Erd! GOtt aller Stoltzling Trotz hat Sissera verfluchet/ der unser Land begehrt. Ein Weib/ ein schwaches Weib hat Jabins Macht ge- schlagen! Der hat das Heer geführt/ der erst gerissen aus/ vertraute seinem Fuß vielmehr als seinem Wagen und kam in Hebers Haus. Jn meinem Hütten Zelt war Sissera verstecket: Den Becher mit der Milch gab ich ihm in die Hand/ Das war der Schlafetrunk/ dann niemand ihn erwe- cket aus diesem Todesband. Er war sehr müd und laß/ und sprach: ach laß mich schlaffen/ und ruhen wolverdeckt: tritt unter deine Thür/ und wann man fragen solt nach mir/ und meinem Waf- fen/ sag: niemand seye hier! Der sich verlassen hat/ auf seinen Eisern Wagen/ dem hat deß Eisens Spitz den weichen Schlaf durch- bort: Ja/ meine kühne Faust hat ihm sein Haubt durchschla- gen/ zuquetschet und ermordt. Wie sich die Schlange krümmt/ wann man sie hat ge- stochen: So krümmt sich Sissera/ der offt ergiffte Held erlangt verdienten Lohn: und deß Tyrannen pochen hat nun ein Weib gefällt. Wol
Die ſiegende Jael. Wol/ weil der HERR Zebaoth hat Siſſera beſie-get: GOtt hat uns heimgeſucht! Hier Abinoams Sohn/ hier iſt den du geſuchet! Schau dein und unſer Feind liegt hier tod auf der Erd! GOtt aller Stoltzling Trotz hat Siſſera verfluchet/ der unſer Land begehrt. Ein Weib/ ein ſchwaches Weib hat Jabins Macht ge- ſchlagen! Der hat das Heer gefuͤhrt/ der erſt geriſſen aus/ vertraute ſeinem Fuß vielmehr als ſeinem Wagen und kam in Hebers Haus. Jn meinem Huͤtten Zelt war Siſſera verſtecket: Den Becher mit der Milch gab ich ihm in die Hand/ Das war der Schlafetrunk/ dann niemand ihn erwe- cket aus dieſem Todesband. Er war ſehr muͤd und laß/ und ſprach: ach laß mich ſchlaffen/ und ruhen wolverdeckt: tritt unter deine Thuͤr/ und wann man fragen ſolt nach mir/ und meinem Waf- fen/ ſag: niemand ſeye hier! Der ſich verlaſſen hat/ auf ſeinen Eiſern Wagen/ dem hat deß Eiſens Spitz den weichẽ Schlaf durch- bort: Ja/ meine kuͤhne Fauſt hat ihm ſein Haubt durchſchla- gen/ zuquetſchet und ermordt. Wie ſich die Schlange kruͤmmt/ wann man ſie hat ge- ſtochen: So kruͤmmt ſich Siſſera/ der offt ergiffte Held erlangt verdienten Lohn: und deß Tyrannen pochen hat nun ein Weib gefaͤllt. Wol
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Die ſiegende Jael.
Wol/ weil der HERR Zebaoth hat Siſſera beſie-
get:
GOtt hat uns heimgeſucht!
Hier Abinoams Sohn/ hier iſt den du geſuchet!
Schau dein und unſer Feind liegt hier tod auf der
Erd!
GOtt aller Stoltzling Trotz hat Siſſera verfluchet/
der unſer Land begehrt.
Ein Weib/ ein ſchwaches Weib hat Jabins Macht ge-
ſchlagen!
Der hat das Heer gefuͤhrt/ der erſt geriſſen aus/
vertraute ſeinem Fuß vielmehr als ſeinem Wagen
und kam in Hebers Haus.
Jn meinem Huͤtten Zelt war Siſſera verſtecket:
Den Becher mit der Milch gab ich ihm in die Hand/
Das war der Schlafetrunk/ dann niemand ihn erwe-
cket
aus dieſem Todesband.
Er war ſehr muͤd und laß/ und ſprach: ach laß mich
ſchlaffen/
und ruhen wolverdeckt: tritt unter deine Thuͤr/
und wann man fragen ſolt nach mir/ und meinem Waf-
fen/
ſag: niemand ſeye hier!
Der ſich verlaſſen hat/ auf ſeinen Eiſern Wagen/
dem hat deß Eiſens Spitz den weichẽ Schlaf durch-
bort:
Ja/ meine kuͤhne Fauſt hat ihm ſein Haubt durchſchla-
gen/
zuquetſchet und ermordt.
Wie ſich die Schlange kruͤmmt/ wann man ſie hat ge-
ſtochen:
So kruͤmmt ſich Siſſera/ der offt ergiffte Held
erlangt verdienten Lohn: und deß Tyrannen pochen
hat nun ein Weib gefaͤllt.
Wol
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 522[520]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/552>, abgerufen am 26.06.2024. |